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0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

Titel: 0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg
Autoren: Jason Dark
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aufeinander!
    ***
    Meine linke Hand hatte noch gezuckt. Es war ein Reflex gewesen, um die Rose aufzufangen. Im letzten Augenblick hatte ich die Hand wieder zurückgezogen und stattdessen die rechte in die Höhe gedrückt.
    Das Kreuz stoppte die Rose. Es konnte sie natürlich nicht halten, sie rutschte ab, aber da hatte ich mich bereits so gedreht, dass ich mein Kreuz auf die Blume drücken konnte, als sie den Boden berührte.
    Der Schrei war schlimm.
    Ausgestoßen hatte ihn Dorothy Lockhead, und er wuchs zu einem regelrechten Inferno an, als er in meinen Ohren gellte. Ich wusste nicht, wohin ich zuerst schauen sollte, und entschied mich für die Rose.
    Sie verging.
    Die Macht des geweihten Kreuzes, vielleicht auch die Weihe der Erzengel zerstörten das, was einmal böses Leben gebracht hatte.
    Zerdrückt war die Knospe, rechts und links der Kreuzbalken schoben sich die Blätter hervor, die allmählich ihre satte rote Farbe verloren und blass wurden.
    Erst weiß, dann grau und schließlich schwarz. Bis sie nur noch verkohlt waren.
    Ich richtete mich auf.
    Das Skelett schrie nicht mehr, aber ich kam gerade richtig, um zu sehen, wie das Licht verschwand. Ein Vorgang wie bei der Rose, denn auch hier änderte sich die Farbe, da die Helligkeit vom flackernden Fackellicht aufgesaugt zu werden schien.
    Das Skelett stand noch.
    Es sah aus wie immer, hatte seine Arme rechts und links des Knochenkörpers nach unten sinken lassen, und doch war es irgendwie anders als noch vor einigen Minuten.
    Es kam mir schlaff vor, ohne magische Energie, auch ohne Willen.
    Als ich aufstand, ließ ich es ebenfalls nicht aus den Augen, dennoch traute ich dem Frieden nicht.
    Hilfreiche Hände stützten mich. Ich drehte den Kopf und sah Suko hinter mir.
    »Das haben wir geschafft!« flüsterte er. »Auch das andere Licht ist zusammengebrochen.«
    »Meinst du?«
    »Bestimmt.«
    Nein, es war noch nicht zu Ende. Das letzte Drama lagnoch vor uns. Und es spielte sich zwischen den beiden Lockheads ab. Thelma Lockhead war es, die anfing und auf ihre Ahnherrin zulief.
    Dabei schleiften ihre Füße über den Boden. Jeder machte ihr Platz, sogar wir traten zur Seite, denn wir ahnten, dass dies eine Sache zwischen den beiden war.
    »Dorothy!« röhrte Thelma. »Dorothy…« Ihr Gang wurde schleppender. Sie war wieder ein Mensch geworden, wirkte aber alt und grau im Gesicht. Wir konnten zuschauen, wie die Haut runzeliger wurde und schrumpfte.
    »Die hat es voll erwischt«, flüsterte Suko.
    Ich widersprach nicht, wir konnten auch nicht mehr eingreifen.
    Was es jetzt noch gab, mussten die beiden unter sich ausmachen.
    »Ich bin jetzt bei dir«, sagte Thelma. »Ich werde dich… Du hast mich verraten. Ich spüre, wie mein Leben aus dem Körper rinnt, aber ich will nicht so werden wie du. Ich will nicht sterben, nicht für alle Ewigkeiten eingeschlossen sein. Nein!« Sie schüttelte den Kopf, ging weiter, und ihre Ahnherrin tat nichts, um sie aufzuhalten.
    Dorothy stand steif auf dem Fleck, schaute ihr entgegen und war ohne Blume.
    Noch zwei, drei Schritte, dann mussten die beiden Frauen zusammentreffen. Auch die übrigen Mitglieder des Clans wagten kaum zu atmen. Sie standen da, starrten, staunten, und auf ihren Gesichtern hatten sich der Unglaube und das Nichtbegreifen ausgebreitet.
    Durch die Zerstörung der Rose mussten sie aus dem Bann befreit worden sein. Besser hatte es für sie nicht laufen können. Nur eben die eine konnte den Bann nicht abschütteln.
    »Du hast uns in die Irre geführt…« Thelma brachte die Worte nur mehr stockend hervor, denn auch ihre Stimme hatte sich verändert.
    Sie war alt geworden, brüchig und passte zu dem greisenhaften Aussehen, das die Frau mittlerweile angenommen hatte.
    Wie eine Hundertjährige kam sie uns vor, aber sie hattedennoch die Kraft, die Arme zu heben um sich am Umhang festzuhalten.
    Was keiner geschafft hatte, brachte sie fertig!
    Mit einem wütenden Ruck schleuderte sie den Umhang zur Seite, stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knochenschultern des Skeletts ab und brachte mühsam die nächsten Worte hervor.
    »Getäuscht hast du uns. Du Verdammte hast uns alle getäuscht und mir das Leben genommen. Ich werde älter, ich werde vergehen oder leben, wie du gelebt hast, aber die Rose ist zerstört, und deshalb will ich auch dich zerstören, Lady Dorothy Lockhead.«
    Thelma besaß nur noch ihre Hände als Waffen. Die setzte sie auch ein. Mühsam brachte sie ihre Hände an die Kehle ihrer Ahnherrin.
    Die Finger
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