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0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

Titel: 0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg
Autoren: Jason Dark
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Gebeinen und Schädeln hervor. Dabei schleuderte ich noch einige Knochen und Schädel zur Seite, die manchmal bis an die Wand flogen und dort mit platzenden Geräuschen zerbrachen, bevor die zersplitterten Stücke zu Boden flogen und dort liegen blieben.
    Ich musste dem Skelett wie ein Geist vorgekommen sein, als ich aus den Knochen schnellte und plötzlich auf die Horrorgestalt zuschoss. Sie wollte noch zur Seite weg, das schaffte sie nicht mehr, denn mein Griff war schneller.
    Ich bekam den Umhang zu packen und wirbelte die Gestalt herum.
    Plötzlich befand sich das Kreuz nur noch eine Handlänge von ihrer Knochenfratze entfernt, und die Gestalt hörte meine geflüsterten Worte. »Keine Bewegung mehr!«
    Lady Dorothy stand steif. Nicht mal ein Zittern spürte ich. In meinen Händen schien sich ein Eisblock zu befinden, so kalt waren auch die Knochen.
    In den fleischlosen Händen hielt sie nach wie vor den Stiel der Rose. Diese Blume war es, von der ich ebenfalls schon etwas gehört hatte, und ich nahm ihren Duft wahr. Eigentlich war es schon ein widerlicher Gestank, der sich aus dem gesamten Moderduft einer längst vergessenen Zeit zusammensetzte und mir entgegenwehte.
    Die Blume war wichtig, aber nicht wichtiger als mein Freund Suko. Wenn ich an dem blanken Schädel vorbeischaute, konnte ich ihn sehen. Er lag am Boden. Man hatte ihn an einen schweren Gegenstand gefesselt, sodass er sich nicht rühren konnte, und dieser Gegenstand erinnerte mich an einen Sargdeckel.
    »Gut«, sagte ich zu den blanken Überresten der Lady Dorothy.
    »Bis jetzt hast du gewonnen, nun aber bin ich an der Reihe. Sag deinen Dienern, sie sollen meinen Freund befreien. Aber schnell!«
    Ich zischte die Worte durch die Zähne, und der Tonfall meiner Stimme hatte ihnen auch einen genügenden Nachdruck verliehen.
    Hinzu kam die Bedrohung durch das Kreuz, dessen Silberhaut im Licht der Fackeln einen rötlichen Schimmer bekommen hatte.
    Zum ersten Mal vernahm ich die Stimme der Lady Dorothy aus der Nähe. Sie passte einfach zu dieser Gruft, weil sie sehr dumpf klang, und sie gab meinen Befehl weiter.
    »Schneidet ihn los!«
    Keiner rührte sich. Bis auf unsere Freundin Thelma, die sich aus dem Kreis löste, einen zögernden Schritt nach vorn ging und den Kopf schüttelte. »Aber das können wir doch nicht machen.«
    »Und ob ihr das könnt«, erwiderte ich. »Sie werden ihn nämlich von seinen Fesseln befreien.«
    »Nein!«
    »Doch!« hielt ich dagegen. »Oder wollen Sie, dass dieses Skelett zerstört wird?«
    Sie dachte noch einen Moment über meine Worte nach und hob die Schultern. Es war eine bezeichnende Geste. Im Moment hatten alle aufgegeben, ich hoffte, dass es auch so bleiben würde.
    »Und nicht mit dem Messer!« rief ich noch. Wenn sie nämlich eine Waffe hatte, war es nicht schwer, ein Patt herzustellen. Aber die Gefahr war vorerst nicht gegeben.
    Thelma bückte sich und fummelte mit beiden Händen an den Knoten herum. Als sie die ersten beiden gelöst hatte, konnte Suko den Rest der Fesseln von allein sprengen.
    Die Stricke peitschten neben ihm zu Boden, und Suko konnte sich in die Höhe stemmen. Er war ziemlich wacklig auf den Beinen. Das lange Liegen hatte seinem Kreislauf nicht besonders gut getan. Aber er konnte sich halten und schaute sich auch um.
    »Bist du okay?« fragte ich ihn.
    »Ja.«
    »Dann gib auf die anderen Acht, dass sie keinen Unsinn machen. Ich kümmere mich um meine Freundin hier.«
    Suko und ich waren ein hervorragend eingespieltes Team. Da konnte sich einer auf den anderen verlassen. Auch in diesem Fall lief alles glatt. Selbst Thelma unternahm nichts mehr, um die Lage zu ihren Gunsten zu verändern. Ich konnte mich endlich um die Skelettdame kümmern. Ich drückte sie so weit herum, dass sie mit dem Rücken gegen die Wand wies und in den Lichtkreis einer Fackel geriet. Der Schatten dieses Monstrums zeichnete sich ungewöhnlich an den dicken Steinen ab, und auch die Rose stach wie ein dunkler Stab als Schattenriss hervor.
    »Das war’s dann wohl«, sagte ich. »Jetzt brauche ich nur noch deine verdammte Rose. Gib sie her!«
    Dorothy Lockhead zögerte. Ich sah ihr an, dass sie nicht so recht wollte, und sie schüttelte auch ihren alten Knochenschädel.
    »Der Vampir fürchtete das Kreuz. Du wirst es auch fürchten, oder soll ich es gegen deinen Schädel rammen, damit er zertrümmert wird?«
    »Ich gebe dir die Rose!«
    Plötzlich gab sie mir die Antwort, und sie überraschte mich auch damit. Deshalb war ich
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