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0368 - Alptraumzeit

0368 - Alptraumzeit

Titel: 0368 - Alptraumzeit
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unterhalten.«
    »Gibt’s keinen ruhigeren Fleck?« wandte Zamorra ein.
    »Wieso? Die Mädchen sind nirgends so süß wie hier. Sicher, dem örtlichen Frauenverein ist es ein Dorn im Auge, aber solange der Bürgermeister hier Stammgast ist, denkt keiner daran, den Schuppen dichtmachen zu lassen. Außerdem würden die Goldsucher uns dann die Stadt auseinandernehmen.«
    Zamorra und Nicole sahen sich an. Offenbar feierte hier der Wilde Westen fröhliche Urständ’.
    »Vielleicht gibt es ein ruhigeres Lokal. Oder wir lassen uns Getränke ins Hotelzimmer bringen. Ich lade Sie ein, Sheriff.«
    »Nun machen Sie es nicht so umständlich«, knurrte Bountville. »Kommen Sie mit rein, dann reden wir. Oder lassen Sie es bleiben. Aber morgen im Office bin ich wesentlich unfreundlicher und amtlicher als hier und jetzt, all right?«
    Zamorra seufzte.
    Bountville steuerte zielbewußt eine Nische an, in der eine gemütliche Sitzecke eingerichtet war. Verblüffenderweise war es hier fast ruhig, so daß man sich unterhalten konnte.
    »Erzählen Sie uns etwas über Joany Lawrence«, bat Zamorra. »Sie haben ihr doch gegenübergestanden. Hat sie irgendwelche Andeutungen gemacht?«
    »Nee. Sie war nur einfach da und behauptete, sie habe nicht im Flugzeug gesessen. Das ist alles.«
    »Hat sie ausgesagt, wie sie statt dessen hierher gekommen ist? Sie war doch irgendwo unterwegs, nicht?«
    »Sie kam wohl aus Mount Isa«, sagte Bountville. »Warum interessieren Sie sich eigentlich dafür?«
    »Ich bin Parapsychologe«, sagte Zamorra. »Ich befasse mich mit unerklärlichen Phänomenen.«
    »Auch so eine brotlose Kunst«, behauptete Bountville. »Werden Sie Sheriff, dann haben Sie einen krisensicheren, vernünftigen Job, müssen nicht verstaubt und durstig herumlaufen…« Er nahm einen kräftigen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken den Bierschaum vom Mund. »Glauben Sie, Sie kriegen’s raus?« fragte er plötzlich.
    »Was? Das Absturzrätsel?«
    »Ja.«
    »Ich hoffe es«, sagte Zamorra.
    Bountville beugte sich vor. Sein Gesicht verdüsterte sich. »Hören Sie, Professorchen«, sagte er. »Meine Unterstützung haben Sie. Ich habe mir in den letzten Tagen so meine Gedanken gemacht. Die Sache ist zu ungereimt, und ich hasse Ungereimtheiten. Sie muß im Flugzeug gewesen sein. Ich weiß nicht, warum die Zeugen, die sie einsteigen sahen, sich plötzlich nicht mehr daran erinnern. Vielleicht sind sie bestochen worden. Aber weshalb? Ich weiß auch nicht, warum die Maschine den Umweg über die Wüste genommen hat. Die Absturzstelle liegt weit vom Kurs ab, sehr weit. Warum ist das Flugzeug in der Luft explodiert? Die Experten, die die Reste untersucht haben, sind ratlos. Es gibt keinen ersichtlichen Grund. Einer behauptete, das Flugzeug sei mit etwas zusammengestoßen, aber es gibt keine Bruchstücke eines anderen Objektes. Vielleicht war es ein UFO oder sonstwas. Professor, da ist was faul, und ich will wissen, was das ist. Zumal diese Joany Lawrence nicht irgendwer ist. Ihr und ihrem Partner Jeromee gehört die größte Minen-Holding Australiens. Wo ein kleiner Sheriff einen ganzen Monat lang Staub schlucken muß, zwinkern die beiden einmal mit den Lidern und haben dasselbe Geld verdient. Dabei sind sie erst vor ein paar Jahren auf der Szene erschienen.«
    »Interessant«, warf Nicole ein.
    »Ja, verdammt interessant, Lady. Ich habe mir früher gar nichts dabei gedacht. Aber es ist schon verblüffend. Da tauchen diese beiden Menschen gewissermaßen aus dem Nichts auf, siedeln sich hier an, und von einem Tag auf den anderen gehören ihnen fast alle Bergbaubetriebe hier in der Gegend. Keiner kann sich erklären, wie sie daran gekommen sind. Käufe über Strohmänner, und plötzlich waren Jeromee und Lawrence ganz groß da. Sie haben sich hier angesiedelt, am Buchanan-Fluß, und…«
    »Was und?« hakte Zamorra nach, als der Sheriff verstummte.
    »Hm«, machte Bountville. »Ich weiß nicht recht… sehen Sie, wir haben hier eine Menge Aborigines. Sie wohnen am Rand von Alexandria in ein paar heruntergekommenen Hütten, leben von der Fürsorge wie alle Ureinwohner, verbringen den Tag mit Nichtstun und Biertrinken… aber irgend etwas ist anders geworden, seit Jeromee seinen Bungalow angelegt hat.«
    »Was wurde anders?« fragte Nicole.
    »Ich kann’s nicht so richtig erklären«, sagte er. »Aber irgendwie… haben sie sich verändert. Nicht, daß sie jetzt aufsässig oder noch phlegmatischer geworden wären. Aber da ist etwas in ihren Augen,
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