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0368 - Alptraumzeit

0368 - Alptraumzeit

Titel: 0368 - Alptraumzeit
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kilometer entfernt befand sich das Jeromee-Anwesen. Das verloren wirkende Gattertor an der Einmündung der Privatstraße in den von Alexandria nach Soudan führenden Highway war offen, ein Zeichen dafür, daß die Jeromee-Leute nicht nur anwesend waren, sondern auch Besuch nicht unerwünscht war. Andernfalls wäre das Tor geschlossen gewesen. Einen Zaun, der dem Tor in den Augen eines Europäers erst die Existenzberechtigung gegeben hätte, gab es nicht; das Gattertor war Symbol, mehr nicht.
    Vor dem Geländewagen tauchte jetzt ein kleineres Areal auf, das allerdings von einem Zaun umgeben war. Auch hier gab es ein Tor, diesmal bestehend aus einer heruntergelassenen Schranke. Kurz davor befand sich eine Steinsäule mit eingebauter Sprechanlage. Bountville war sicher, daß es auch eine Kameraüberwachung geben mußte. Bountville hielt an und kurbelte die Scheibe herunter. Sein Finger berührte den Rufschalter. Kurz darauf knackte es im Lautsprecher, und eine Stimme fragte deutlich: »Wer ist da?«
    »Bountville«, sagte er kurz.
    »Fahren Sie durch, Mark.«
    Die Schranke hob sich. Mark gab Gas und fuhr hindurch. Direkt hinter dem Wagen senkte sich die Sperre wieder. Mark Bountville kurbelte die Scheibe wieder hoch. Er haßte Staub und Flugsand im Wageninneren. Dabei wußte er genau, daß der »Bulldust« selbst durch die kleinsten Ritzen und Fugen drang, ob das Fenster offen war oder nicht.
    Der Geländewagen rollte über eine baumbeschattete Allee zum Bungalow. Bountville hatte nie begriffen, mit welchen Mitteln Wilbur Jeromee dieses Anwesen in einen ganzjährig blühenden, grünen Park verwandelt hatte. Er mußte über unterirdisch angelegte Wasserspeicher verfügen, denn es gab keine Fernleitungen, und Fluß und See trockneten immer bald wieder aus. Der Lake Buchanan war also für dieses kleine Paradies nicht verantwortlich zu machen.
    Die befestigte Allee endete auf einem kleinen Platz, hinter dem sich der weiße, im Sonnenlicht leuchtende Bungalow erhob. Auf dem Platz standen schwere, teure Limousinen und geländegängige Fahrzeuge, einige frisch gewaschen und glänzend, andere verstaubt. Auf einer großen Grünfläche parkte ein Hubschrauber. Wilbur Jeromee war steinreich. Man raunte sich zu, daß ihm und seiner Geschäftspartnerin Joany Lawrence eine große Minengesellschaft gehörte, die mit zahlreichen Unterfirmen überall in den australischen Territorien nach Gold, Kupfer und anderen Buntmetallen schürfte. In Mount Isa sollte ihnen gar das größte der Buntmetall-Hüttenwerke gehören. Genaues wußte selbst der Sheriff von Alexandria nicht. Es reichte ihm, daß Jeromee sich hier niedergelassen hatte, kaum mehr als zwanzig Kilometer von der Stadt entfernt, und daß es hin und wieder Feiern und Empfänge gab, auf denen ein armer Sheriff auch mal umsonst essen und trinken konnte.
    Jetzt, dachte Bountville, wird Jeromee die Firmen wahrscheinlich allein weiterführen müssen. Er war gespannt, wie der Industrielle die Nachricht verkraften würde. Man sagte, Joany Lawrence und er seien nicht nur durch das Geschäft miteinander verbunden gewesen.
    Bountville hatte sich während der ganzen Fahrt seine Worte immer wieder neu zurechtgelegt und wußte immer noch nicht, wie er es Jeromee am besten sagen würde. Er reihte seinen Dienstwagen neben den Fahrzeugen des Hauses ein, stieg aus und stakste auf den großzügig verglasten Eingang des Bungalows zu. Die Tür wurde geöffnet. Ein trotz der Nachmittagshitze korrekt gekleideter Butler neigte grüßend den Kopf und bat den Sheriff, ihm durch das Haus zu folgen.
    Wilbur Jeromee erwartete Bountville draußen auf der großen Marmorterrasse, der ein Swimming-pool angegliedert war - in dieser gottverlassenen Gegend ein unerhörter Luxus, wie das ganze Anwesen eben eine luxuriöse Oase war. Das Unnatürliche war hier allgegenwärtig.
    »Hallo, Mark«, sagte Jeromee. »Was treibt Sie zu dieser Tageszeit hierher? Suchen Sie einen entsprungenen Sträfling?«
    Er war schlank und hochgewachsen und mochte um die vierzig Jahre zählen. Er trug luftige Freizeitkleidung und einen breitrandigen Strohhut, der ihn vor der heißen Sonne schützte.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Ja«, sagte Bountville. »Einen Whisky, wenn’s recht ist. Ich glaube, Sie werden ihn gleich auch brauchen.«
    »Bei den Temperaturen? Ich ziehe einen Fruchtsaft vor. Aber bitte -Alex, bringen Sie Sheriff Bountville einen Whisky. - Was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Es hat einen Flugzeugabsturz gegeben«,
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