Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0368 - Alptraumzeit

0368 - Alptraumzeit

Titel: 0368 - Alptraumzeit
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
auf den Tisch sinken. »Manchmal«, sagte er, »ist es doch verblüffend, was so in der Weltgeschichte passiert.«
    Nicole Duval sah auf. Sie war damit beschäftigt, das Frühstücksei aus seiner Schale zu holen. »Wieso? Gibt’s was Besonderes?«
    »Ich bin sicher«, sagte der Parapsychologe. »Da ist in Australien ein Flugzeug abgestürzt.«
    »Dergleichen geschieht oft«, sagte Nicole gelassen. Sie machte sich daran, das Ei zu verspeisen. »Was ist daran verblüffend?«
    Zamorras Zeigefinger tippte auf den Zeitungsartikel. Er war zweispaltig, die Schlagzeile mit einem Fragezeichen versehen. Ein verwaschenes Foto zeigte das ausgeglühte Wrack, das einmal ein Flugzeug gewesen sein sollte.
    »Zwei Personen sitzen in dieser Maschine: Der Pilot und die Eignerin, eine Industrielle. Das Flughafenpersonal hat die Frau einsteigen gesehen. Kurz darauf explodiert das Flugzeug noch in der Luft, wie Untersuchungen ergeben haben. Rund dreißig Meter über dem Boden. Aber es wird nur ein Leichnam gefunden - der des Piloten. Von der Frau keine Spur.«
    »Auch daran kann ich noch nichts Außergewöhnliches erkennen«, gestand Nicole. »Sie wird nach draußen geschleudert worden sein und…«
    »Man hat die Umgebung abgesucht und sie nicht gefunden«, sagte Zamorra. »Zudem verneinen laut Artikel die Experten diese Möglichkeit, welche das Wrack untersuchten. Aber es kommt noch schöner. Diese Frau taucht wenig später quicklebendig und ohne jeden Kratzer im Bungalow ihres Geschäftspartners wieder auf. Zeuge: der Sheriff der nächstgelegenen Ortschaft, der dem Geschäftspartner die Todesnachricht überbringen wollte. Und diese Frau, eine gewisse Joany Lawrence, behauptet steif und fest, überhaupt nicht geflogen zu sein.«
    »Ich denke, sie ist gesehen worden?«
    »Natürlich. Aber die Zeugen können sich plötzlich nicht mehr an ihre erste Aussage erinnern!«
    »Das ist in der Tat erstaunlich«, gestand Nicole.
    »Ich möchte wissen, was da tatsächlich passiert ist«, sagte Zamorra. »Ich habe das Gefühl, daß entschieden mehr hinter der Sache steckt, als in diesem Zeitungsartikel steht.«
    Nicole schürzte die Lippen. »Wie meinst du das?«
    »Ich bin sicher, daß das kein normaler Absturz war. Ich möchte mich an Ort und Stelle um die Sache kümmern.«
    »Also hinfliegen.«
    Der Parapsychologe nickte. »Unsere Tickets nach Frankreich sind zwar gebucht, aber das läßt sich noch ändern.«
    »Ich nehme an, die Chancen sind gleich null, es dir auszureden«, seufzte Nicole. »Also gut, ich rufe am Flughafen an und lasse umbuchen. Wohin müssen wir überhaupt?«
    »Zunächst Sidney, schätze ich«, sagte Zamorra. »Von da aus fliegen wir dann weiter. Der Ort liegt wohl irgendwo in der Nähe der Grenze zwischen Queensland und dem Nordterritorium. Während du die Tickets umbuchst, versuche ich die Presseagentur anzuzapfen, die dieser Zeitung den Artikel geliefert hat. Vielleicht weiß man da etwas mehr als das, was gedruckt wurde.«
    »Ich glaube nicht daran. Wir sind hier in San Francisco. Australien ist weit.«
    Zamorra griff wieder nach der Zeitung, um den Artikel ein zweites Mal zu lesen. Das Gefühl, daß dort etwas Gespenstisches vorgegangen sein mußte, wurde immer stärker. Er spürte, daß Magie im Spiel gewesen war.
    Magische Dinge geschehen täglich überall in der Welt.
    Aber hier mußte es etwas Besonderes sein. Etwas, das sein übersinnliches Gespür alarmiert hatte.
    Der Heimflug nach Frankreich, zum Château Montagne im Loire-Tal, konnte warten. Das hier, der Flugzeugabsturz in Australien, war wichtiger als ein Überprüfen der Arbeiten an der heimatlichen Brandruine.
    ***
    Schon wenige Stunden später waren sie unterwegs. Das Flugzeug nach Sidney ging zwei Stunden früher als die Maschine, die sie zunächst nach New York und dann nach Europa gebracht hätte. Sie hatten kaum Zeit gefunden, sich noch von der in San Francisco lebenden Chinesin Su Ling zu verabschieden, die sie vor ein paar Tagen aus den Klauen einer Hexe befreit hatten. Nicole zeigte sich mißmutig. »Wir haben unser Zuhause jetzt schon seit Wochen nicht mehr gesehen«, sagte sie und zählte auf. »England. Texas. Alaska. China und die Mongolei. Indien. Kalifornien. Jetzt Australien. Kannst du dir vorstellen, daß ich zwischendurch auch mal nicht aus dem Koffer leben möchte? Wir hetzen um den Erdball herum und finden keine Ruhe mehr.«
    »Ich hindere dich nicht daran, von Sidney aus sofort weiterzufliegen nach Frankreich«, sagte Zamorra verdrossen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher