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0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Spur könne auch altern und verblassen, weil die Hexe sich garantiert weitaus schneller vorwärtsbewegt hatte. Aber das schien nicht der Fall.
    »Stopp«, verlangte Nicole plötzlich. Der Taxifahrer trat weisungsgemäß auf die Bremse.
    »Rechts ab«, verlangte Nicole.
    Der Fahrer schüttelte den Kopf. »Nein, Lady. Ich bin doch nicht verrückt«, sagte er. »Hören Sie, da ist keine Straße. Glauben Sie, ich ruiniere mir meinen Wagen? Soviel können Sie mir gar nicht bezahlen…«
    »Aber dort ist ein Wagen gefahren«, beharrte Nicole.
    »Höchstens ein Geländefahrzeug. Aber das Spiel mache ich nicht mehr mit. Ich fahre Sie höchstens noch wieder in die Stadt zurück. Aber nicht ins Gelände…«
    »Kein Geländewagen«, behauptete Nicole, obgleich sie es nicht genau wissen konnte. »Sehen Sie doch nach… es muß da Spuren geben. Schauen Sie sich die genau an. Möchten Sie noch mehr Geld?«
    Der Taxifahrer seufzte.
    »Egal, was Sie sagen - ich bleibe auf der Straße. Wenn Sie da ins Gelände wollen, müssen Sie das schon zu Fuß erledigen.«
    »Na gut«, sagte Nicole etwas verärgert und stieg aus. Den Schein ließ sie im Wagen liegen.
    »He, Lady, Sie bekommen noch Wechselgeld…«
    Sie achtete nicht mehr darauf. Das Amulett in der Hand, lief sie jetzt in die Landschaft hinaus. Es ging erst sehr langsam, dann immer steiler bergauf. Der Taxifahrer rief etwas hinter ihr her, aber sie beachtete den Mann nicht. Sie verfolgte nur die Spur, die Fahrzeuge hier gezogen hatten. Die Gräser würden sich schon bald im Morgentau dann wieder aufrichten. Aber noch ließ sich dieser Spur einfacher folgen als dem Schatten, den das Amulett zeigte.
    Aber Nicole ging kein Risiko ein. Sie behielt den Schatten der Hexe unter Beobachtung. Sie wollte nicht überrascht werden…
    Schon bald wurde sie kurzatmig. Zudem mußte sie aufpassen, wohin sie trat. Der Boden war uneben, und sie stolperte mehrmals. Es ging stetig weiter nach oben. In der Ebene war Nicole eine leidlich gute und ausdauernde Läuferin, aber diese Bergtour strapazierte ihre Kräfte denn doch stärker. Sie wurde langsamer und legte den Weg schließlich nur noch im Schrittempo zurück.
    Von der Straße und dem Taxi war schon nichts mehr zu sehen.
    Und plötzlich fand Nicole die geparkten Autos.
    Ein Taxi, der Wagen, mit dem die Hexe gekommen war, und die anderen Fahrzeuge standen einträchtig nebeneinander auf einer kleinen, ebenen Fläche vor einer steil aufragenden Felswand.
    Hier endete die Spur.
    ***
    Sonia Parker beobachtete. Die schwarze Wolke flößte ihr Furcht ein. Die Schwärze dehnte sich aus, schwebte über dem runden Opfertisch hin und her. Durchdringender Schwefelgestank zog sich durch den feuchtkalten Höhlenraum.
    Die Wolke war nicht nur schwarz. Sie schien sogar das Licht der Kerzen zu verschlucken. Es war düsterer geworden in der Höhle…
    Dann erschien ein flirrender Lichtpunkt in der Schwärze. Er tanzte hin und her, behielt schließlich seine Position bei. Die Schwärze dehnte sich aus, erfaßte den ganzen Raum. In ihr konnte Sonia jetzt die Hexen als helle Körper erkennen. Sie selbst wurde durch den Kreidekreis davor geschützt, von der Schwärze erfaßt zu werden, die sich nun aufhellte. Es war, als wäre der Felsenraum verschwunden, als befänden sie sich unter offenen Himmel!
    Hatte Satan seine eigene Welt mitgebracht…?
    Plötzlich war er da. Ein großer, düsterer Mann, der in nichts an den Teufel erinnerte, wie man ihn auf Abbildungen findet. Kein Bocksfuß, kein Ziegenkopf…
    »Ihr habt es gewagt, mich zu rufen, den Fürsten der Finsternis! Fallt in den Staub!«
    Er sprach nicht laut und donnernd, wie Sonia erwartet hatte. Und doch war es, als dröhnten seine Worte, als erfüllten sie Sonia bis in die letzte Körperzelle. Sie spürte die Gänsehaut, die sich auf ihrem Körper bildete. Der Fürst der Finsternis sprach durchdringend.
    Die Hexen sanken auf die Knie nieder, verneigten sich vor ihm, bis ihre Stirnen den Boden berührten.
    »Was ist das hier?« fragte er grollend. »Ein Opfer, das ich mir selbst nehmen soll? Habt ihr den Verstand verloren, närrische Hexen? Und - wer ist die da?«
    Er deutete auf Sonia. Ein Blitz zuckte aus seinem Zeigefinger. Er raste auf Sonia zu und wurde aufgeheimnisvolle Weise vom Kreidekreis aufgehalten. Die Blitzenergie umknisterte einen Hohlraum, in dem sich das Mädchen befand.
    Sybil Ranix sprach, ohne den Kopf zu erheben.
    »Sie erbittet Eure Gunst, Herr und Meister. Es ist ihr erklärter Wille.
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