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0361 - Am Tor zur Hölle

0361 - Am Tor zur Hölle

Titel: 0361 - Am Tor zur Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gegen die Ruderpinne. Ein häßliches, knarrendes Geräusch erklang, als sich das hölzerne Steuerruder unter seinen Händen langsam drehte.
    Der Schnabel des Schiffes schwenkte langsam herum und drehte sich dem Zentrum des Strudels zu. Das Schiff schwamm wieder mit dem Sog, der es hinabziehen wollte. Langsam kippte der Bug des Schiffes nach vorn ab.
    Professor Zamorra verlor den Boden unter den Füßen, als der »Stern von Ithaka« in rasendem Wirbel in den quirligen Wasserschacht glitt.
    Mit aller Kraft umklammerte er das Steuerruder. Er sah, wie die Körper der in der Hypnose schlafenden Griechen hin und her pendelten. Aber die Stricke, mit denen sie sich an den Ruderbänken festgezurrt hatten, hielten. Obwohl ihre wie leblos wirkenden Körper im kreisenden Sog hin und her geschleudert wurden, ging niemand über Bord. Nur alles Gepäck, was auf Deck nicht verzurrt war, polterte dem Schiff voran in den gähnenden Abgrund. Professor Zamorra sah Truhen und Kisten aufspringen, während sie in die Tiefe des Soges hinabglitten. Goldenes Gerät und kostbares Geschmeide glänzten für einen kurzen Moment, bevor es in der gestaltlosen Tiefe für immer verging. Juwelen sprühten noch ein letztes Mal ihren Glanz und verloschen dann wie explodierende Sterne.
    Das Gold von Troja! Die Schätze des König Priamos, die Odysseus erbeutet hatte. Da gingen sie dahin. Odysseus hatte die Beute von zehn Jahren Krieg um die sagenhafte Stadt Troja verloren. Der Schlund der Charybdis entzog das Gold von Troja für immer den frevelnden Händen gieriger Menschen.
    Professor Zamorra hatte andere Dinge zu tun, als sich über das Gold Gedanken zu machen. So gut er konnte, meisterte er das Steuerruder, damit das Schiff immer im Sog blieb. Fast senkrecht stürzte der »Stern von Ithaka« herab. Doch der Kiel des Schiffes glitt immer auf dem Wasserwirbel.
    Obwohl gischtendes Naß ringsum sprühte und Professor Zamorra überschüttete, wurde die Wasserwand doch nicht vom Kiel des Schiffes so aufgerissen, daß die Wassermassen der Charybdis herabfielen und den »Stern von Ithaka« unter sich begruben.
    Dem Meister des Übersinnlichen wurde bei der rasenden Schußfahrt in den gähnenden Abgrund schwindlig. Er mußte allen Willen und alle Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht das Steuerruder loszulassen und das Schiff sich selbst zu überlassen. Alle Kraftreserven mobilisierte der Parapsychologe, den »Stern von Ithaka« im Strudel des Charybdis auf Kurs zu halten.
    Und dann war es vorbei. Der fast senkrecht erscheinende Wirbel des Charybdis-Strudels wurde zunehmend breiter und die Kreise immer weiter.
    Langsam hob sich der Bug des Schiffes wieder empor. Die Fahrt glich jetzt einer Schußfahrt über Stromschnellen. Langsam verebbte der Wirbel und weitete sich zu einem Ozean unter der Charybdis. Für einen ganz kurzen Moment sah Professor Zamorra über sich die wirbelnde Wasserwand und erkannte in dem kleinen Loch hoch über sich den Himmel der irdischen Welt. Sie waren eigentlich auf dem Grunde des Meeres – und doch war es nicht der Schlamm, der Schlick und das Felsgestein, wie es eigentlich dort unten liegt.
    Professor Zamorra hatte oft genug Reisen in die Welt des Unbegreiflichen gemacht um zu wissen, daß die Macht der Dämonengötter sie in eine andere Dimension verschlagen hatte. Übergangslos verschwand über ihm der brausende Wirbel der Charybdis und der Blick auf den Sternenhimmel.
    Nun wölbte sich ein anderer Himmel mit einer anderen Sonne über seinem Haupt. Rings um das Schiff war Wasser, so weit das Auge reichte. Odysseus und seine Gefährten würden niemals begreifen, daß sie sich nicht auf der Erde befanden, sondern in einer Welt, die nach dem Willen Plutons geschaffen wurde.
    Pluton, der grausige Herr der Unterwelt. Ein Dämonenfürst, den Professor Zamorra erst in seiner Eigenzeit besiegen würde. Unter dem Namen »Hades« regierte er mit seiner Gemahlin Persephone die Unterwelt.
    Sie waren mächtig genug, ein Weltentor zu bauen, um das Schiff des listenreichen Odysseus in ihre eigenen Dimensionen herabzuzerren.
    Odysseus sollte Ithaka nicht erreichen, bis es gelungen war, seine Frau Penelope zur Untreue zu verführen.
    Die Rückkehr des Odysseus in den Palast nach Ithaka hatte Professor Zamorra schon miterlebt. Odysseus hatte ihn damals auf eine ganze Reihe von Abenteuern angesprochen, die sie gemeinsam erlebt hatten.
    Einige von ihnen kannte Professor Zamorra aus der griechischen Sage.
    Aber offensichtlich hatte sich alles
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