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0361 - Am Tor zur Hölle

0361 - Am Tor zur Hölle

Titel: 0361 - Am Tor zur Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Entsetzens.
    Langsam aber stetig zog sie der Mahlstrom der Charybdis herüber.
    Und im Mittelpunkt dieser Spirale aus tosendem Wasser lauerte der nasse Tod…
    ***
    »Wir sind verloren, Zamorra!« kreischte Odysseus. »Ob uns die Scylla getötet hätte oder ob uns nun die Charybdis verschlingt – das ändert nichts daran, daß wir sterben müssen!«
    »Wir werden nicht sterben!« zischte Zamorra ihm ins Ohr. »Du, Odysseus, wirst alle Gefahren überstehen und überleben. Ich weiß es aus der Zeit, aus der ich komme. Dort erzählt man sich immer noch die Geschichten deiner Abenteuer. Auch der Angriff des Scylla-Ungeheuers war mir bekannt. Du wirst nach vielen Gefahren und Irrfahrten endlich heim nach Ithaka gelangen und deine Frau Penelope in deine Arme schließen. Mein Wort darauf!«
    »Aber die Charybdis!« stöhnte Odysseus. »Sieh doch nur. Das Schiff wird jetzt in immer schnelleren Kreisen herumgewirbelt. Und im Zentrum lauert der Tod. Wie sollen wir da entkommen?«
    »Ich weiß es nicht!« gab Zamorra zur Antwort. »Ich war oft in der Vergangenheit meiner eigenen Zeit und fand Dinge, die überliefert waren, in etwas veränderter Form wieder. Auch über das Götterpferd von Troja wußte ich schon vorher Bescheid. Nur hatte ich nichts davon gehört, daß man es zum Leben erwecken konnte, damit die mächtige Kampfmaschine die Tore von Troja zertrümmern konnte. Du selbst warst im Inneren und durch dich haben die Dämonengötzen damals das trojanische Pferd gelenkt!«
    »Und welche Abenteuer stehen uns bevor?« fragte Odysseus. Doch darauf gab ihm Professor Zamorra keine Antwort. Er warf sich an eins der Ruder, das leer in der Halterung tanzte, weil der Mann dahinter vor Angst oder Erschöpfung ohnmächtig geworden war und brüllte mit lauter Stimme den anderen Männern zu, mit ihren Rudern genauen Takt zu halten. Odysseus sprang zum Steuer und half Habanos, das Ruder zu drehen, daß es der wirbelnden Strömung entgegen stand.
    Doch das war alles nur ein Hinauszögern des unausweichlichen Geschicks.
    Professor Zamorra sah aus dem Zentrum des Strudels eine Säule aus nebelhaftem Dampf aufsteigen, der tief aus dem Inneren der Erde zu kommen schien.
    Immer schneller raste der »Stern von Ithaka« im Kreis. Unmerklich, aber unaufhaltsam, raste er dem Mittelpunkt des Mahlstromes zu.
    »Anschnallen!« brüllte Zamorra als er erkannte, daß die Bireme nur noch weniges vor dem endgültigen Sturz in den Abgrund entfernt war.
    »Bindet euch fest, Männer, daß ihr nicht über Bord geht. Was immer uns auf dem Grunde des Strudels erwartet: wir werden weiterleben, wenn wir zusammenbleiben!«
    »Hört auf seine Worte und tut was er sagt!« schrie Odysseus. Mit raschen Griffen schlang er ein Seil um die Hüften und verknotete es am Steuerruder. Die anderen Griechen folgten seinem Beispiel.
    Immer näher kam das Zentrum des Mahlstroms. Eine Woge hob den »Stern von Ithaka« so empor, daß Zamorra von seinem Platz aus hinein in den wirbelnden Sog sehen konnte. Doch er erkannte tief auf dem Grund in graugrüner Schwärze, daß dort im Schlund der Charybdis noch nicht alles verloren war.
    Dort unten war nicht das Ende – sondern vielleicht ein neuer Anfang.
    Ein Tor zu einer anderen Welt oder einer fremden Dimension. Professor Zamorra hatte schon viele Türen zwischen den Zeiten und Welten durchquert. So erkannte er, daß dieser gigantische Meeresstrudel der Charybdis sie irgendwo in einer fremden Welt wieder ausspeien würde.
    Was ihnen dann bevorstand, konnte der Meister des Übersinnlichen nur erahnen.
    Vorerst galt es, das Schiff heil durch das Weltentor zu bringen. Jetzt kam es darauf an, den »Stern von Ithaka« mit der Strömung zu lenken.
    Jeder Versuch, auf den Wirbel des Weltentores durch Gegensteuerung Einfluß zu nehmen, konnte verheerende Folgen haben. Professor Zamorra wußte, daß sie jetzt auf gar keinen Fall sich dem Sog entgegen stellen durften, wenn sie nicht durch eine Erschütterung zugrunde gehen wollten.
    Zamorra hatte genügend Erfahrungen mit Weltentoren. Und die Weisheit des echten Magiers lautet, daß man stets im Einklang mit den Kräften der Natur und der Mystik arbeiten muß, wenn ein Zauber gelingen soll. Auch ein Dimensionstor ist eine Art Magie. Und Zamorra war der Einzige hier an Bord, der über das Wissen der Magier vergangener Zeiten wußte.
    Er mußte eingreifen bevor es zu spät war. Denn Habanos und Odysseus warfen sich mit allen Kräften gegen das Steuerruder, als das Schiff eben voran in den
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