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0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit
Autoren: Jason Dark
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Abend, nein, ich hatte das Gefühl, eingekreist zu sein und nicht zu wissen von wem.
    Irgend jemand, den ich nicht kannte, zog hier seine Fäden, und er hatte das Netz schon verdammt dicht gespannt.
    Ich saß da, starrte auf das Bild, das mich als kleinen Jungen zeigte und versuchte, Klarheit in meine Gedanken zu bringen. Glendas Frage unterbrach mich. »Was willst du tun?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Wie wäre es mit einer Großfahndung? Ein Foto haben wir ja jetzt – oder?«
    »Ja, das ist nicht schlecht.« Ich begann zu lachen. »Das muß man sich mal vorstellen. John Sinclair fahndet nach John Sinclair. Nach einem Jungen, der er einmal gewesen ist. Ein Wahnsinn.«
    »Du hast einen Doppelgänger. Jemand, der nach dir geboren ist und später vielleicht deinen Job ausüben will, wenn du nicht mehr kannst oder man dich getötet hat.«
    Die Gänsehaut auf meinem Rücken verdichtete sich, als ich die Sätze vernahm. Das war natürlich eine Möglichkeit, doch ich konnte daran nicht glauben. Nein, so etwas durfte einfach nicht sein. Das Spiel war zu grausam, und wieso Doppelgänger?
    »Ich hatte schon einmal einen Doppelgänger«, erklärte ich. »Es liegt lange zurück. Dr. Todd nahm mir ein Stück Haut aus dem Gesicht und hat einen zweiten John Sinclair daraus angefertigt. Das konnte ich nochalles verstehen, denn dieser Doppelgänger war so alt wie ich. Aber mir jetzt ein Kind unterzuschieben, das ist grausam, will ich dir ehrlich sagen. Ich kann es nicht fassen.«
    »Finde dich damit ab.«
    »Ob es wirklich gelebt hat?« flüsterte ich und ließ mich auf dem Stuhl zurücksinken.
    »Wie meinst du?«
    »Ich frage mich, ob wir da einen Menschen vor uns gesehen haben? Kann es nicht eine Täuschung, eine Nachbildung gewesen sein?«
    Glenda schüttelte wild den Kopf. »Nein, John, das auf keinen Fall. Der Junge hat gelebt, er hat gesprochen, er wollte etwas von uns, er war wirklich keine Nachbildung. So etwas ist nicht möglich…«
    Mein Lachen unterbrach sie. »Was glaubst du, meine Liebe, was im Reich der Magie alles möglich ist. Da spielen Kräfte eine Rolle, von denen wir beide uns bisher noch keine Vorstellung machen können. Auch ich nicht, obwohl ich mich als erfahren bezeichnen kann.«
    »Du vermutest also etwas Großes dahinter?«
    »Mehr noch.«
    Das Telefon meldete sich und unterbrach mich. Ich stand auf und ging in den Wohnraum. Glenda war schneller als ich, da ich noch einen leichten Schwindel spürte.
    »Das wird bestimmt Bill sein. Oder auch Suko. Du hast in der letzten Nacht schließlich schlecht ausgesehen.«
    »Ja, ja, ich weiß.«
    Glenda meldete sich mit einem »Bei Sinclair«, und ich vernahm wenig später ihr überraschtes »Oh, Moment.« Sie drehte sich und reichte mir den Hörer entgegen, wobei sie mit einer Hand die Sprechmuschel abdeckte.
    »Wer ist es denn?« fragte ich.
    »Dein Vater, John… es ist dein Vater …«
    ***
    Todd, der Totengräber, starrte den Schein an, den er von Samaran bekommen hatte, schüttelte dabei den Kopf und spie auf die Geldnote. »Du geiziges Schwein«, flüsterte er dabei. »Du verdammtes geiziges Schwein. Mir so etwas anzudrehen, aber das wirst du büßen, das kann ich dir versprechen. Du schöpfst den Rahm ab und läßt mich hier verrotten. Ja, im Elend verrotten, anders kann ich das nicht sehen.«
    Der bärtige Totengräber hockte in seinem Zimmer, durch dessen schlecht isolierte Wände die Kälte kroch, so daß es der Mann nur im Mantel aushalten konnte, denn der alte Ofen funktionierte nicht mehr richtig und gab kaum Wärme ab. Todd gab sich seinem Haß hin. »Ich werde es dir beweisen!« flüsterte er. »Mich legst du nicht rein. Ich habe dir die verdammten Skelette besorgt und will nun sehen, wofür du sie gebrauchen kannst. Dir komme ich schon auf die Spur.«
    Dieses Versprechen wollte er sofort einlösen. Die Nacht war vorbei. Über dem Süden Englands lag ein frostkalter und klarer Morgen. Nur wenig Nebel hing über den weiten Flächen. Wenn die grauen Schleier vorhanden waren, dann dort, wo sich auch kleine Bäche oder schmale Wasserrinnsale befanden.
    Die Luft drückte. Nie kam die Sonne richtig durch, und an manchen Scheiben klebten Eisblumen.
    Ein Auto besaß der Mann nicht. Er verließ sich auf sein Moped, einen zehn Jahre alten Krachmacher.
    Aus einem Schuppen holte er das Fahrzeug hervor. Er hatte sich die alten Strickhandschuhe übergezogen, trat ein paarmal das Pedal durch und hatte wie immer Mühe, das Gefährt überhaupt zu starten. In der
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