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0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit
Autoren: Jason Dark
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Kälte war es noch schwieriger. Vor dem Auspuff standen kleine Wolken, die in der klaren Luft allmählich zerflatterten.
    Schließlich konnte er fahren. Todd setzte sich auf sein Moped und fuhr los.
    Schon bald hatte ihn die Weite einer kältestarren Landschaft verschluckt. Schnee lag nicht auf den Wiesen. Was da so weiß schimmerte und manchmal auch glitzerte, war Rauhreif, der sich in der Nacht oder den frühen Morgenstunden gebildet hatte.
    Es war Neujahr. Viele Menschen gingen am ersten Tag des Jahres in die Kirche. Dünnes Glockengeläut klang über das flache Land und erreichte auch die Ohren des fahrenden Mannes.
    Darum kümmerte er sich nicht. Todd konnte sich überhaupt nicht mehr daran erinnern, wann er zum letztenmal in einer Kirche gewesen war. Vielleicht als kleiner Junge.
    Er wußte, wo Samaran wohnte. Das Haus stand zwischen zwei kleinen Dörfern. Es lag ein wenig versteckt, hatte früher einmal einem Fabrikanten aus London als Weekend-Domizil gedient und war von Samaran gekauft worden, als der Mann, der keine Erben besaß, starb.
    Das Haus selbst war nicht protzig. Ziemlich klein sogar, aber es besaß einen Anbau, der, und das wußte Todd auch, von Akim Samaran als Werkstatt benutzt wurde.
    Er hatte einmal davon gesprochen. Was Samaran dort anfertigte, wußte Todd nicht. An diesem Morgen hoffte er, es herauszufinden.
    Gegen einfallende Nordwinde schützten Erlen das Haus. Die Südseite lag frei.
    Todd kam aus nördlicher Richtung. Von der normalen Straße führte ein Stichweg zum Ziel. Und dort hielt der alte Totengräber auch an. Er wollte sich nicht schon jetzt verraten, denn der laute Motor seines Mopeds war ziemlich weit zu hören. Zudem wußte Todd nicht, ob sich der andere im Haus befand.
    In den Straßengraben legte er das Fahrzeug. Auf dem hart gefrorenen Gras lag ebenfalls eine weiße, hauchdünne Schicht aus Rauhreif. Im Schutz der Erlen schlich Todd auf das Haus zu. Der harte Boden unter seinen Schuhsohlen zeigte Wellen. Dazwischen war das Wasser gefroren. Wenn das Eis belastet wurde, knirschte es.
    So ging Todd weiter.
    Er brauchte nur hundert Yards zu laufen, dann sah er das Haus bereits. Die Erlen trugen keine Blätter mehr. Braun schimmerte die Außenfront des Hauses. Die Fenster wirkten wie beschlagene, viereckige Guckaugen. Todd konnte nicht erkennen, ob sich hinter den Scheiben jemand bewegte. Er blieb dennoch sehr vorsichtig und duckte sich, als er sich auf das Haus zubewegte.
    Nichts rührte sich an der Fassade. Samaran besaß auch keine Haustiere, die einen Ankömmling anfallen und den Besitzer somit warnen konnten. Das Haus und das Gelände darum schienen in einem tiefen Schlaf zu liegen. Über zugefrorene Pfützen sprang er, umging einen kleinen Buschgürtel, kletterte über einen Zaun und erreichte die Rückseite des Gebäudes und somit auch den Anbau.
    Er bestand aus einfachen Ziegelsteinmauern, und Todd wunderte sich, daß er kein Fenster sah.
    Vor einer Tür blieb er stehen. Sie bestand aus rohen Holzbohlen und besaß ein primitives Schloß, das leicht zu knacken war. Todd wunderte sich über die Stille.
    Klar, bei dieser Kälte ließ sich kaum jemand blicken, aber die Ruhe hier kam ihm nicht normal vor. Sie war so anders, so fremd und barg irgendwie eine Gefahr.
    Todd schaute sich das Schloß an. Es war ein normales Vorhängeschloß. Der gekrümmte Bügel war mit dem festen Metallteil verbunden. Todd holte ein Taschentuch hervor, schob es durch den Bügel, hielt das Tuch an beiden Enden fest und zog kräftig.
    Beim ersten und zweiten Versuch klappte es nicht. Beim dritten auch nicht, aber der vierte Versuch brachte ihm den erwünschten Erfolg. Er konnte das Schloß öffnen.
    Das dabei entstehende Geräusch gefiel ihm überhaupt nicht, deshalb wartete er lauernd ab, ob es von irgend jemand gehört worden war. Dem schien nicht so zu sein, alles blieb still.
    Bevor Todd die Tür öffnete, schaute er sich um.
    Der Totengräber war allein. Nur eine fette schwarze Krähe hockte auf einem kahlen Ast und beobachtete ihn. Ihm kam das Tier vor wie ein Totenvogel.
    Vorsichtig schlüpfte er in den Anbau. Viel wärmer war es dort auch nicht. Zudem konnte er nichts sehen, blieb hinter der Schwelle stehen und suchte an der Wand nach einem Lichtschalter.
    Zu seiner großen Überraschung fand er einen, drehte ihn herum und sah es hell werden.
    Eine Einrichtung besaß der Anbau nicht, sah man mal von einem einfachen Holztisch ab und von den drei Särgen, die selbst den Totengräber
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