Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0358 - Das Gespenst aus dem Hexenforst

0358 - Das Gespenst aus dem Hexenforst

Titel: 0358 - Das Gespenst aus dem Hexenforst
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wirkte der Mund in die Breite gezogen, da sahen die Augen noch größer aus, und auch die Stimme, die mir entgegenklang kam mir lauter vor als sonst.
    Ich spürte so etwas wie Furcht vor diesem Wesen. Es beherrschte den Blutbaum mit seinem Körper. Der weiße Schleier, der den Waldbodenbedeckte, konzentrierte sich in dieser Stelle besonders stark.
    Mein Herz hämmerte so stark, daß ich die Echos der Schläge sogar an den Rippen spürte, und ich hörte die ersten Worte des Gespensts. »Hier ist der Blutbaum, den du sehen wolltest. Vor langer Zeit, als man meinen Körper tötete, rann das Blut in den Boden, wurde von den starken Wurzeln wieder aufgesaugt und sorgte dafür, daß sich der Baum mit meinem Geist füllte. Ich habe dir deinen Wunsch erfüllt. Du stehst vor dem Zentrum. Es wird gleichzeitig zu deinem Grab werden. Der Baum kann dich vernichten.«
    Ich starrte auf den Stamm, in das Geäst, sah die Blätter schimmern wie weiße Taler und entdeckte auch die widerliche, durchscheinende Knochenfratze des Geistes darin.
    Meine Gedanken aber galten dem Kreuz.
    Ich kannte den Spruch, den ich sprechen mußte, um es zu aktivieren. Terra pestem teneto – Salus hic maneto.
    Es gab auch eine Übersetzung.
    Sie hieß: Die Erde soll das Unheil halten, das Heil soll hier bleiben!
    Und gerade dieser Spruch bekam hier eine besondere Bedeutung, denn aus der Erde war das Unheil gewachsen, das im Prinzip den Namen Mandragoro besaß.
    Mit dieser Formel mußte ich ihn stoppen können.
    Also rief ich sie.
    Laut und deutlich drangen die einzelnen Worte aus meinem Mund, und sie schlugen ein wie eine Bombe.
    Die innerhalb des Kreuzes geborenen Kräfte kamen frei, suchten sich einen Weg nach draußen und fanden auch ihr Ziel.
    Es war der Blutbaum!
    Dort schlugen sie ein.
    Diesen Kräften, diesen Gewalten hatte selbst das Gespenst aus dem Hexenforst nichts entgegenzusetzen. Es wurde getroffen, und die grünvioletten Strahlen, die mein Kreuz verlassen hatten, jagten wie scharfe Blitze in das Geäst und in den die Krone umgebenden bleichen Schein.
    Sie rissen ihn auf, sie zerfetzten und zerstörten ihn, so daß nur mehr helle, lappige Streifen nach allen Seiten speerartig in den Wald hineinstachen, wo sie zerflatterten.
    Das Zentrum blieb noch.
    Ich schaute über mein glänzendes Kreuz hinweg auf den in der Höhe schwebenden Körper und sah, wie er sich zurückbeugte.
    Schrecklich kam mir der weiße Schädel vor, in dem der Mund weit geöffnet war, als wollte er mir etwas mitteilen oder einfach nur schreien.
    Nichts von beidem geschah.
    Das Gespenst aus dem Hexenforst erlitt einen schrecklichen, lautlosen Tod. Es wurde vernichtet, und seine Reste zerstörte die magische Kraft innerhalb des Waldes.
    Zuletzt zersprang der Schädel.
    Weder Knochensplitter noch Hautstücke flogen mir um die Ohren. Der materielose Kopf löste sich in weiße Schatten auf, die zwischen den dicht wachsenden Stämmen verschwanden.
    Das war es gewesen.
    Ich ließ die Hand mit dem Kreuz sinken. Da kam der Sturm. Es war eine einzige Bö, die durch den Wald fegte, an den Bäumen rüttelte, Zweige abriß und die Welt wieder heilte.
    Das Grün der Kronen verschwand, der Boden wurde fest, die lianenartigen Gewächse lösten sich auf.
    Ich stand inmitten eines völlig normalen Winterwaldes, der von einem bösen Fluch befreit worden war.
    ***
    Die Reste des Hauptquartiers glommen noch nach. Der leichte Wind trieb uns den beißenden Rauch entgegen, so daß wir uns abwenden mußten, um Bilanz ziehen zu können.
    Will, Suko und ich waren mit heiler Haut davongekommen. Bei den Soldaten sah es nicht so gut aus. Einige von ihnen hatten ihr Leben lassen müssen, und die verdammten Kriegsgeräte steckten im Waldboden fest, als wären sie einbetoniert worden.
    Von General Fry fanden wir nichts mehr. Seine Leiche war zu Asche geworden, die sich unter die übrigen Reste gemischt hatte.
    Schon bald wimmelte es von Offiziellen. Das gesamte Gelände wurde abgesperrt, und auch Sir James war eingetroffen. Er zog uns zur Seite und bekam eine Erklärung.
    Was man offiziell bekanntgeben würde, war nicht unser Bier. Wir hatten unsere Pflicht getan. Ich wollte allerdings keine großen Erklärungen an die Militärs abgeben, und Sir James versprach mir, daß mir dieser Wunsch erfüllt wurde.
    Eine Warnung allerdings hatten die Menschen bekommen. Und die sollten sie nicht auf die leichte Schulter nehmen.
    Die Natur ließ eben nicht alles mit sich machen. Irgendwann schlug sie zurück.
    Nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher