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0358 - Das Gespenst aus dem Hexenforst

0358 - Das Gespenst aus dem Hexenforst

Titel: 0358 - Das Gespenst aus dem Hexenforst
Autoren: Jason Dark
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müde. Es hörte auf zu rotieren und blieb über mir hochaufgerichtet in der Luft stehen.
    Weshalb tat es das? Warum griff es nicht an? Hatte es vielleicht doch vor meinem Kreuz Furcht bekommen? Ich dachte zurück. Das Gespenst mußte in der Zeit »geboren« sein, als der christliche Glaube auch auf der Insel weit verbreitet war. Damals schon gab es das Symbol der Hoffnung, der Auferstehung, und wenn der Geist aus dem Hexenforst mit dem Bösen in Verbindung stand, mußte es vor dem Kreuz Furcht empfinden.
    Dann hörte ich es sprechen.
    Seine Stimme klang dumpf. Sie schallte aus der Höhe zu mir herunter, und ich hatte das Gefühl, mich ducken zu müssen, so deutlich und auch laut vernahm ich die Worte.
    »Du hast gesehen, welch eine Macht ich besitze. In diesem Wald gehört mir alles. Jeder Baum, jeder Zweig, jede Blume atmet meinen Odem. Mein Geist steckt in ihnen, ich leite sie, ich kann sie führen, sie gehorchen mir, und sie werden nur das tun, was ich von ihnen verlange. Blüten erstrahlen in prächtigen Farben, Pflanzen zeigten ihr Grün auch im Winter, ich kann die Natur nicht nur beeinflussen, ich bin die Natur. Schau hoch zu den Kronen der Bäume, dann wirst du es sehen.«
    Das tat ich auch.
    Es war inzwischen ziemlich dunkel geworden. Ein Nachteil, um genau schauen zu können. Dennoch war die Veränderung deutlich zu erkennen. Ich hätte das Filigran der Äste und Zweige sehen müssen, auch vor dem so dunkelgrau wirkenden Himmel.
    Statt dessen entdeckte ich etwas anderes. Dichte, runde Kronen.
    Sie wirkten auf mich wie große Kugeln, die sich ausgebreitet hatten und ihren Platz auf den Baumstämmen einnahmen.
    Es war ein Widerspruch an sich.
    Wir hatten Winter, aber dem Geist war es gelungen, eine sommerliche Laubfülle zu präsentieren. Für mich ein Beweis, welche Kraft und Macht in ihm steckte.
    Kam ich gegen dieses Wesen überhaupt an?
    Das Gespenst schien meine Gedanken erraten zu können, denn es lachte vor seinen Worten auf. »Nun, denkst du darüber nach, wie du mich ausschalten kannst, Mensch?«
    Er bekam von mir keine ehrliche Antwort, da ich ihn nicht noch weiter provozieren wollte. Statt dessen suchte ich nach einem Weg, um ihn aus der Reserve zu locken.
    Ich ging davon aus, daß jeder Dämon, gab er sich auch noch so mächtig, eine schwache Stelle besitzt, auch dieses Gespenst mußte eine solche haben. Danach wollte ich forschen.
    »Also gut«, rief ich ihm entgegen. »Du bist mächtig, du bist der Beherrscher des Hexenforsts. Das hast du uns bewiesen. Ich meine, daß genügend Menschen gestorben sind. Laß die anderen frei, dann können wir beide miteinander reden.«
    »Frei?« Die weiße durchscheinende Fratze schwebte über mir und verzerrte sich, während ihr Hohngelächter nach unten stieß. »Ich werde dich doch nicht freilassen, und auch nicht die Menschen, die sich innerhalb meines Waldes befinden. Denke nach. So viele Warnungen habe ich ausgesprochen. Sie wurden gehört, aber nicht verstanden, weil die Menschen einfach zu arrogant sind. Die glauben immer noch, diegroßen Herrscher zu sein. Daß dies längst nicht mehr stimmt, haben sie nicht erkannt. Aus diesem Grunde werde ich auch kein Pardon kennen. Der Wald ist dabei, sich zu verändern. Nicht nur die Bäume entfalten ihre sommerliche Pracht, auch der Boden, auf dem sie wachsen, wird sich verändern. In ihm wohnen Kräfte, die ich allein nur kontrollieren kann. Ich habe dafür gesorgt, daß die Bäume es schaffen, auf dem Grund zu wachsen, der für Menschen zu einer tödlichen Falle werden kann. Zuerst schlägt die Natur zu. Da wird aus den harmlosen Bäumen ein dichter Dschungel. Neue Zweige entstehen, regelrechte Lianen, wie man sie aus den Dschungeln Afrikas und Asiens kennt. Sie verfilzen und verschlingen ineinander. Sie bilden ein Dickicht, sie sorgen für eine Sperre, die niemand durchbrechen kann, selbst Panzer nicht. Während wir hier reden, erleben die Soldaten, die mich und meinen Wald töten wollten, eine Hölle der Angst. Sie kommen nicht mehr raus. Ich habe die Falle gestellt und lasse sie zuschnappen.«
    Mir war klar, daß ich den Geist nicht mehr davon abhalten konnte, seine Rache zu vollenden. Noch immer dachte ich über einen schwachen Punkt bei ihm nach, während er weitersprach und von dem General erzählte, den er erst hatte Todesängste ausstehen lassen, um ihn anschließend zu vernichten.
    Da war doch etwas mit einem Baum, dessen Stamm mit dem Blut des Mannes getränkt worden war.
    Genaueres wußte ich nicht,
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