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0355 - Monster aus dem Mörderwald

0355 - Monster aus dem Mörderwald

Titel: 0355 - Monster aus dem Mörderwald
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gehorchen, auch wenn er es nicht gern tat. Aber so verließ er die Hölle und suchte jenen Bereich auf, der ihm genannt worden war. Die Menschen nannten es Frankreich. Shoruganus entsann sich, daß nicht weit entfernt von diesem Platz jener Dämonenjäger sein Domizil hatte, der als »Meister des Übersinnlichen« gefürchtet war. Wollte der Fürst der Finsternis Shoruganus gegen Zamorra antreten lassen?
    Shoruganus war an einem Kampf gegen jenen Zamorra aber überhaupt nicht interessiert! Er wußte zu gut, daß er dabei den kürzeren ziehen würde. Auch wenn er einer der Machtdämonen war, einer der großen, so hatte es doch schon größere gegeben, die von Zamorra ausgelöscht worden waren. Und deren Schicksal wollte Shoruganus nicht teilen.
    Auf einer Bergspitze hatte er sich einzufinden. Er zeigte sich in reptilartiger Gestalt und gab wieder Schwefeldünste von sich. Nichts rührte sich in seiner Umgebung, außer ein paar Vögeln und Insekten oder einigen Tieren im Unterholz des Waldes, der sich am Berg emporreckte. Shoruganus fragte sich ernsthaft, warum Leonardo ihn hierher beordert hatte. Hier war kein Mensch, kein Dämon, und hier schien auch keine Beschwörung öder keine Seelenjagd stattfinden zu sollen. Nichts deutete auf einen Hexensabbat oder ähnliches Treiben hin, das zu nächtlicher Stunde hier eventuell stattfinden könnte und an dem Shoruganus teilnehmen sollte…
    »Was soll ich hier?« fragte der Dämon halblaut. Er sah unten im Tal das glitzernde Band des Flusses, und ersah die Häuser eines kleinen Dorfes der Menschen. Hatte man ihn hierher geschickt, um Seelen zu fangen? Oder um den Menschen Schaden zuzufügen, vielleicht durch eine Naturkatastrophe, die von dämonischer Hand künstlich ausgelöst werden sollte? Das war das einzige, was Shoruganus sich vorstellen konnte. Denn für solche Aktionen wurden die Kräfte starker Dämonen benötigt, wie er einer war.
    Doch warum hatte der Fürst der Finsternis ihm dann keinen klaren Auftrag erteilt? Warum hatte er ihn einfach nur hierherbestellt?
    Shoruganus verstand das nicht!
    Aber dann spürte er plötzlich die Anwesenheit eines anderen. Blitzschnell fuhr er herum und versuchte, seine körperliche Wandlung einzuleiten. Wenn sich hier ein Mensch aufhielt, brauchte der nicht unbedingt eine braunschuppige Echse mit pergamenthäutigem Kopf zu sehen.
    Aber dann ließ er die Illusion doch bleiben, denn er glaubte erkannt zu haben, mit wem er es zu tun hatte. Der da zwischen den Bäumen des Waldes hervortrat, war an der Silbermaske vor seinem Gesicht deutlich zu erkennen. Diese Silbermaske flößte Shoruganus schon Unbehagen ein wie jedem Dämon, aber sie bewies auch, daß ihr Träger den Schritt zum Schwarzblütigen noch nicht gemacht hatte, denn sonst hätte er das Silber nicht ertragen können.
    Eine erdbraune Kapuzenkutte hüllte die durch die Maske unverkennbare Gestalt ein. Das war Eysenbeiß persönlich!
    Plötzlich fühlte Shoruganus sich verraten. Daß Eysenbeiß hier auftauchte, konnte kein Zufall sein. Der Dämon ahnte, daß er in eine Falle gegangen war. Warum hatte man ihn hierher bestellt, an diesen einsamen Ort fernab der Hölle? Doch höchstens, um ihn zu vernichten! Eysenbeiß mußte Verdacht geschöpft haben. Und er war jetzt gekommen, um Shoruganus ohne Zeugen beseitigen zu können! Die drei Hilfsdämonen mußten entdeckt und befragt worden sein…
    Shoruganus zeigte sein Erschrecken nicht. Er hoffte, daß er sich noch wieder aus der Schlinge herausreden konnte, die sich allmählich um seinen Hals zusammenzuziehen begann. Es war nur bedauerlich, daß er jetzt allein hier war. Somit half es ihm auch nicht, in der dämonischen Öffentlichkeit von Eysenbeißens Verrat zu sprechen - es war keine Öffentlichkeit in der Nähe.
    Shoruganus war allein auf sich gestellt.
    »Shoruganus, mein Freund«, sagte Eysenbeiß. »Mein treuer Untertan, der mir Spitzel nachschickt…«
    »Ich Euch, Herr? Wie sollte das geschehen sein? Ich bin entsetzt«, stieß Shoruganus hervor. Er war es wirklich - nur aus anderen Gründen.
    Eysenbeiß kam näher.
    Im Notfall, dachte Shoruganus, werde ich angreifen. Ich lasse mich nicht einfach ausschalten. Eher töte ich ihn. Er ist zwar der Stellvertreter LUZIFERS, aber er ist nur ein Mensch, und ich bin ein Dämon und ihm daher mit meinen Kräften überlegen…
    Diese Überlegung gab ihm wieder etwas mehr Selbstsicherheit. Natürlich - so wie Eysenbeiß keine Zeugen hatte, denen Shoruganus zurufen konnte, warum er hier
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