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0350 - Wo der Teufel lacht

0350 - Wo der Teufel lacht

Titel: 0350 - Wo der Teufel lacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra sich in seinem magischen Tiefschlaf weitgehend von den vorangegangenen Strapazen erholt, aber auch dieser Tiefschlaf war eigentlich etwas Unnatürliches.
    Raffael hatte sich erlaubt, ein Gläschen Wein zu trinken. Er trank recht selten Alkohol, und er neigte schon gar nicht dazu, seine Sorgen im Alkohol zu ertränken. Auch jetzt nicht. Doch die Flasche war leer, und er hätte gern noch ein weiteres Glas zu sich genommen. So beschloß er, den Keller aufzusuchen. Er hatte von Zamorra Generalerlaubnis, sich an allem zu bedienen, was zur Verfügung stand, wann immer es sei und worum es sich auch handelte. So holte er sich hin und wieder eine Flasche aus den Beständen. Der Wein wuchs auf Montagne-Land, und die Pächter der Weinberge versorgten Zamorra alljährlich mit seinem Deputat, so daß sich immer genügend Vorräte in den Regalen befanden.
    Raffael durchquerte die schier endlosen Korridore und stieg abwärts. Niemand hatte jemals völlig ergründet, wie groß die Kelleranlagen tatsächlich waren. Nur die wenigsten Räume wurden genutzt. Die, die am nächsten zur Treppe lagen. Alle anderen verstaubten mehr und mehr. Château Montagne hätte ausgereicht, einer fünfzigköpfigen Familie samt Personal Raum und Abstellplatz zu gewähren. Eigentlich war die geringe Nutzung durch Zamorra, Nicole und Raffael — Küchen- und Raumpflegepersonal wohnte unten im Dorf und kam nur stundenweise herauf — reinste Verschwendung.
    Plötzlich glaubte Raffael etwas zuhören. Auch wenn er alt war - seine Augen und Ohren waren noch gut. Er blieb stehen und lauschte.
    Das konnte es doch nicht geben. Außer ihnen dreien befand sich niemand im Château. Raffael hatte selbst gesehen, wie der letzte Bedienstete am späten Nachmittag gegangen war, und es gab derzeit keine Gäste. Also konnte sich niemand hier im Keller befinden. Trotzdem hörte Raffael schleichende Schritte und leise Atemzüge!
    Das Rascheln von Stoff…?
    Die Ahnung sprang ihn an, daß die Schritte, die er hörte, sich schon in seiner unmittelbaren Nähe befanden, womöglich schon hinter der nächsten Gangbiegung…
    Aber das gab es doch nicht…
    Einbrecher schieden aus!
    Dämonen ebenfalls, denn der magische Schirm existierte doch wieder!
    Da klirrte etwas Metallisches. Dann verstummten die Schritte, und Raffael sah, wie sein eigener Schatten über die Gangbiegung hinausragte und deutlich zu sehen sein mochte im Licht der elektrischen Birne an der Gangdecke des Kellers.
    Er war hier unten entdeckt worden… sie wußten, daß er hier stand…
    Raffael machte einen, zwei Schritte rückwärts. Er sah, wie ein anderer Schatten über den Boden glitt.
    Der Schatten kam um die Gangbiegung herum. Und er fiel gegen das Licht…
    »Nein«, keuchte Raffael entsetzt. »Nein, das ist doch nicht möglich…«
    Der seltsame, über den Boden kriechende Schatten wurde von keinem Menschen geworfen. Er existierte für sich allein…
    Und er glitt plötzlich an Raffael empor. Der alte Diener spürte, wie sich etwas über sein Bewußtsein legte, es zu verdunkeln begann. Er wollte noch aufschreien, aber das gelang ihm bereits nicht mehr. Das Fremde ergriff von ihm Besitz, zwang ihn in seinen Bann. Raffael verlor das Bewußtsein. Das letzte, was er sah, während er langsam auf den kalten, feuchten Fußboden sank, war das kalt grinsende Gesicht von Bill Fleming, der in Begleitung zweier anderer Männer jetzt um die Gangbiegung trat.
    Und einem der beiden Begleiter fehlte sein Schatten…
    ***
    »Das kommt mir gelegen«, sagte Leonardo deMontagne rauh. Er streckte streckte eine Hand aus. Sein Schatten kroch aus Raffael heraus, berührte wieder die Füße des Fürsten der Finsternis und richtete sich so aus, daß er mit dem Licht-Winkel übereinstimmte. Alles wirkte wieder völlig normal.
    Aber das war es nicht.
    Leonardo hatte seinen Schatten ausgesandt, um den Mann auszuschalten, der da ausgerechnet jetzt in den Keller gekommen war. Jetzt betrachtete er den alten Mann.
    »So sieht man sich wieder«, sagte er, obgleich Raffael Bois das jetzt nicht hören konnte. »Es ist lange her, aber ich erkenne dich wieder, alter Mann. Du bist der Diener der Zamorra immer die Treue hielt, selbst als er in meiner Gefangenschaft war…«
    »Warum tötet Ihr ihn nicht, Herr?«, fragte Wang Lee.
    »Vielleicht kann er mir lebend noch nützen«, sagte Leonardo. Er konnte sein Aussehen verändern, seit er zum Dämon geworden war. Er spielte mit dem Gedanken, das Aussehen Zamorras anzunehmen und der
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