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0350 - Die Rache der Großen Alten

0350 - Die Rache der Großen Alten

Titel: 0350 - Die Rache der Großen Alten
Autoren: Jason Dark
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kamen noch die Gerüche, die der Fahrer ausströmte. Es waren nicht gerade die edelsten Düfte. Wenn wir dann die verklemmten Fenster nach unten kurbelten, wehte Straßenstaub herein.
    Zudem taugte die Federung nichts mehr, ich spürte jedes Schlagloch und hörte auch das Dröhnen des Auspuffs.
    Gut ging es mir nicht. Aber wann war es mir in dieser Stadt schon gutgegangen?
    Nie…
    Leila hockte mit einer verbissen verzogenen Maske neben mir.
    Auch auf ihrem Gesicht glitzerte der Schweiß, und ich ahnte, welche Gedanken hinter ihrer Stirn abliefen.
    Vertrauen durfte ich ihr noch immer nicht. Diese Frau stand nicht voll auf meiner Seite, das wußte ich. Wenn sich ihr eine Chance bot, würde sie sofort abspringen und wieder zu der Dämonin zurückkehren, der sie eigentlich diente.
    Wer sich einmal für die Große Mutter entschieden hatte, der würde ihr bis zum Tod die Treue halten. Noch mußte sie so tun, als stünde sie auf meiner Seite, doch ich war auf der Hut, auch gegen sie anzugehen.
    Hin und wieder schaute sie aus dem Fenster und suchte nach Verfolgern. Entdeckt hatte sie keinen, wenigstens hatte sie mir nichts davon mitgeteilt, und was sie dachte, wußte ich auch nicht.
    Wir gerieten in ein Gebiet, in dem sich bessere Straßen befanden.
    Kaum noch Schlaglöcher, keine Querrillen, und wenn ich nach vorn schaute, sah ich die Masten der im Hafen dümpelnden Schiffe, wie sie sich langsam hin und her bewegten.
    Wir näherten uns dem Ziel.
    Ali, unser neuer, junger Verbündeter, unterhielt sich mit dem Fahrer.
    Wir verstanden kein Wort, aber an Alis Lachen erkannte ich, daß es ihm nicht schlecht ging und das Thema sich bestimmt nicht um uns drehte.
    Es war beruhigend.
    Leila sprach mich wieder an. »Wie fühlst du dich, Sinclair?«
    »So ähnlich wie Sie.«
    »Das glaube ich kaum. Für dich muß es doch deprimierend sein zu wissen, daß die andere Seite stärker ist als du.«
    »Für Sie nicht?«
    »Nein, Bulle, nicht für mich. Du weißt, daß wir nie Freunde gewesen sind und es auch nie werden können. Ich nehme alles viel gelassener hin als du, das kannst du mir glauben. Rechne nicht damit, daß ich immer auf deiner Seite stehen werde.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann ist es gut.« Sie musterte mich vom Kopf bis zu den Knien.
    »Außerdem hast du Aldo erschossen.«
    »Darüber brauchen wir wohl nicht mehr zu diskutieren«, erklärte ich.
    »Für mich ist so etwas nicht vergessen!« hielt sie mir vor.
    »Irgendwann, Bulle, kommen wir noch darauf zurück, da kannst du dich verlassen.«
    »Mal sehen.«
    Wir bogen weg vom Hafen. Der Fahrbahnbelag wurde wieder schlechter.
    Kopfsteinpflaster wechselte sich ab mit einer Teerdecke, die gewaltige Löcher aufwies. Wir bekamen wieder das alte Schüttelgefühl, so daß auch mein Magen verrückt spielte.
    Allmählich verschwanden auch die Hafenanlagen, und rechts von uns erschien der Friedhof.
    Ich hatte ihn bisher nur in der Nacht gesehen. Am Tage wirkte er aus der Ferne nicht so unheimlich. An einer kleineren Moschee rollten wir vorbei und erreichten den Weg, der direkt auf das Friedhofstor zuführte.
    Die das Gelände umgebende Mauer war so hoch, daß wir die Grabsteine nicht erkennen konnten.
    Ali drehte sich um. Er zeigte ein breites Grinsen. »Der Fahrer läßt fragen, wo er halten soll?«
    »Vor dem Tor«, erwiderte ich.
    Ali übersetzte es ihm, und der Mann nickte einige Male.
    Wahrscheinlich war er froh, uns loszuwerden. Er lenkte das alte Gefährt in eine Kurve und fuhr einen staubigen Parkplatz an, der dicht neben dem Tor lag. Dort bremste er ab.
    Ali nannte uns den Preis. Ob er zu hoch war, wußte ich nicht.
    Jedenfalls zahlte ich und legte auch noch ein Trinkgeld drauf. Als ich in das satte Grinsen des Fahrers sah, wußte ich, daß ich wahrscheinlich zu viel gegeben hatte.
    Der Mann öffnete uns die Tür. Leila stieg als erste aus. Bevor ich noch eingreifen konnte, hatte sie schon das Gewehr an sich genommen und hängte es über die Schulter.
    Ich hatte ihre Worte nicht vergessen und hielt mich dicht an ihrer Seite, als wir auf das Friedhofstor zuschritten. Ali folgte uns schnell.
    Bevor er uns erreichte, redete ich noch auf das Halbblut ein. »Machen Sie nur keinen Unsinn, Leila. In Ihrem Interesse.«
    »Wir werden sehen.«
    Sie wollte das Tor öffnen. Ich legte meine Hand auf die ihre. »So nicht, meine Liebe. Ich will Innen etwas sagen. Glauben Sie nur nicht, daß dieser untote Bai und dessen Skelettreiter auf Ihrer Seite stehen. Das wird nie und nimmer der Fall
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