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0350 - Die Rache der Großen Alten

0350 - Die Rache der Großen Alten

Titel: 0350 - Die Rache der Großen Alten
Autoren: Jason Dark
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sein.«
    Leila schaute mich funkelnd an. »Sie dienen der Großen Mutter. Daran solltest du denken, Bulle. Und auch ich habe sie nicht vergessen, wie du weißt. Deshalb brauche ich vor dem Bai keine Angst zu haben. Das ist meine Antwort.« Sie fügte noch ein rauhes Lachen hinzu und drückte das Tor auf. Ohne sich noch einmal nach mir umzuschauen, betrat sie den Friedhof.
    Ich wartete noch auf Ali. Bisher hatte ich ihn als einen mutigen Jungen kennengelernt, doch als er auf diesem Totenacker stand, schüttelte er den Kopf.
    »Was hast du?«
    Er trat dicht an mich heran. »Ich bekomme ein komisches Gefühl, denn ich mag keine Friedhöfe. Da stimmt so vieles nicht, Monsieur. Spüren Sie es auch?«
    »Noch nicht.«
    Er nickte und machte ein Gesicht wie ein Erwachsener. »Dann werden Sie es bald merken.«
    »Mal sehen.«
    »Außerdem ist da noch diese Frau. Ich traue ihr nicht. Sie hat böse Augen.«
    »Woher willst du das denn wissen?«
    »Von meinem Vater. Er hat mir beigebracht, die Menschen zu beobachten. Und ich habe nichts vergessen.«
    »Das scheint mir auch so.«
    »He, ihr beiden, habt ihr Geheimnisse?« Leila sprach uns an.
    »Oder heckt ihr was gegen mich aus?«
    »Nein, nein.« Ich lächelte sie sogar an, als wir auf sie zugingen.
    »Ali fürchtet sich ein wenig.«
    »Vor den Toten?« fragte Leila spöttisch. »Sie liegen in kühler Erde und tun ihm nichts.«
    »Das kann man nie wissen, Süße!« rief Ali. »Wirklich nicht. Manche Tote leben auch.«
    Leila schaute den Jungen mit einem undefinierbaren Blick an und schwieg ansonsten.
    Ich war stehengeblieben. Mein Blick glitt über den Friedhof, und ich sah die zahlreichen Grabsteine, die aus der Erde ragten. Manche sahen prächtig aus, zeigten Motive oder waren so geformt, daß man in ihnen menschliche Umrisse erkennen konnte. Die meisten Gräber waren gepflegt. In Vasen standen frische Blumen. Andere wiederum ließen schon die Köpfe hängen.
    Über dem gesamten Friedhof lag ein schwerer süßlicher Geruch.
    Kein Leichengestank, sondern der von verwesenden Blumen.
    Eine Frau erschien. Sie tauchte wie ein Gespenst hinter einem hohen Grabstein auf, und Leila, die das Gewehr bei sich trug, ließ die Waffe blitzschnell von ihrer Schulter rutschen, wobei sie auf die Frau zielte.
    Die Person war harmlos. In der Hand hielt sie einige verwelkte Blumen.
    Das schmale Gesicht unter dem Kopftuch verzerrte sich in einem wilden Schrecken, als sie erkannte, daß sie bedroht wurde.
    Ali rettete die Situation. Er sprach die Frau an, faßte sie unter und geleitete sie zum Ausgang.
    »Das war nicht nötig«, erklärte ich Leila, als sie das Gewehr sinken ließ.
    »Ich bin lieber vorsichtig«, erwiderte sie.
    Ali kam zurück. Er wollte noch etwas sagen, ich schüttelte den Kopf.
    Es gab wichtigere Dinge, die wir tun mußten.
    »Und wo willst du hin, Bulle?« fragte Leila.
    Ich deutete auf die Leichenhalle.
    »Treffen wir da jemand?«
    »Ja, den Tod«, meinte Ali.
    »Halte du dich zurück, Rotznase!«
    Das war hart genug gesprochen. Ich enthielt mich einer Antwort, dachte aber daran, daß auch eine Person wie Leila unter Streß stand.
    Sie hatte voll auf die Große Mutter vertraut, doch die schien andere Probleme zu haben, als sich um ihre Dienerin zu kümmern.
    Die Mauern dämpften den von außen herbeidringenden Lärm.
    Sehr leise klang das Hupen der Autos, kaum zu hören war auch der brausende Verkehr auf den breiten Straßen, so daß wir uns vorkamen wie in einer Oase. Unser Ziel war die Leichenhalle am Ende des Friedhofs. Ich deutete in die entsprechende Richtung, und Leila fragte sofort, was uns dort erwartete.
    »Vielleicht der Bai.«
    Sie lachte. »Hör mit deinen Ausreden auf, Sinclair! Du bist nur gekommen, um dir ein sicheres Versteck zu suchen.«
    »Das auch.«
    »John!« Alis Ruf alarmierte mich und drehte mich blitzschnell.
    Der Junge faßte nach meinem Arm. Mit der freien Hand deutete er auf eine Stelle dicht an der Mauer.
    Oben befand Sich ein sehr großes Grab. Es war quadratisch angelegt, besaß aber keinen senkrecht stehenden Stein, sondern nur mehr eine quadratische Platte, die schräg auf dem Boden lag und sich nun langsam bewegte. Sie wurde in die Höhe und gleichzeitig zur Seite gedrückt.
    »Verdammt, John, da kommen die Toten!« hauchte der Junge.
    Ob dies so war, wollte ich mal dahingestellt sein lassen, aber auch mir war nicht wohl, als ich den schweren Gegenstand sah, den eine unter ihm lauernde Kraft in Bewegung setzte.
    Zwischen ihm und dem Grab
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