Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0350 - Die Rache der Großen Alten

0350 - Die Rache der Großen Alten

Titel: 0350 - Die Rache der Großen Alten
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
das plötzlich anders. Über die Kronen der Mauern drangen Laute, die sich anhörten, als würde jemand laut rufen und gleichzeitig andere dazu anhalten, ruhiger zu sein, so daß wir zu den Stimmen noch Schritte vernahmen.
    Nicht die einer einzelnen Person, sondern die mehrerer Ankömmlinge.
    Und die befanden sich weiter entfernt, jenseits der Mauer, wo die geheimnisvollen Straßen und Gassen der Altstadt von Tanger lagen.
    Für mich klangen diese Geräusche recht ungewöhnlich, ich hatte die Altstadt als relativ ruhige Zone in der Nacht erlebt, und auch die Frau wunderte sich über die Stimmen.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte ich.
    Leila hob die Schultern. »Keine Ahnung, aber die Ansammlung der Typen hinter der Mauer bereitet mir Sorge.«
    »Haben Sie Grund dazu, sich Sorgen zu machen?«
    »Wohl kaum…«
    Ihre Antwort überzeugte mich nicht, und ich deutete dorthin, wo sich der Ausgang befand. »Kommen Sie, wir werden von hier verschwinden. Es ist möglicherweise besser.«
    Sie widersprach nicht und hatte auch nichts dagegen, daß ich die Führung übernahm.
    Wir bewegten uns so leise wie möglich auf den normalen Ausgang zu.
    Ich besaß ein ungutes Gefühl. Irgendwie kam mir die Umgebung so anders vor, so abwartend, wie die berühmte Ruhe vor dem Sturm, und ich hatte das Gefühl, von bösen Feinden umgeben zu sein, die sich noch im Unsichtbaren aufhielten.
    Wir erreichten eine kleine Treppe, die nur vier Stufen besaß. Als wir diese hinter uns gelassen hatten, standen wir in einem schmalen Gang, der zum Ausgang führte.
    Ich ging jetzt schneller, und Leila blieb auch dicht hinter mir. Sie redete kein Wort mehr, ich vernahm nur ihren scharfen Atem und hatte das Gefühl, daß sie noch mehr wußte, als sie eigentlich zugeben wollte.
    Vor einer Holztür blieb ich stehen, entdeckte einen runden Knauf, umklammerte ihn und drehte ihn herum.
    Ein wenig sperrte die Tür noch, dann konnte ich sie zu mir ziehen.
    Obwohl eigentlich kein Grund bestand, ärgerte ich mich über das dabei entstehende Geräusch, denn es war ziemlich weit zu hören und hätte, falls sich Verfolger in der Nähe befanden, auch von ihnen vernommen werden können.
    Es gefiel Leila nicht, daß ich zunächst einen Blick nach draußen warf, bevor ich mich in Bewegung setzte. »Weshalb gehst du nicht, Bulle?« schimpfte sie.
    »Weil ich meine Prinzipien habe, deshalb.« Ich ließ mich nicht beirren und warf einen vorsichtigen Blick in die Gasse, die nach links hin geradeaus führte, zur rechten Seite allerdings einen Bogen schlug.
    Die Gasse war leer!
    Zunächst atmete ich auf, dann dachte ich genauer darüber nach und fragte mich, woher die Stimmen gekommen waren, die wir gehört hatten. Da mußten Menschen in der Nähe lauern.
    »Wie sieht es aus?« fragte mich Leila.
    »Dunkel«, erwiderte ich.
    »Verdammt, deine Antwort…« Der Rest ging in einem unverständlichen Gemurmel unter.
    »Kommen Sie«, sagte ich und faßte sie an. Leila ließ es geschehen, daß ich ihre Hand nahm und sie ins Freie zog. Wir beide betraten eine leere Gasse. Und wieder dachte ich daran, daß man mir mal gesagt hatte, eine Stadt wie Tanger hätte tausend Augen, besonders in der Nacht, wenn man nicht damit rechnete.
    Der neue Tag war erst eine Stunde alt. Ich wollte nicht daran glauben, daß eine Stadt wie diese, in der wir uns befanden, schlief. Es war egal, in welche Richtung wir uns wandten. Ich kannte mich nicht aus, Leila wahrscheinlich auch nicht. Und wenn, hätte sie mir bestimmt nichts gesagt, jede Minute, die sie sich in Freiheit befand, war für sie ein Gewinn. Ich konnte sie nicht als Helferin bezeichnen.
    Leila würde sich wahrscheinlich neutral verhalten und erst später, wenn wir den Flughafen erreicht hatten, sich auf die andere Seite stellen.
    Vorsichtig verließ sie das Haus. Nach dem ersten Schritt schon glitt sie geschmeidig zur Seite und stellte sich in den Schatten der Wand. So wurde sie am wenigsten gesehen.
    Ich deutete nach rechts. »Dahin gehen wir.«
    »Und dann?«
    »Werden wir weitersehen.«
    »Bulle, du kennst dich auch nicht aus.« Sie lachte bei den Worten und wartete auf meine Antwort.
    »Ja, es stimmt, ich habe meine Schwierigkeiten.«
    »Das wird eine Flucht. Ich würde es als Spaß bezeichnen.«
    Eine Antwort bekam sie nicht mehr, denn ich war weitergegangen.
    Der Untergrund bestand aus festem Lehm, und ich versuchte, meine Schritte so stark wie möglich zu dämpfen.
    Natürlich konzentrierte ich mich auf die Geräusche, die uns umgaben.
    Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher