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034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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eigenartigen Freunde?«
    Diese Gelegenheit durfte er nicht ungenützt vorbeigehen lassen.
    »Ich fürchte, Mary, daß sie bald eine ganze Menge Leute wie Hackitt und noch schlimmere treffen werden.«
    »Warum?« fragte sie erstaunt.
    »Sie beabsichtigen, Messers Sekretärin zu werden - Mary, ich wünschte, Sie würden nicht hingehen.«
    »Warum, in aller Welt, Alan? Ich verstehe allerdings, was Sie meinen. Maurice hat eine große Zahl solcher Klienten, und ich werde sicher mit ihnen zusammenkommen, aber ich habe doch nur geschäftlich mit ihnen zu tun.«
    »Wegen der Klienten bin ich nicht besorgt«, antwortete Alan ruhig. »Besorgt bin ich wegen - Maurice Messer.«
    »Besorgt wegen Maurice?« Sie traute ihren Ohren nicht. »Aber Maurice ist doch ein so lieber Mann! Er ist die Freundlichkeit selbst zu Johnny und mir gewesen, und wir kennen ihn unser ganzes Leben lang.«
    »Ich kenne Sie auch so lange, Mary ...«
    »Aber«, unterbrach sie ihn, »sagen Sie mir, warum? Was könnten Sie gegen Maurice haben?«
    Einer so direkten Frage gegenübergestellt, fühlte sich Alan unsicher. Freimütig erklärte er:
    »Ich weiß nur, was Scotland Yard gegen ihn hat.«
    Sie lachte heiter.
    »Weil er es fertigbringt, diese armen, elenden Verbrecher vor dem Gefängnis zu bewahren! Das ist Berufsneid. O Alan«, neckte sie ihn, »das hätte ich nicht von Ihnen gedacht!«
    Es wäre zwecklos gewesen, wenn er die Warnung wiederholt hätte. Eine Beruhigung hatte er: Wenn sie bei Messer arbeitete, würde sie auch in seinem Bezirk wohnen.

6.
    Maurice Messer blieb, von einer Eibenhecke halb verdeckt, stehen und beobachtete die beiden. Die Schönheit Mary Lenleys war ihm nie vorher aufgefallen. Es bedurfte offensichtlich der Bewunderung eines Polizeibeamten, um sein Interesse an dem Mädchen zu wecken, das er, einem später bereuten Impuls folgend, anzustellen versprochen hatte. Bewundernd verfolgte er ihre Bewegungen, während sie mit Alan Wembury sprach. Er befeuchtete seine trockenen Lippen. Merkwürdig, daß er blind gewesen war gegen eine so reizvolle Erscheinung wie Mary Lenley. Er liebte blonde Frauen. Gwenda Milton war blond gewesen. Ein naives Mädchen, das langweilig wurde und in einer Tragödie endete. Ihn fröstelte bei dem Gedanken an den trüben Tag der gerichtlichen Vernehmung, als er vor dem Zeugentisch gestanden und gelogen hatte.
    Als Mary den Kopf wandte, entdeckte sie ihn und winkte.
    »Wo ist Johnny?« rief sie ihm zu.
    »Johnny schmollt. Fragen Sie mich aber nicht, warum, denn ich weiß es nicht. Störe ich eine vertrauliche Unterredung?«
    Er fragte sich, worüber sie gesprochen haben konnten. Hatte sie Alan Wembury mitgeteilt, daß sie nach Deptford zu kommen beabsichtigte? Früher oder später würde sie es ihm doch sagen, darum war es besser, dies gleich selbst zu tun.
    »Wissen Sie schon, daß Miss Lenley mich beehren will, meine Sekretärin zu werden?«
    »Ich hörte es.« Alan schaute dem Rechtsanwalt fest in die Augen. »Ich habe Miss Lenley soeben gesagt, daß sie in meinem Bezirk wohnen wird - unter meiner Obhut sozusagen ... «
    Warnung und Drohung klangen aus diesen Worten. Messer war zu klug, um es zu überhören. Alan Wembury spielte sich als Beschützer des Mädchens auf! Vor einer Stunde noch hätte ihn die Bemerkung belustigt. Doch jetzt ...
    Er schaute Mary an. Wie blaß schimmerte ihre zarte Haut! Wie reizvoll waren die dunkelgrauen Augen mit den langen Wimpern!
    »Das ist sehr interessant!« Seine Stimme klang heiser, er räusperte sich. »Sehr interessant. Ist es eine der Pflichten Ihres Amtes?«
    Messers Spott wirkte verkrampft.
    »Die Pflichten des Polizeibeamten«, entgegnete Alan, »werden durch die Inschrift über dem Old Bailey, unserem ehrwürdigen Gerichtsgebäude, ziemlich genau beschrieben.«
    »Und was besagt sie?« fragte Messer. »Ich habe mir nie die Mühe genommen, sie zu lesen.«
    »Beschützt die Kinder der Armen und bestraft die Übeltäter! « zitierte Wembury ernst.
    »Ein edles Wort!« stimmte Maurice zu. »Entschuldigen Sie, das muß für mich sein ...« Schnell ging er einem Telegrafenboten entgegen, der durch den Garten kam.
    »Ist Maurice auf Sie böse?« fragte Mary.
    Alan lachte.
    »Jeder wird früher oder später auf mich böse.«
    Halb belustigt, halb ernst sagte sie: »Ich glaube, ich werde nie mit Ihnen böse sein, Alan! Sie sind der netteste Mann, den ich kenne.«
    Sie sahen Maurice mit dem ungeöffneten Telegramm in der Hand zurückkommen.
    »Für Sie!« rief er
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