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034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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darüber nachdenken! Johnny will eine Wohnung in der Stadt nehmen, und Maurice hat mir Arbeit versprochen.«
    »Arbeit?« fragte Alan erstaunt. »Sie wollen damit doch nicht sagen, daß Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen müssen?«
    Sie lachte.
    »Aber selbstverständlich, mein lieber Alan! Ich bin dabei, in die Geheimnisse der Stenographie und des Maschinenschreibens einzudringen. Ich soll Sekretärin von Maurice werden.«
    Messers Sekretärin! Das kam ihm bekannt vor. Walfords Worte klangen ihm noch in den Ohren. Er dachte an jene andere Sekretärin, deren Leichnam man an einem nebligen Morgen aus dem Wasser gezogen hatte.
    »Warum sind Sie so ernst, Alan? Gefällt Ihnen der Gedanke nicht, daß ich meinen Lebensunterhalt verdienen werde?«
    »Nein«, antwortete er kurz. »Es wird doch etwas aus dem Zusammenbrach gerettet werden können?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nichts - überhaupt nichts! Von meinem mütterlichen Erbe beziehe ich ein kleines Einkommen, das mich vor dem Verhungern schützt. Und dann ist Johnny auch ganz tüchtig. Er hat in der letzten Zeit viel Geld verdient. Das klingt doch seltsam. Niemand hätte gedacht, daß ein guter Kaufmann aus ihm wird. Und doch - er hofft, in wenigen Jahren Lenley Court zurückkaufen zu können.«
    Es klang mutig, aber Alan ließ sich nicht täuschen.
    Alan fiel auf, daß Mary über seine Schulter hinwegschaute, und als er sich umdrehte, sah er zwei Männer auf sie zukommen. Der ältere von beiden - Alan zweifelte nicht, Mr. Messer vor sich zu haben - war auf herkömmliche, von erfolgreichen Rechtsanwälten seit jeher bevorzugte Art gekleidet. Der langschößige Gehrock saß tadellos. In der schwarzen Krawatte steckte ein schimmernder Opal. Er trug einen Zylinder und gelbe, einwandfreie Handschuhe. Seine Gestalt war schlank, das Gesicht mager, mit beinahe gelblichem Teint. Er hatte etwas Aristokratisches in seinem Wesen. ›Er sieht aus wie ein Herzog, spricht wie ein spanischer Edelmann und denkt wie ein Teufel!‹ war nicht das Abträglichste, was je über Messer gesagt worden war.
    Johnny Lenley begleitete ihn. Er war nicht viel älter als zwanzig Jahre. Auf den Besucher blickend, zog er die Augenbrauen zusammen.
    »Hallo!« rief er unfreundlich und wandte sich an Messer. »Sie kennen doch Wembury, Maurice? Er ist Oberwachtmeister oder etwas Ähnliches bei der Polizei.«
    »Bezirkskriminalinspektor«, verbesserte Messer lächelnd und streckte seine lange, schmale Hand aus. »Wie ich gehört habe, kommen Sie in meine Nachbarschaft - zum Schrecken meiner Klienten!«
    Johnny Lenley hatte Alan schon als Knabe nicht leiden können, und jedesmal, wenn er ihn traf, flackerte sein Groll von neuem auf.
    »Was führt Sie nach Lenley?« fragte er verdrießlich. »Haben Sie denn noch Verwandte hier?«
    »Ich habe wenig Freunde hier«, antwortete Alan zurückhaltend.
    »Selbstverständlich hat er«, warf Mary ein. »Und dann ist er auch gekommen, um mich zu besuchen, nicht wahr, Alan? Es tut mir leid, daß wir Sie nicht bitten können, bei uns zu wohnen, aber es sind so gut wie keine Möbel übriggeblieben.«
    »Es ist nicht nötig, unsere Armut im ganzen Land zu verkünden!« rief Johnny Lenley schroff. »Ich glaube kaum, daß Wembury sich für unser Mißgeschick interessiert, und wenn ...«
    »Das Mißgeschick auf Lenley Court ist der Öffentlichkeit bekannt, mein lieber Johnny«, unterbrach ihn Messer besänftigend. »Seien Sie doch nicht unnötig empfindlich! Ich meinerseits freue mich, Gelegenheit zu haben, einen so ausgezeichneten Kriminalbeamten wie Alan Wembury kennenzulernen. Augenblicklich werden Sie Ihren Bezirk sehr ruhig finden, Mr. Wembury. Es gibt nicht mehr die Aufregungen wie zur Zeit, als ich von Lincoln's Inn Fields nach Deptford zog.«
    »Sie meinen, daß der Hexer Sie nicht mehr belästigt?«
    Alans Frage klang ganz harmlos, um so bemerkenswerter aber war die Veränderung, die in Messers Gesicht vor sich ging. Seine Augen blinzelten plötzlich, als wenn sie in grelles Licht geblickt hätten. Der Mund wurde zu einer geraden, harten Linie.
    »Der Hexer! Eine alte Geschichte! Der arme Teufel ist tot! Tot - in Australien ertrunken!«
    Mary schaute ihn verwundert an.
    »Wer ist der Hexer?« fragte sie.
    »Niemand, den Sie kennen - und auch niemand, den Sie kennen sollten«, erwiderte Messer brüsk. Schon wieder lächelnd setzte er hinzu: »Wir sollten in Gesellschaft einer jungen Dame nicht fachsimpeln. Ich meine, wir sollten uns wirklich nicht über das
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