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034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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den Klingelknopf und gab dem eintretenden Beamten Anweisung.
    »Wird er uns helfen, den Hexer zu fassen?« fragte Alan lächelnd.
    Die Antwort erstaunte ihn.
    »Ich habe das Gefühl«, stimmte der Kommissar zu.
    Die Tür öffnete sich, eine große, gebeugte Gestalt trat ein. Alan schätzte den Mann auf etwas über Fünfzig. Das Haar war ergraut, über dem Mund hing ein kleiner Schnurrbart, der Anzug saß schlecht. Flinke, blaue Augen schauten Alan freundlich an.
    »Darf ich Sie mit Inspektor Wembury bekannt machen, der Ihrem Bezirk vorstehen wird!« stellte Walford vor.
    Wemburys Hand wurde kräftig gedrückt.
    »Haben Sie einige interessante Exemplare in Deptford, Inspektor?« fragte Dr. Lomond im reinsten schottischen Dialekt. »Ich möchte gern einige Köpfe vermessen.«
    Alan lachte. »Deptford ist mir noch so fremd wie Ihnen. Ich bin seit dem Krieg nicht mehr dort gewesen.«
    Der Arzt kratzte sich das Kinn, den Blick fest auf Wembury gerichtet.
    »Ich glaube nicht, daß sie so interessant wie die Lelos sein werden. Das ist eine wunderbare Rasse, mit einer seltsamen Kopfform und eigenartiger Entwicklung des Scheitelbeines ...« Er sprach schnell, mit Begeisterung, es schien sein Lieblingsthema zu sein.
    Während der Arzt seine Theorie über die Abstammung eines seltsamen tibetanischen Stammes erklärte, verschwand Alan geräuschlos aus dem Zimmer. Eine Stunde später traf er Walford, der gerade aus seinem Büro trat.
    »Ja - ich bin den Doktor losgeworden!« Der Oberst lachte. »Er ist zu gescheit, als daß man ihn einen langweiligen Menschen nennen könnte. Dennoch hat er mir Kopfschmerzen gemacht!« Unvermittelt fuhr er fort: »Übertragen Sie Burton die Perlensache - ich meine die Darnleigh-Perlen. Einen neuen Anhaltspunkt haben Sie nicht gefunden?«
    »Nein, Sir.«
    Der Kommissar runzelte die Stirn.
    »Da Sie eben erst von Lenley Court kamen, fiel mir ein, daß der junge Lenley am Abend des Diebstahls auf dem Ball der Lady Darnleigh war.« Als er den Ausdruck in Alans Gesicht bemerkte, fügte Walford schnell hinzu: »Ich will damit selbstverständlich nicht sagen, daß er etwas mit der Sache zu tun hat, aber es ist doch ein eigenartiger Zufall. Ich möchte gern, daß wir diesen Fall bald erledigen, denn Lady Darnleigh hat mehr Freunde in Whitehall, als mir lieb ist. Jeden zweiten Tag erhalte ich einen Brief des Innenministers, worin er sich nach dem Stand der Ermittlungen erkundigt.«
    Alan Wembury verließ den Kommissar mit unguten Gefühlen. Er hatte gewußt, daß Johnny an jenem Abend auf dem Ball bei Lady Darnleigh gewesen war, doch der Gedanke, ihn mit dem rätselhaften Perlendiebstahl in Verbindung zu bringen, wäre ihm nie gekommen. Er rief sich nochmals die allzu kürze Unterhaltung mit Mary ins Gedächtnis zurück.
    Warum in aller Welt sollte Johnny ... Und doch - die Lenleys waren ruiniert, und Mary war sichtlich nervös gewesen.
    Unsinn! dachte Alan, als sich ihm ein häßlicher Gedanke aufdrängte. Unsinn! - Am nächsten Morgen übergab er die Akten in der Perlensache Inspektor Burton und verließ Scotland Yard mit sozusagen erleichtertem Gefühl.
    Sein neuer Bezirk nahm ihn in der folgenden Woche sehr in Anspruch. Mary schrieb ihm nicht, wie er erwartet hatte. Er wußte nicht, daß sie bereits in London war, bis sie ihm eines Tages aus einem vorbeifahrenden Taxi zuwinkte. Er beauftragte einen Untergebenen, festzustellen, wo sie und Johnny wohnten, und erfuhr, daß sie sich in der Nähe der Malpas Road in einem modernen Häuserblock niedergelassen hatten, der hauptsächlich von Handwerkern bewohnt wurde.

8.
    »Heute morgen habe ich deinen ›Polypen‹ gesehen«, verkündete Johnny schnoddrig, als er zum Lunch erschien.
    »Meinen was?« Mary schaute ihn mit großen Augen an.
    »Wembury«, erklärte Johnny. »Wir nennen diese Leute so.«
    »Wir?« wiederholte sie. »Du meinst doch, ›man‹ nennt sie so, Johnny?«
    Dies schien ihn zu amüsieren. Er setzte sich an den Tisch.
    »Mach dich nicht lächerlich, Mary! ›Wir‹ oder ›man‹ macht doch keinen Unterschied. Im Grunde sind alle Diebe, der Kaufmann im Rolls-Royce und der Arbeiter in der Straßenbahn - jeder will den andern übers Ohr hauen.«
    »Wo hast du Alan gesehen?«
    »Warum, zum Kuckuck, nennst du ihn beim Vornamen?« fuhr er sie an. »Der Mann ist Polizist, du aber tust, als ob er auf der gleichen gesellschaftlichen Stufe mit dir stünde.«
    Mary schnitt das Brot. Lächelnd erwiderte sie:
    »Unser Nachbar hier auf dem Stock ist
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