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0339 - Die Kammer der tausend Schrecken

Titel: 0339 - Die Kammer der tausend Schrecken
Autoren: Unbekannt
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Abschirmung."
    Die Verständigung erfolgte nun, da sie beide ihre Sprechorgane wieder einigermaßen kontrollierten, über die winzigen, einoperierten Kehlkopfmikrophone und die in den Schädelknochen versenkten Impulsverstärker. Es waren typische Agentenausrüstungen, die zum normalen Lagerbestand der CREST gehörten. Niemand konnte die Gespräche abhören, denn der Text wurde automatisch kodiert und dekodiert Schlimmstenfalls wäre mit hoch empfindlichen Geräten eine Anmessung der Energieausstrahlung möglich gewesen. Dem jedoch konnte man begegnen, indem die Gespräche kurz und mit großen Unterbrechungen geführt wurden.
    Rhodan stimmte dem Freund und Untergebenen im stillen zu. Die zahllosen Stahlwände zusammen mit den sicherlich vorhandenen Energieleitungen und Kraftwerksaggregaten mußten naturgemäß so schwache Strahlungen wie die von organischen Gehirnen abschirmen und verzerren.
    Er hielt unwillkürlich die Luft an als die Bahre, auf der er lag, scheinbar haltlos in die Tiefe stürzte.
    Eine rotierende Kugel, auf einem blau leuchtenden Sockel kreisend, kam in sein Blickfeld. Auf der Kugelwandung erschienen bizarre, leuchtende Symbole und verschwanden wieder. Es wurde plötzlich eiskalt. Die Schweberoboter rückten näher an ihre Gefangenen heran und kompensierten mit ihrer beträchtlichen Hitzeausstrahlung die Kälte, die anscheinend von der rotierenden Kugel ausging.
    „Sie denkt!" meldete Marshall.
    Rhodan war nicht einmal überrascht. Er hatte im Verlauf seines langen, abenteuerlichen Lebens mehr erlebt, als ein Sterblicher je träumen konnte. Warum sollte er da an einer denkenden Riesenkugel zweifeln, die obendrein Kälte ausstrahlte!
    „Was denkt sie?" fragte er zurück.
    Der Telepath schwieg fast eine Minute lang. In dieser Zeit geriet die Kugel wieder aus Rhodans Blickfeld.
    In John Marshalls Antwort schwang Fassungslosigkeit mit.
    „Solveigs Lied von Edvard Grieg, Sir!"
    Perry Rhodan zuckte unmerklich zusammen, dann lächelte er ironisch. Intensiv dachte er an eine bestimmte Stelle eines griechischen Heldenepos.
    „Was denkt sie jetzt, John?"
    „Sir!" keuchte Marshall. „Sie denkt in Hexametern von Homer, in Hexametern aus der Odyssee!"
    „Okay!" Rhodan lachte leise.
    „Kümmern Sie sich nicht mehr darum. Die Kugel reproduziert fremde Gedanken. Ich hatte vorhin unbewußt an Solveigs Lied aus Peer Gynt oder eben willkürlich an die Odyssee von Homer gedacht."
    „Aber das ist ein Phänomen, das..."
    „Einverstanden!" unterbrach der Großadministrator ihn kurzangebunden. „Aber wir dürfen unsere Aufmerksamkeit nicht verzetteln, wenn wir hier mit heiler Haut wieder herauskommen wollen, ohne brutale Gewalt anzuwenden! Klar?"
    „Jawohl, Sir"" Ihre Antigravbahren überflogen jetzt eine tellerförmige Konstruktion von ungefähr hundert Metern Durchmesser. Es wurde fast völlig dunkel, als sie über den oberen Rand schwebten. Alles Licht schien in einem kegelförmigen Bereich oberhalb des Tellerbauwerks absorbiert zu werden. Nur am Grunde schimmerte ein bläulicher Schein. Perry Rhodan blickte durch das Licht hindurch, als wäre es ein Fenster. Er sah sechsgliedrige, gigantische Schemen hin und her huschen. Aus einem Kuppelkopf starrten ihn vier rotglühende Augen an.
    Bevor er Genaueres erkennen konnte, blieb die Tellerkonstruktion hinter ihnen zurück. Aber sie hinterließ bei ihm das Gefühl, als hätte er durch eine Art Schlüsselloch einen Blick auf eines der größten Geheimnisse von M-87 werfen dürfen, freilich ohne es zu enträtseln.
    „Professor Isenstein ist Experte für Mathematische Kosmolinguistik, nicht wahr?" fragte er geistesabwesend.
    „Ja, Sir", kam Marshalls Antwort gedehnt. „Worauf wollen Sie hinaus? Wie ich Sie kenne, haben Sie doch eine bestimmte Idee?"
    „Eine sehr vage Idee. Immerhin haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum unsere Translatorpositroniken die Sprachstruktur des Zentrums-Idioms in relativ kurzer Zeit herausgefunden haben, schneller als beispielsweise die Sprachstruktur der Gurrads, die uns doch territorial bedeutend näherstehen?"
    „Hm! Ich sehe nicht recht, welche Logikspur Sie verfolgen, Sir. Die Lebewesen aus M-87 haben eine ganz andere biologische Entwicklung durchgemacht als die in der Heimatgalaxis; hier dominieren die sechsgliedrigen Arten."
    „Eben! Und nun denken Sie mal nach, John! Hat unsere Translatorpositronik auf der CREST nicht bereits die Sprache einer sechsgliedrigen intelligenten Art erfaßt gehabt, bevor wir
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