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0334 - Der Hexenspiegel

0334 - Der Hexenspiegel

Titel: 0334 - Der Hexenspiegel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Bekanntschaft gemacht hatte!
    Da endlich überwand er seine Scheu und schlug kräftig zu. Aber sein Hieb ging durch die Gestalt hindurch, die ihn jetzt packte. Er wehrte sich verzweifelt, hatte aber keinen Erfolg damit.
    Längst war das Amulett seiner Hand entfallen. Er versuchte den Würgegriff zu sprengen, aber er griff einfach durch die gespenstischen Hände hindurch, die immer mehr zudrückten. Vor sich sah er Nicoles Gesicht, und das war das Furchtbarste daran.
    Und dann kam das Aus. Die schwarze Unendlichkeit des Todes. Zamorra starb.
    ***
    Die Ohrfeigen, mit denen er geweckt wurde, belehrten ihn eines Besseren.
    Saranow kniete neben ihm und setzte alles daran, Zamorra so schnell wie möglich aus der Bewußtlosigkeit zurückzuholen.
    Es dämmerte. Und nur ein paar Meter weiter brannte etwas.
    Zamorra richtete sich mit einem Ruck auf. Prompt wurde ihm schwindlig, aber er kämpfte diesen Zustand nieder.
    »Was ist passiert, Boris?«
    »Erfreulicherweise hat sie nicht zu hart zugeschlagen«, sagte Boris.
    »Oder ich bin inzwischen im Training. Jedenfalls kam ich wieder auf die Beine, während ihr zwei mit Kämpfen und Würgen beschäftigt ward, habe ich mir vom Taxifahrer den Reservekanister ausgeliehen, das Benzin über den Spiegel gekippt und in Brand gesetzt.«
    »Und? Die Benzinfeuerhitze reicht doch niemals aus, das Spiegelglas zu schmelzen.«
    »Das nicht«, schmunzelte Saranow. »Aber es hat, während es das Holz niederbrannte, das Glas wunderschön zerknackt und in ein paar handliche Scherben zerlegt. Prompt löste sich die verdammte Hexe auf.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »In den Scherben«, vermutete Saranow. »Vielleicht aufgespalten auf die einzelnen Bruchstücke. Wie auch immer – schaffst du es, Brüderchen Zamorra, mit mir die Scherben einzusammeln und zur Glasfabrik zum Einschmelzen zu bringen? Um alles andere kümmern wir uns später.«
    Zamorra nickte.
    »Ich möchte wissen, was diese Hexe mit Nicole angestellt hat«, murmelte er. »Aber wenn wir ihr eine Chance geben, zu antworten, geben wir ihr auch eine Chance, uns zu vernichten.«
    Sie sammelten die heißen Glasscherben ein, die ein seltsames Eigenleben zu führen versuchten; sie wollten stechen und schneiden, wo immer es ging. Aber die beiden Parapsychologen verstauten sie in der Aktentasche des Taxifahrers, die sie vorher mit magischen Symbolen versehen hatten, und brachten sie zur Glasfabrik. Mehrmals drohte eine unsichtbare Kraft den Wagen von der Fahrbahn zu schleudern und in den spärlicher werdenden Gegenverkehr zu tragen. Aber sie kamen durch.
    Sie wurden bereits erwartet. Die Männer, die in der Firma zurückgeblieben waren, waren ungeduldig und wollten Feierabend machen. Zamorra ließ sich zeigen, wo das Glas in die Schmelzbirne gefüllt wurde, und warf es mitsamt der gesamten Aktentasche hinein. Er ignorierte die Proteste der Arbeiter und des Taxifahrers. »Ihre Tasche, Towarischtsch, wird Ihnen selbstverständlich ersetzt. Und das durch das Leder verunreinigte Glas werfen Sie am besten weg, versenken Sie es im Ilmensee, wo er am tiefsten ist. Auch der Schaden wird ersetzt werden.«
    Bis zuletzt hatte er befürchtet, die Hexe würde noch einmal zuschlagen.
    Aber das war nicht geschehen.
    Als sie vom Taxi nach Tschudowo zurückgebracht wurden, standen bereits zwei Polizeifahrzeuge am defekten Tschaika. In der Zwischenzeit war der Fahrer mit einem Abschleppfahrzeug zurückgekommen und hatte den Wagen leer bis auf eine Leiche gefunden, worauf er die Polizei alarmieren ließ.
    Zamorra drängte, weiterzufahren. Er mußte wissen, was aus Nicole geworden war!
    ***
    Nadija Perkowa hatte verspielt. Aufgespalten in unzählige Fragmente, konnte sie ihre Hexenkraft nicht mehr in vollem Umfang wirken lassen.
    Sie vermochte sich nicht mehr zu wehren, und sie verfluchte ihre eigene Dummheit. Als alles schiefzugehen begann, als sie auf der Flucht doch noch gesehen wurde, war sie in Panik geraten. Sie hatte nicht einmal mehr daran gedacht, daß sie Zamorra eigentlich unter ihre Kontrolle hätte nehmen können. Sicher, dafür hätte sie den Scheinkörper auflösen müssen, denn auf zwei Dinge zugleich konnte sie sich nur schwer konzentrieren.
    Aber sie hatte es versäumt, ihn zu beeinflussen, und das führte unweigerlich zu ihrem Ende. Mit dem zertrümmerten Spiegelglas schmolz auch die Seele der Hexe Nadija Perkowa, und jetzt endlich begriff sie, daß ein Pakt mit dem Teufel schlußendlich doch stets in den Untergang führte.
    Nadija Perkowa verwehte
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