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0334 - Der Hexenspiegel

0334 - Der Hexenspiegel

Titel: 0334 - Der Hexenspiegel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Amulett.
    Nicole verzichtete darauf, sich zu bücken. Sie streckte die Hand aus und konzentrierte sich auf den geistigen Ruf.
    Merlins Stern erhob sich vom Boden und flog ihr förmlich in die Hand.
    Aber das war auch alles, wozu sich das Amulett jetzt noch hinreißen ließ.
    Es mußte einen magischen Schock erhalten haben, denn das schwache Glühen erlosch sofort, kaum daß das Amulett Nicoles Hand spürte. Es war jetzt nur eine einfache Silberscheibe.
    Mit einem geistigen Befehl versuchte Nicole es wieder einzuschalten.
    Aber es gehorchte ihr nicht. Dabei konnte sie normalerweise ebenso über seine Funktionen und Kräfte verfügen wie Zamorra selbst.
    Nicole vernahm ein Geräusch hinter sich.
    Sie wirbelte herum. Ihre Augen weiteten sich, als sie eine Gestalt aus dem Spiegel gleiten sah. Eine Frauengestalt, nackt, und Nicole brauchte nicht zweimal hinzuschauen, um zu erkennen, daß es sich um eine Doppelgängerin von ihr handelte.
    Schlagartig begriff sie.
    Jenes Gefühl, das sie in der Nacht in England gehabt hatte… gleichzeitig mußte hier die Geistererscheinung aufgetreten sein… es mußte der Kontakt im Bad im Hotel von Leicester gewesen sein. Dort mußte die geisterhafte Macht, die Nicole vorübergehend unter ihrer Kontrolle hatte, gelernt haben, Nicoles Körper zu imitieren.
    Nicole schleuderte ihrer Doppelgängerin das Amulett entgegen. Die andere wich aus, duckte sich zur Seite, als habe sie panische Angst davor.
    Sie konnte ja nicht ahnen, daß es jetzt passiv war… im nächsten Moment war diese Gestalt bei Nicole.
    Zamorras Gefährtin schlug zu, aber ihre Schläge glitten durch den fremden Körper hindurch. Dafür vermochte der selbst fest zuzupacken.
    Es war genau so, wie Saranow es aus seinem nächtlichen Erlebnis geschildert hatte.
    Nicole wollte schreien, aber es gelang ihr nicht mehr. Die Doppelgängerin raubte ihr das Bewußtsein. Nicole versank in einem dunklen Schacht.
    ***
    Nadija Perkowa handelte so schnell, wie sie es eben konnte. Sie projizierte den Scheinkörper neben dem Spiegel und ließ ihn die echte Nicole angreifen. Nicole Duval besaß eine Ausstrahlung, die sie für die Hexe geeignet machte. Sie würde in Nicoles Körper schlüpfen können!
    Endlich fand die lange Gefangenschaft in diesem toten Gegenstand, dem Spiegel, ein Ende!
    Und Nicoles Körper befand sich unmittelbar vor dem Spiegel. Das war gut. Die Übertragung konnte also sofort durchgeführt werden.
    Das einzige Handicap war, daß Nadija Zeit brauchte. Die Prozedur ließ sich nicht innerhalb weniger Sekunden durchführen. Es mußten Vorbereitungen getroffen werden. Sie war froh, immerhin den Scheinkörper stabil halten zu können. Er konnte für sie handeln.
    Mitleidlos betrachtete sie die bewußtlose Nicole. Schon bald würde sie tot sein, und nach langer Zeit bekam der Teufel endlich wieder eine Seele von Nadija geschenkt. Nadija hätte Nicole schon sofort töten können, aber sie hatte die günstige Aura gespürt. Da ließ sich doch etwas machen.
    Draußen auf dem Gang regte sich Igor Semjonow, der Agent.
    Und es wurden Stimmen laut. Menschen kamen! Nadija verwünschte sie alle in den Abgrund der Hölle. Sollte sie etwa keine Zeit mehr finden, das zu tun, was sie beabsichtigte?
    Sie glitt zur Tür.
    Da kamen sie schon. Und Semjonow regte sich bereits. Sie konnte ihn nicht mehr töten. Zamorras Unterbewußtsein hatte sich dagegen, gesträubt, es war stärker als der Mordbefehl gewesen und hatte Semjonow nur betäubt. Die Hexe aber kam jetzt nicht mehr zum Zuge.
    Sie überlegte. Was konnte sie tun? Sie zog den Schlüssel ab, schloß die Tür und verriegelte sie mit dem Schlüssel von innen. Das verschaffte ihr wertvolle Sekunden. Fieberhaft dachte sie nach. Sie würde keine Zeit mehr bekommen, Nicoles Körper zu übernehmen. Was nun?
    Sie mußte die Menschen täuschen…
    So schnell es ging, streifte sie Nicole die Kleidung ab und schlüpfte selbst hinein. Als sie Nicole in England via Spiegel kontrollierte, war diese nackt gewesen, und deshalb war auch der Scheinkörper nackt. Um die Kleidung mit zu kopieren, hätte die Hexenseele Nicole noch einmal übernehmen müssen. Das ging jetzt aber nicht, weil die Französin bewußtlos war.
    Draußen wurde an die Zimmertür gehämmert.
    »Aufmachen! Oder wir brechen die Tür auf!« Das war Semjonows Stimme. Offenbar war er wieder aktiv.
    Die Hexe schob die bewußtlose Nicole unter das Bett. »Moment«, rief sie laut. »Ich öffne sofort.« Sie vergewisserte sich, daß von ihrem
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