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0332 - Inferno

0332 - Inferno

Titel: 0332 - Inferno
Autoren: Werner Kurt Giesa
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waren Menschen. Tausende mußten sich eingefunden haben, wie Zamorra bei größerer Annäherung erkannte. Der Priester mit den Dhyarra-Augen sah hinaus und zuckte in einer typisch menschlichen Geste mit den Schultern.
    »Wir sind zu früh«, sagte er bedauernd. »Wir können noch nicht landen. Erst muß die Opferung vorbei sein und die Menschenmenge sich wieder zerstreut haben.«
    Der Platz war also zugleich Landeflache.
    Für die Propellermaschine würde es reichen; ein modernes Düsenflugzeug hätte seine Schwierigkeiten mit der Kürze der Start- und Landebahn. Aber das war nicht Zamorras Problem.
    »Opferung?« fragte er.
    »Alle sieben Tage wird dem drachentötenden Gott ein Mädchen geopfert, auf der er die Lebensenergien in sich aufnehme und damit ein Wunder bewirke. Denn wisse; der Gott Delta besitzt so große Macht, daß er alle sieben Tage ein Wunder tut. Deshalb versammeln sich die Menschen, um dieses Wunders teilhaftig zu werden. Und ein Teil der Kraft des drachentötenden Gottes ist auch in uns.«
    Macht, nicht Güte. Zamorra fiel’s sehr wohl auf. Dieser Gott ähnelte in seinem Verhalten schon eher einem Dämon, und seit der Name »Delta« erstmals gefallen war, hegte Zamorra einen Verdacht. Aber war die DYNASTIE DER EWIGEN vor so langer Zeit schon in der Straße der Götter präsent gewesen? Zamorra hatte geglaubt, mit dem einstigen ERHABENEN Zeus sei der erste EWIGE in die SdG gelangt.
    Wohl ein Irrtum.
    Aber das würde sich nun wohl alles klären. Zamorra nahm sich vor, diesen Delta zur Strecke zu bringen, wenn es eben möglich war. Denn dieser ließ die Bevölkerung des Landes zu einem gewaltigen Krieg aufpeitschen; der König rüstete zum Feldzug gegen das Land Rhonacon, um diesem auch den Delta-Kult, die Verehrung des drachentötenden Gottes, aufzuzwingen.
    Ein Glaubenskrieg im übelsten Stil stand bevor… und er würde nicht der letzte bleiben. Zamorra wußte, daß die Länder Grex und Rhonacon sich zu jeder Zeit feindlich gegenübergestanden hatten, und Khysal, dazwischen gelegen, bekam stets die größte Kriegslast ab und konnte selten neutral bleiben. Im Moment schien Khysal grecisch zu sein; zumindest hatte Zamorra in Erfahrung gebracht, daß sich der Delta-Kult auch über dieses Land ausgebreitet hatte. Rhonacon dagegen sollte erst noch mit Feuer und Schwert bekehrt werden.
    Zamorra hoffte, wenigstens diesen Krieg verhindern zu können. Wenn der Gott fiel, fiel auch sein Kult.
    Aber wie sollte er es anstellen? Er war waffen- und wehrlos, besaß nicht einmal einen Dhyarra-Kristall. Und selbst wenn es ihm gelang, dem mutmaßlichen EWIGEN dessen Kristall abzunehmen, war noch längst nicht sicher, ob er ihn auch benutzen konnte. Wenn der Kristall stärker war als zweiter Ordnung, würde er Zamorra das Gehirn ausbrennen.
    Trotzdem war der Meister des Übersinnlichen sicher, einen Weg zu finden.
    Das Flugzeug zog seine Kreise über dem Tempel. Und Zamorra ahnte nicht, daß dort unten das Mädchen geopfert wurde, das zu befreien er eigentlich ausgezogen war. Denn sonst hätte er das Unmögliche versucht, das Flugzeug trotz der schwerbewaffneten Drachensklaven und des Priesters mit seinen magischen Augen zu erobern und einen Angriff zu fliegen. So schon war es ein ungutes Gefühl, das ihn beherrschte und ihm seine Hilflosigkeit vorhielt. Dort unten wurde ein Mädchen geopfert, und er konnte nichts dagegen unternehmen!
    Er wußte, daß er die Opferung nicht verhindern konnte. Aber er wäre noch unruhiger gewesen, wenn er gewußt hätte, um wen es in diesem Moment ging. Und es blieb immerhin die Gewißheit, bis zum nächsten Opfer sieben Tage Zeit zu haben. Sieben lange Tage, in denen er den drachentötenden Gott irgendwie zu Fall bringen konnte.
    Sieben Tage, die Monica Peters nicht mehr erleben durfte…
    Denn in diesem Moment wurde die lebensenergieverzehrende Magie des Gott-Dämons wirksam…
    ***
    Das Räuberlager bestand aus einigen großen Mannschaftszelten, einem kleineren, aber immer noch imposanten Zelt für den Räuberhauptmann und einem seltsamen Gebilde, das aussah, als stehe es nur deshalb noch, weil es sich nicht entscheiden könne, nach welcher Seite es zusammenklappen solle. Davor waren zwei Lanzen in den Boden gerammt, auf deren Spitzen menschliche Schädel staken - säuberlich ausgebleicht, aber mit langem, strähnigen Haar. Darunter hingen allerlei Fetische.
    Diese obskure Behausung war also wohl die eines Zauberers oder Schamanen.
    Nicole fragte sich, ob dieser Schamane fähig
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