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0332 - Inferno

0332 - Inferno

Titel: 0332 - Inferno
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vielleicht nicht, denn das war passiv und wollte sich einfach nicht wecken lassen. Aber beim Dhyarra-Kristall…
    »Klunker«, sagte der Häuptling. »Für uns so gut wie wertlos. Die Scheibe können wir vielleicht einschmelzen und das Silber gegen Münzen tauschen. Dieser Kristall aber… gut, er sieht wunderschön aus und funkelt im Licht. Aber ich halte ihn für nicht echt. Ein wenig geschliffenes Glas… Kristalle in dieser Größe sind unmöglich. Schenk’s deinen Frauen, mögen die sich darum prügeln.«
    Das erst erwartungsvolle Gesicht des Rottenführers wurde mehr und mehr von Enttäuschung gezeichnet.
    Der Hüne wandte sich den beiden Mädchen zu. Er berührte den Stoff von Nicoles und Uschis Freizeitkleidung. »Seltsam«, sagte er. »Sehr seltsam und ungewöhnlich. Närrinnen…«
    Er versuchte an Uschis Bluse zu zerren.
    O nein, dachte Nkole. Nicht schon wieder! Jedesmal, wenn wir die Zwillinge bei einem Abenteuer dabei haben, geht es so aus, daß wir Frauen zum Schluß keinen Faden mehr am Leib tragen… Gleich reißt er uns die Fetzen runter…
    Aber der Häuptling verzichtete darauf.
    »Es ist nicht gut«, sagte er. »Diese Sachen verbergen zu viel von euren Reizen. Nun, ihr werdet eure Gründe dafür haben… verschwindet!« Er gab einigen Männern einen Wink. »Löst ihre Fesseln.«
    »Gebt uns Pferde«, verlangte Nicole nüchtern.
    Der Häuptling, der sich schon abgewandt hatte, fuhr wieder herum.
    »Was?«
    »Bitte, heißt das, nicht was. Gebt uns Pferde. Oder sollen wir etwa zu Fuß über Hunderte von Meilen bis zur nächsten Stadt gehen?«
    Und darüber hinaus war sie auch nicht gewillt, die »Beute«, im Räuberlager zurückzulassen. Blitzartig durchzuckte es sie, daß der Plünderer nur Kristall und Amulett vorgewiesen hatte. Aber da waren noch die beiden Zeit-Ringe und der Ju-Ju-Stab, die in irgend welchen Satteltaschen verschwunden waren, soviel also zur Räuberdisziplin… Nicole mußte diese Banditen provozieren. Es mußte eine Möglichkeit geben, wieder an diese magischen Gegenstände zu kommen, und das ging nicht, wenn sie sich jetzt einfach davonjagen ließen.
    »Bis zur nächsten Stadt… o ja, das wäre ein interessanter Gedanke«, sagte der Hüne spöttisch. Nicole spürte, wie eine Klinge ihre Fesseln durchtrennte. Augenblicke später war auch Uschi wieder frei.
    »Wie wollt ihr denn die Pferde bezahlen - sofern ich überhaupt gewillt wäre, euch eines oder zwei zur Verfügung zu stellen?« fragte er spöttisch. »Mit der Schönheit eurer Leiber? Nein - mit Frauen, die sich so verhüllen, als wären sie Männer, haben wir nichts im Sinn. Vergiß es.«
    Uschi wollte wieder etwas sagen, aber Nicoles verweisender Blick ließ sie schweigen.
    »Von bezahlen habe ich nicht gesprochen«, sagte Nicole. »Was hältst du davon, sie uns zu schenken - oder sie dir stehlen zu lassen?«
    Der Häuptling stutzte, dann brach er in schallendes Gelächter aus.
    »Tatsächlich Närrinnen. Welchem Gaukler habt ihr bisher gedient? Stehlen… ihr macht mir Spaß. Aber das will ich erleben. Versucht, ob ihr es schafft.«
    Nicole lächelte.
    »Wir schaffen es«, sagte sie. »Vielleicht nicht in dieser Stunde, vielleicht nicht in dieser Nacht - aber wir werden dir zwei Pferde stehlen.«
    »Wenn ihr das schafft, ohne daß wir euch daran hindern können, gehören sie euch, und niemand wird euch verfolgen«, sagte der Räuberhäuptling spöttisch grinsend. »Aber durchfüttern werden wir euch nicht zusätzlich. Wenn es euch hungert und dürstet, werdet ihr bezahlen müssen. Denn uns wird auch nichts geschenkt.«
    Natürlich nicht, dacht Nicole spöttisch. Ihr stehlt es euch zusammen.
    Der Häuptling verschwand wieder in seinem Zelt.
    »Und was haben wir nun gewonnen? Nichts«, maulte Uschi enttäuscht. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß wir es schaffen, zwei Pferde zu stehlen.«
    »Ich auch nicht«, raunte Nicole fast unhörbar. »Ich will ja auch gar nicht. Das ist nur ein Ablenkungsmanöver. Sie werden jetzt besonders auf ihre Pferde achtgeben und alles andere vernachlässigen. Um so leichter wird es uns fallen, das zurückzuholen, was uns gehört - Amulett, Kristall, Ringe und Stab. Und dann verschwinden wir.«
    »Zu Fuß, ja? Du bist nicht mehr ganz bei Trost, Nicole.«
    »Wo eine Räuberbande sich halten kann«, sagte Nicole leise, »gibt es in der Nähe auch etwas, das zu überfallen sich lohnt. Kein Räuberhauptmann wäre so närrisch, sich weiter als einen halben oder ganzen Tagesritt von lohnender
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