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033 - Die Herberge der 1000 Schrecken

033 - Die Herberge der 1000 Schrecken

Titel: 033 - Die Herberge der 1000 Schrecken
Autoren: Larry Brent
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besuchen, um zu sehen, ob Mr. Roumers
Lebenswandel während seines Aufenthaltes in Spanien tatsächlich etwas mit
seinem Verschwinden zu tun hatte.
    Danach fuhr er in die »Flamenco-Bar«.
    Er kam wieder an der alten römischen Brücke über den Guadalquivir
vorbei. Sein Blick ging über die Häuser und Dächer der Stadt, über die »Mezquita« hinweg.
    Wie ein geschwungener Kamm lag die Sierra Morena hinter
der Stadt und bildete die natürliche Grenze Córdobas.
    In diesem gewaltigen Gebirgszug, der im Licht
der Sonne
bläulich-grau erschien, lag eine alte, verrufene Herberge. Irgendwo zwischen den Felsen.
    Der Wirt der alten Herberge
musterte den neuen Gast, der vor wenigen Minuten eingetroffen war.
    Es war ein Engländer, groß, hager, mit einem dünnen Lippenbärtchen. Er trug einen hellgrauen Glencheck-Anzug.
    »Ich bin William Bartmore. Man hat mir Ihre Herberge empfohlen,
Senor.« Mit diesen Worten reichte der Engländer dem grauköpfigen Wirt Gonzales
einen kleinen, runden und blitzenden Gegenstand. Gonzales warf nicht einmal
einen Blick darauf. Er wußte, was es war. Seine Tasche in der schmutzigen
Schürze nahm die goldblinkende Münze auf.
    Außer dem Wirt und dem Engländer befand sich in diesem Augenblick
niemand in der verrußten Schankstube.
    Bartmore sah sich maliziös um. »Wenn man mir nicht eine besondere
Überraschung versprochen hätte, ich würde es nicht glauben, daß hinter diesen
kahlen Wänden, diesen dicken Holztüren so etwas wie ein amüsantes Abenteuer auf
mich wartet.«
    »Der äußere Eindruck täuscht, Senor«, sagte der Alte leise, und er
wischte mit einem feuchten Tuch über die hölzerne Theke. »Sie werden länger
bleiben, als Sie ursprünglich vorsahen, davon bin ich überzeugt. Das war schon
immer so. Der Weg nach hier hat sich gelohnt.«
    Bartmore schürzte die Lippen. Mit dem Daumen und dem Zeigefinger
der rechten Hand strich er sein dünnes Lippenbärtchen zurecht. »Wollen wir es
hoffen. Der Aufstieg war beschwerlich.«
    Gonzales blickte auf. »Sie sind allein inCórdoba?«
    Bartmore nickte.
    »Eine herrliche Stadt, nicht wahr, Senor?« fuhr der Wirt fort.
»Jeder Zentimeter Boden Geschichte. Haben Sie die historischen Bauten gesehen,
die Kulturdenkmäler, die riesige Kathedrale? Nirgendwo als in Córdoba gibt
es so viele Wohnhäuser mit den prächtigen Patios, nirgendwo ein Gebäude, das
dem Lustschloß Medimaas-Záhra gleicht, das man im Jahre 1910
ausgegraben hat. Córdoba ist reich an Vergangenheit, an Geschehnissen, die man. in keinem
Geschichtsbuch wiederfindet.«
    Der Alte redete sich in Rage, es schien ihm förmlich Freude zu
bereiten, sein Wissen preiszugeben. Offenbar wußte er, wie man ausländische
Touristen zu behandeln hatte. »Den wenigsten ist bekannt, welche Bedeutung
diese Herberge einst hatte. Kaum jemand weiß, daß es sie überhaupt gibt, nur
wenigen ausländischen Touristen wird das Glück zuteil, diese Herberge wirklich
kennenzulernen.«
    »Die Einheimischen aber, die sie kennen, meiden sie, nicht wahr?«
entgegnete der Engländer.
    Gonzales' Schultern spannten sich. »Das ist richtig, mit einer
gewissen Einschränkung. Man erzählt sich gewisse Dinge über dieses alte,
baufällige Haus. Die Bevölkerung hier ist abergläubisch. - Was hat man Ihnen
über die Herberge erzählt?« - Der Tonfall des Wirts änderte sich plötzlich.
»Kennen Sie ihre Geschichte, die bis in das frühe 13. Jahrhundert zurückgeht?«
    »Nein, kaum. Mich interessiert eigentlich mehr die Gegenwart. Mir
scheint, daß das Geheimnis, das sie heute birgt, zumindest ebenso interessant
ist. Und dazu noch pikant, nicht wahr?«
    Gonzales grinste.
    Bartmore hatte sich inzwischen gesetzt. Vor ihm auf dem Tisch
standen eine dickbauchige Malaga-Flasche und ein hölzernes Trinkgefäß.
    Bartmore griff nach seinem Becher, trank einen langen Schluck des
süßen Weines. »Es muß etwas mit dem kastilianischen Edelmann zu tun haben, der
vor über 600 Jahren hier übernachtete.«
    Gonzales nickte. »Eine interessante und eine häßliche Geschichte.
Mit dem Sturz des Kalifats Anfang des 11. Jahrhunderts ging hier in Córdoba eine
Zeit der höchsten Blüte zu Ende. 1236 kam Córdoba an
Kastilien, es wurde bedeutungslos, seine Bauten verfielen. Es mag eine etwas
ironische Bemerkung sein, aber es entspricht fast den Tatsachen, daß das
einzige Gebäude im 13. Jahrhundert - genaugenommen 1286 -, diese Herberge hier
war, die neu errichtet wurde. Sie wurde geschaffen, um Reisenden, die über die
Berge
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