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033 - Die Herberge der 1000 Schrecken

033 - Die Herberge der 1000 Schrecken

Titel: 033 - Die Herberge der 1000 Schrecken
Autoren: Larry Brent
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kamen, eine Unterkunft für die Nacht vor Wind und Wetter zu geben. Im
gleichen Jahr übernachtete hier ein Edelmann, Carlos de Costiliero. Er wußte
nicht, daß ihm diese Herberge zum Schicksal werden würde, denn zur selben Zeit
hatten sich zwei Pferdediebe hier verborgen. Es war ihnen gelungen, aus dem
Gefängnis zu fliehen. Sie wurden Zeuge der Ankunft des Edelmanns. Sie schlichen
sich in jener Nacht in sein Zimmer, ermordeten und beraubten ihn. Am nächsten
Morgen aber fand man nicht nur die Leiche des kastilianischen Edelmanns in seinem
Bett — sondern auch die beiden toten Mörder. Sie waren erhängt. Draußen, neben
der alten Wasserstelle der Herberge, fand man zwei Galgen. Es blieb bis heute
ein Rätsel, auf welche Weise die beiden Pferdediebe und Mörder daran kamen.«
    »Eine mysteriöse Angelegenheit«, bemerkte Bartmore trocken. Er
schien wenig beeindruckt von den Worten Gonzales'. Seine Gedanken waren ganz
woanders.
    »Ja, sehr mysteriös.« Der Alte nickte. »Die Bewohner der Umgebung
reimten sich ihre eigene Geschichte darauf. Sie waren überzeugt davon, daß nur
eine einzige Person für die Tat verantwortlich sein konnte: der kastilianische
Edelmann.«
    Bartmore lachte leise. »Ich dachte, die beiden gesuchten
Pferdediebe hätten ihn ermordet.«
    Gonzales nickte mechanisch. Sein. Blick war auf einen imaginären
Punkt der düsteren Schankstube gerichtet. »Gerade das ist der springende Punkt,
Senor. Die Rache des Edelmanns - soll aus dem Jenseits erfolgt sein! Die
Herberge war lange Zeit verpönt. Ihr schlechter Ruf hat sich bis auf den
heutigen Tag erhalten. Man sagt, daß der Geist des Ermordeten noch immer in
diesen Mauern spuke.«
    Bartmore lachte leise. »Ich dachte immer, nur England und
Schottland seien voll von Spuk- und Gespenstergeschichten. Sie werden es nicht
glauben, Gonzales, aber bei uns gibt es wirklich Schlösser, in denen die
Existenz von Geistern festgestellt wurde. Es ist interessant, daß hier in
Spanien die Dinge in einer morschen, weltabgeschiedenen Herberge ähnlich
liegen. Zugegeben, in einer etwas unheimlichen Umgebung liegt die Herberge
schon, die Einsamkeit ist bedrückend - weit und breit kein Leben, keine
menschliche Unterkunft. Aber das alles ist noch kein Grund, die Dinge schwarz
zu malen.
    Einfache Leute glauben gern ...«
    Gonzales erhob sich. Es geschah im gleichen Augenblick, als oben
auf der Treppe Schritte erklangen. Ein gutgekleideter junger Mann kam die
Stufen herunter. Er war hellblond, und Bartmore vermutete in ihm einen
Deutschen oder einen Schweden.
    Der Fremde grüßte kurz und verließ die Schankstube.
    »Ein Gast der Herberge«, erwähnte Gonzales überflüssigerweise.
»Herr Thornblom aus Treveborg.«
    Bartmore freute sich über sein Urteilsvermögen. Er hatte geahnt,
daß es ein Schwede war.
    »Herr Thornblom ist seit einigen Wochen schon mein Gast. Ich
glaube, er will eine Arbeit über Córdoba und speziell über diese alte Herberge schreiben. Er scheint ihre
Geschichte aufmerksam studiert und verfolgt zu haben. Ein wohlhabender Mann,
dieser Herr Thornblom. « Mit diesen Worten erhob sich der Wirt. Er stieg mit
Bartmore die knarrenden Stufen hinauf. Am Ende der obersten Treppe verharrte
der Engländer im Schritt. Er wurde auf ein großes Bild aufmerksam - das Porträt
eines Mannes.
    »Wer ist das?« wollte er wissen.
    Der Dargestellte mochte Mitte der Zwanzig sein, bleich, mit
länglichem Gesicht und großen, dunklen, etwas verträumten Augen. Er trug eine
mit zahlreichen Tressen und farbigen Auszeichnungen versehene Jacke. Die
schwarzblauen Haare waren dicht und wellig. Der Rahmen des Bildes war fast
schwarz. Nur an vereinzelten Stellen schimmerte noch eine Spur von dem
ehemaligen Goldbelag durch.
    »Das ist der kastilische Edelmann, von dem ich Ihnen erzählte,
Senor Bartmore, das ist Carlos de Costiliero.«
    William Bartmore verharrte eine Minute länger vor dem Porträt des
ermordeten Edelmanns, als es seine Absicht war. Die Augen des Spaniers ließen
ihn nicht los. Sie waren von einer unnatürlichen Aussagekraft. Und sie schienen
seinen Blick zu erwidern.
    Gonzales zeigte dem Engländer sein Zimmer. Es war ein kleiner,
einfach eingerichteter Raum, mit einem alten Bett, einem alten Schrank, einem
Tisch und zwei schäbigen Sesseln.
    »Falls ich verschlafen sollte, wecken Sie mich bitte! Ich möchte
für mein Geld etwas erleben, Senor Gonzales.«
    Der Wirt nickte. »Ich wünsche Ihnen eine schöne Ruhe. Das Haus ist
fast leer, Senor Bartmore.
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