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033 - Die Herberge der 1000 Schrecken

033 - Die Herberge der 1000 Schrecken

Titel: 033 - Die Herberge der 1000 Schrecken
Autoren: Larry Brent
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und niemand bemerkte es. Gleichzeitig spaltete sich seine
Persönlichkeit. Möglich ist, daß er zuerst als Thornblom auftrat, möglich aber
auch, daß er als Carlos de Costiliero eines Nachts durch die Herberge
geisterte. Thornblom war eine Phantasiefigur, ein Fremder, ein willensstarker
Mann, mit dem Hang zum Verbrechen. Er entwickelte die Pläne, aus dem Gasthaus
eine verbotene Einnahmequelle ersten Ranges zu machen. Eine Spur seiner wahren
Erinnerung muß Ricardo Gonzales mit in das Wesen des Herrn Thornblom
hinübergerettet haben. Er sprach die Schauspieler an, die er als Ricardo
Gonzales noch kennengelernt hatte.
    Er wußte viele unter ihnen, die ohne Arbeit waren, gescheiterte
Mimen, die sich mühsam durchs Leben schlugen. Er scharte sie um sich, und
gemeinsam mit ihnen zog er den Rauschgift- und Spielring auf. Er heuerte
schließlich Prostituierte an, Striptease-Tänzerinnen, die dem Ganzen noch einen
zusätzlichen Reiz geben sollten. Der Erfolg gab ihm recht. Die ersten Gäste
kamen, und das Geschäft blühte. Alfredo Gonzales, der Wirt, der nichts von der
anderen Wesensform seines verborgen gehaltenen Sohnes ahnte, wurde durch Angst
und Schrecken erpreßt.
    Sagten Sie nicht selbst, Senor Brent, daß er eine panische Angst
vor der Rache des toten Costiliero hatte? Auch hier leistete Ricardo Gonzales
bzw. Carlos de Costiliero wirklich ganze Arbeit. Er verbreitete das Entsetzen
zunächst, unter seinen Eltern, unter seinem Vater, um ihn gefügig zu machen.
Der alte Mann wurde zu einem willenlosen Rädchen in einem ungeheuren Räderwerk.
Er wies die Gäste ein, ohne eigentlich zu wissen, worum es im einzelnen ging.
Dies alles überblickte und organisierte sein wahnsinniger, sein genialer Sohn.
    Der Charakter des Carlos de Costiliero ist mir noch nicht ganz
klar geworden, sicher ist jedoch, daß er starke pathologische Züge trägt.
Costiliero war - wie er von Gonzales dargestellt wurde - ein Ungeheuer in
Menschengestalt, ein Mensch, der von seiner Rache an allem Fremden besessen
war. Nur so läßt sich erklären, weshalb fast ausschließlich Ausländer dem
Mörder zum Opfer fielen. Wir haben das Todesbett gesehen, das in dem
angeblichen Mordzimmer des echten Costiliero steht. Wir haben die Galgen
gesehen. Es war eine Lust für ihn, Menschen leiden und sterben zu sehen. Und
sich dann noch an ihnen bereichern zu können. Ihr Eigentum ging in das seine
über. Ich bin überzeugt davon, daß wir alles finden und die Vermißtenfälle der
letzten Zeit aufgeklärt werden. Leider zu spät! Niemand der Unglücklichen wird
mehr am Leben sein. De Costiliero kannte keine Gnade.«
    Doktor Chinz seufzte, er setzte seine Brille ab und rieb sich das
rechte Auge. Chinz sah müde und abgespannt aus.
    »Eine bedauernswerte Geschichte, denn man wird ihn nicht einmal
für die Geschehnisse verantwortlich machen können. Er weiß nichts von ihnen.
Man wird ihn in eine Heilanstalt einweisen. Aber es ist fraglich, ob man dort
etwas für ihn tun kann. Ich bezweifle das sehr. - Er hat vorhin nach seinem
Vater gefragt. Jedenfalls habe ich das so aus seinen Gesten ersehen.
    Er weiß nicht, daß er ihn getötet hat - als Carlos de Costiliero ...!«
    Doktor Chinz legte eine kurze Pause ein, dann fuhr er leise und
bedrückt fort.
    »Und es scheint, als hätte sich - nach Ihren Beobachtungen
jedenfalls zu urteilen, Senor Brent - schon wieder eine weitere furchtbare
Persönlichkeitsspaltung vollzogen, eine vielleicht, die erst in ihren Umrissen
im Entstehen war. Sagten Sie nicht, daß Sie einen Mann in einer Dämonenmaske im
Zimmer des Engländers überraschten? Er floh vor ihnen. Auch das muß Ricardo
Gonzales gewesen sein. Er schlug seinen Vater nieder, der in dieser Nacht
vielleicht zum erstenmal feststellen mußte, das Ricardo nicht in seinem
Versteck war. Ricardo Gonzales selbst schlüpfte wieder in die Rolle des
Wahnsinnigen, und Sie ließen sich - zu diesem Zeitpunkt jedenfalls noch -
täuschen.«
    Larry Brent wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Aber daß die Schauspieler, die Thornblom um sich versammelt
hatte, das blutige Spiel des Carlos de Costiliero mitmachten, ist mir noch
immer ein Rätsel«, bemerkte X- RAY-3 nach einer Weile dumpf.
    Doktor Chinz nickte.
    »Die starke Persönlichkeit Thornbloms und de Costilieros sind
dafür verantwortlich zu machen. Vergessen Sie trotz aller pathologischen Züge,
die die Dinge tragen, eines nicht: Hier hatte sich eine Verbrecherorganisation
eingenistet! Sie lebten nicht schlecht von den
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