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033 - Die Herberge der 1000 Schrecken

033 - Die Herberge der 1000 Schrecken

Titel: 033 - Die Herberge der 1000 Schrecken
Autoren: Larry Brent
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seinen eigenen
Augen nicht trauen zu können. Er stellte fest, daß der unbekannte Tote zwei
Blutgruppen gleichzeitig gehabt hatte. Das widersprach allen Naturgesetzen!
Ausgeschlossen!
    Juan Torez teilte seine erstaunliche Beobachtung seinen Vorgesetzten
mit.
    Eine Kette von weiteren Nachforschungen schloß sich an. Unter
anderm schickte man den jungen Ramirez in die Berge zu der alten Herberge, um
herauszufinden, ob der unbekannte Tote sich vielleicht dort aufgehalten hatte.
    Der Aufstieg in die Berge war nur mit einem Esel oder zu Fuß
möglich.
    Ramirez brauchte für den Weg zur Herberge annähernd zweieinhalb
Stunden. Am Nachmittag des 27. Juni, zwei Tage nachdem der unbekannte Tote in
der Pyjamahose von zwei Bergwanderern gefunden worden war, tauchte der Beamte
in der Herberge auf.
    Das alte, zu achtzig Prozent aus Holz bestehende Gebäude hing
windschief an der steilen Bergwand. Die Giebel waren grau und verwittert, die
Fenster winzig. Reparaturarbeiten wären dringend vonnöten gewesen. Doch das
Ehepaar Gonzales, dem die Herberge gehörte, lebte in ärmlichsten Verhältnissen.
Er, ein Mann Mitte der Fünfzig, sah abgearbeitet und älter aus, als er in
Wirklichkeit war. Sie, gerade fünfzig Jahre alt geworden, wirkte wie eine
Bäuerin, die Zeit ihres Lebens nie mit andern Menschen zusammengekommen war und
nur die eigenen vier Wände kannte. Sie war menschenscheu und ein wenig
verschroben. Merkwürdige Leute, diese Gonzales ... ! Ramirez betrat den
düsteren Gastraum. Seit dem 13. Jahrhundert schien sich hier nichts verändert
zu haben. Die Wände waren rußgeschwärzt. Alte Bilder hingen in schweren,
massiven Rahmen an den rissigen Wänden. Ramirez sah die blanke Felswand
durchschimmern, das morsche Gerüst der Balken.
    Die Gaststube war leer. Die großen, klobigen Tische und Bänke
standen auf dem unebenen, steinigen Fußboden. Ramirez hatte das Gefühl, in eine
andere Welt einzutreten, als er die schwere Holztür hinter sich schloß.
    Er wäre in dieser Umgebung kaum erstaunt gewesen, wenn sich die
Tür hinter ihm plötzlich wieder geöffnet hätte und eine Horde grölender und
johlender Landsknechte hereingestürmt wäre.
    Schwere Schwerter hingen an Wänden, auf Regalen standen Zinngefäße
und Teller. In dem offenen Schrank hinter der dunklen Theke waren die
wuchtigen, hölzernen Trinkgefäße untergebracht. Humpen, in denen mühelos ein
ganzer Liter Wein oder Bier verschwand.
    Die schmale Tür neben der Theke öffnete sich. Ein etwas gebückt
gehender Mann, der eine dunkelgraue Schürze umgebunden hatte, kam auf den
Besucher zu. Er kniff die Augen zusammen, als könne er dadurch in der Dämmerung
des Gastraumes besser sehen.
    Ramirez schien es so, als würde der Ankömmling leicht
zusammenzucken, weil er eine Uniform trug.
    Senor Gonzales?« fragte Ramirez.
    Der andere nickte. »Ja, Senor. Der bin ich.« Die Stimme des Alten
klang ein wenig heiser. Er fuhr sich mit einer nervösen Bewegung über sein
dünnes, graues Haar. Mit einer murmelnden Entschuldigung bot er dem Polizisten
einen Platz an.
    Die klobige Bank ächzte unter Ramirez, als er sich setzte.
    »Was kann ich für Sie tun, Senor?« fragte der alte Gonzales,
während er wortlos eines der Holztrinkgefäße von der Theke nahm und sich
anschickte, es zu füllen.
    Ramirez winkte ab. »Nein, danke! Ich möchte nichts trinken. Ich
bin im Dienst. Bitte keinen Alkohol!«
    »Sie sind dienstlich hier? Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Ramirez holte seine Brieftasche heraus, klappte sie auf und
reichte dem Wirt das Bild, das den unbekannten Toten zeigte. Peter Sokallas
Gesichtszüge waren verändert, doch wenn jemand den Toten kannte, dann würde er
ihn aufgrund dieses Fotos wiedererkennen.
    »Kennen Sie diesen Mann, Senor Gonzales?«
    Der Angesprochene hielt das Bild dicht vor seine Augen. »Nein«,
sagte er dann.
    »Könnte es nicht möglich sein, daß er Gast in Ihrer Herberge
gewesen ist?«
    »Ausgeschlossen, Senor Ramirez.«
    »Wie viele Gäste beherbergen Sie im Augenblick. Senor Gonzales?«
wollte Ramirez wissen.
    Ohne einen Blick in das dicke Gästebuch zu werfen, da auf einem
besonderen Tisch neben der Theke lag und das so alt und abgegriffen war wie
alles in dem Gastraum, nannte Gonzales die Zahl. »Insgesamt sieben.«
    »Kann ich sie sprechen?«
    »Sofern sie anwesend sind, natürlich. Ich möchte Sie jedoch
bitten, äußerst diplomatisch vorzugehen«, sagte der Wirt leise. »Ich möchte
kein Aufsehen erregen, Senor. Sie verstehen? Der
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