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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn
Autoren: Peter T. Lawrence
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existierte. Ob mein Wille, meine Energie mir den Weg frei geschafft hatte? Ich werde frei sein! Mit einem mal glaube ich ganz fest daran. Ja, es wird mir gelingen, die Todeszelle zu verlassen. Ich muß es mir ganz intensiv wünschen, all meine Kraft und Energie in diesen Wunsch stecken. Ich werde frei sein. Frei für meine Rache an Doc Lundi!
    Wenn ich erst draußen bin, dann werde ich die Nacht abwarten, mich in sein Haus schleichen, ihn erwürgen. Vielleicht ist es grausam, aber er hat den Tod verdient, dieser Teufel! Schließlich bin ich durch ihn in diese verdammte Lage geraten, und er hat nichts getan, um mich wieder herauszuholen. Er wird dafür büßen.
    Im Geist sehe ich mich vor seinem Haus stehen. Leichter Nieselregen schlägt mir ins Gesicht, alles ist still. Vorsichtig schleiche ich mich auf das Haus zu, steige die Treppe hinauf, stehe in der Diele. Es ist finster, und seltsamerweise riecht es süßlich und nicht nach Krankenhaus und Medizin. Nach Räucherstäbchen vielleicht. Ein eigenartiger Duft, den ich im Augenblick nicht definieren kann …
    Dann sein Zimmer. Ich höre seine Atemzüge durch die Tür. Ruhig und gleichmäßig. Er schläft den Schlaf der Gerechten, glaubt, daß er nichts zu befürchten hat. Aber da irrt er. Soll er ruhig weiterschlafen. Er wird noch früh genug merken, das ihm jemand die Luft abschnürt und ihn dabei anlächelt. Vorsichtig, unendlich vorsichtig drücke ich die Klinke nieder, öffne die Schlafzimmertür. Dicke Teppiche schlucken das Geräusch meiner Schritte. Durch das Fenster dringt etwas Mondlicht in das Zimmer, fällt auf das Bett und das bleiche Gesicht des Schlafenden.
    Dann öffnen sich plötzlich die Lider. Ruhig sieht er mich an, lächelt.
    „Hallo, John“, sagt er freundlich. „Nanu, du bist schon da?“
    Ich stehe da wie erstarrt. Er lächelt mich an, und ich bin verwirrt, begreife nicht, warum er lächelt. Ich will den Mann doch töten, ihm die Kehle zudrücken – aber er lächelt.
    „Hallo, Doc!“ höre ich mich sagen. „Ihr Diener ist wieder zurückgekommen. Ich bin bereit.“
    Verdammt, was rede ich da! Du Satan, sollte ich ihm ins Gesicht schreien; du elende Bestie! Deinetwegen hätte man mich fast aufgehängt. Jetzt bin ich da, um Rache zu nehmen. Aber mein Mund gehorcht mir nicht, redet dumm daher, ohne meinen Gedanken zu folgen.
    Weg hier! Weg, aus diesem verdammten Zimmer! Ich habe Angst vor diesem Scheusal. Mit einem Mal spüre ich die Kälte in diesem Raum. Eine unnatürliche Kälte, die von ihm ausgeht, als er das Bettlaken zurückschlägt und aufsteht. Entsetzt weiche ich zurück, ich will aufschreien, fortlaufen …
    Schrrr …! Das ist der Riegel meiner Zellentür. Ich schaue mich verwirrt um. Ich bin wieder in der Gegenwart. Schrrr …! Der zweite Riegel, dann wird der Schlüssel im Schloß herumgedreht, und die Tür öffnet sich. Der Direktor und hinter ihm, bleich, verstört, Crowly, der Wärter mit dem Hinkebein. Der Direktor lächelt, aber Crowly sieht mich an, als käme ich von einem anderen Planeten. Er hat Angst, und ich weiß, wovor er sich fürchtet. Er kann mich verraten, oder er hat es bereits getan. Da der Direktor lächelt, hat er ihm die Geschichte nicht abgenommen. Aber ich muß auf der Hut sein, darf mich nicht verraten. Crowly, dieses Miststück, wird bestimmt nicht locker lassen und mich Tag und Nacht bewachen. Er ist eine Gefahr für mich geworden, und ich werde ihn töten müssen.
    „Hallo, Direktor!“ Ich lächle Mr. Getman an.
    Er geht durch mein Zimmer, sieht sich um, während Crowly in der offenen Tür steht und vor Angst fast zerfließt. Ich glaube, wenn ich eine Grimasse schneide, fällt er tot um.
    „Nanu?“ Getman ist vor mir stehengeblieben und blickt mich erstaunt an. „Wo sind Sie denn so naß geworden, Morgan?“
    Ich sehe an mir herunter. Tatsächlich, mein grauer Gefängnisanzug ist feucht, und an meinen Schuhen klebt Lehm. Mir dämmert es, daß ich tatsächlich bei Doc Lundi gewesen bin und daß ich das nicht geträumt habe. Mit einem Mal wird mir heiß, was soll ich machen? Wie kann ich ihm erklären, woher der Lehm an meine Füße kommt, ohne die Wahrheit zu sagen, und ohne das er merkt, daß ich lüge? Fieberhaft denke ich nach, aber mir fällt nichts ein.
    „Sind Sie draußen herumspaziert, Morgan?“ Die Stimme Mr. Getmans wird scharf. „Wenn ja, wie sind Sie raus gekommen? Und erzählen Sie, mir nicht, der Lehm an Ihren Schuhen käme vom Staub in der Zelle!“
    Crowly hält plötzlich eine
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