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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn
Autoren: Peter T. Lawrence
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in einem eleganten Restaurant essen, und sie würde sich bei unserem ersten Tanz in meine Arme schmiegen, ohne sich wegen meines Gesichtes schämen zu müssen.
    „Wann kann ich kommen?“ fragte ich.
    „In drei Tagen“, sagte Doc Lundi. „Bis dahin habe ich alles vorbereitet.“

     

Zwei Tage später waren wir uns wieder auf der Treppe begegnet, Elisabeth und ich. Sie trug ein hübsches, rotweißes Kostüm und lächelte mich an, als ich neben ihr nach oben ging.
    „Ich werde morgen ausziehen“, sagte ich und gab das Lächeln zurück, so gut es meine häßliche Visage zuließ. „Leider muß ich London verlassen, dabei hat es mir so gut gefallen hier. Aber die Geschäfte fragen nicht danach.“
    „Schade“, sagte sie, und es klang ehrlich. „Sie waren immer ein lieber Nachbar, Mr. Morgan. Bestimmt werde ich Sie vermissen.“
    Bisher hat sie mich nicht vermißt, dachte ich, weil sie nach diesem Strohkopf Mike verrückt ist. Und sie wird mich auch zukünftig nicht vermissen. Aber es war nett gesagt, und ich freute mich über ihre Worte.
    „Darf ich Sie heute Abend zum Essen einladen?“ fragte ich vorsichtig. „Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir keinen Korb geben würden.“
    Sie überlegte einen Moment, dann nickte sie.
    „Wollen Sie zu mir rüber kommen? Sie werden sehen, ich bin eine hervorragende Köchin.“
    Ich sagte zu, obwohl sie es nun war, die mich eingeladen hatte.
    Um sieben stand ich in meinen besten Klamotten mit einem Rosenstrauß vor ihrer Tür und trug eine Flasche Sekt unter dem Arm. Sie hatte eine Schürze umgebunden, bat mich herein, bedankte sich für die Blumen und führte mich ins Wohnzimmer. Es war für drei gedeckt, und um halb acht erschien Mike Holbers, der mir wie ein alter Kumpel mit seiner behaarten Pranke die Hand drückte und erklärte, das er sich freue, mich einmal kennenzulernen. Elisabeth hatte mich als Nachbar eingeladen. Weiter nichts. Um neun bedankte ich mich für alles, verabschiedete mich von beiden und mußte wieder Holbers Hand schütteln. Ich begann diesen Mann, der mir diesen Abend verpatzt hatte, noch mehr zu hassen.
    Ich schlief schlecht in dieser Nacht und morgens, als ich mich bei Doc Lundi meldete, fühlte ich mich wie gerädert. Ich mußte mich ausziehen und wurde auf eine Lederliege geschnallt. Der Doc narkotisierte mich selbst. Ich fiel in einen schweren, traumlosen Schlaf, und als ich erwachte, war um mich herum völlige Stille.
    Ich schlug die Augen auf. Nichts. Völlige Finsternis. Dann war ein leises Scharren dicht neben meinem Bett zu hören. Jemand atmete verhalten.
    „Ist dort jemand?“ Meine Stimme klang seltsam verändert, aber das mochte an den Nachwirkungen der Narkose liegen. Ich wollte mich aufrichten, wurde aber augenblicklich wieder von einer Hand in die Kissen zurück gedrückt.
    „Sie müssen still liegen“, sagte eine sanfte Frauenstimme. „Jetzt brauchen Sie Ruhe, viel Ruhe.“
    „Ich habe Durst“, flüsterte ich. „Ich möchte was trinken.“
    Vorsichtig wurde mein Kopf angehoben, ich spürte den Rand eines Glases an meinen Lippen, schlürfte begierig die lauwarme Flüssigkeit, die man mir reichte, und sank wieder erschöpft zurück.
    „Wie lange liege ich schon hier?“ fragte ich benommen. „Wo ist der Doc? Warum ist er nicht da?“
    „Ich werde ihn rufen.“
    Eine Tür klappte, dann schlief ich wieder ein. Als ich zum dritten mal aufwachte, erkannte ich die Stimme der Frau sofort wieder. „Ich glaube, er ist wach, Doktor.“
    Dann die Stimme des Arztes: „Mr. Morgan!“
    „Ja?“
    „Ich bin’s, Doktor Lundi. Na, wie fühlen Sie sich denn heute?“
    „Beschissen“, flüsterte ich schwach. „So, als hätte ich keinen einzigen funktionierenden Muskel mehr im Leib.“
    „Das wird vergehen. Zwei, drei Wochen noch, dann können Sie schon wie ein Pfau durchs Zimmer stolzieren.“

     
    Die meiste Zeit in Doc Lundis Krankenzimmer dämmerte ich dahin, aber die Abstände zwischen dem Erwachen wurden immer kürzer und die Wachzeiten länger. Ich spürte förmlich, wie ich von Tag zu Tag kräftiger wurde, Appetit bekam und schließlich wieder futterte wie ein Scheunendrescher.
    „Doc?“
    „Ja, ich bin’s. Ich werde Ihnen jetzt die Verbände abnehmen, Mr. Morgan. Und ich werde es in einem sehr düsteren Licht tun, damit sich Ihre Augen langsam an die Helligkeit gewöhnen. Morgen können Sie dann bei vollem Licht Ihr neues Aussehen bewundern.“
    Eine Stunde später lag ich still im Bett. Angenehmes Dämmerlicht
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