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0327 - Wer die Blutfrau lockt

0327 - Wer die Blutfrau lockt

Titel: 0327 - Wer die Blutfrau lockt
Autoren: Rolf Michael
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dann ist hier ein alter Herr vom britischen Adel beigesetzt. Sicher sind hinter dieser Tür eine ganze Menge wertvoller Dinge, die man gut unter der Hand verkaufen kann. Ich kenne jemanden in der Portobello-Road, der für echte Antiquitäten gute Preise macht!«
    »Beware of the Bloodsucker! — Hüte dich vor dem Blutsauger!« war in fast verblaßter Farbe darunter geschrieben.
    »Wenn das stimmt, dann ist das die Gruft eines Vampirs!« hauchte Thuss. »Dann sind diese Symbole und Buchstaben Bannzeichen, die ihm den Weg nach draußen versperren sollen!«
    »Wenn ich die Tür aufgebrochen habe, wissen wir es!« knurrte Joe und öffnete den Werkzeugskoffer. Eiserne Geräte blinkten in seiner Hand, als er entschlossen auf die Tür zuging.
    »Seid ihr wahnsinnig, das Grab eines Vampirs zu öffnen!« stieß Thuss entsetzt hervor. »Wenn der erwacht und herauskommt…«
    »Jetzt paß mal auf, Schwester!« unterbrach sie Judas und zog sie herum. »Wir sind doch alle vernünftige Leute des zwanzigsten Jahrhunderts und glauben nicht an Märchen oder an Horrorgestalten aus Gruselfilmen. Da hat sich sicher jemand einen Scherz erlaubt mit dieser Schrift. Ist bestimmt einige Jahre her und schon fast vergessen. Aber jeder von uns weiß doch, daß es diese Legendengestalten wie Vampire, Werwölfe oder Ghouls nicht gibt!«
    »So! Wissen wir das tatsächlich?« fragte Thuss. »Wir haben doch beim Tischerücken auch festgestellt, daß es Geister gibt, die auf geheimnisvolle Weise die Tische bewegt haben. Warum soll es keine Vampire geben? Man hört und liest so viel darüber - das kann doch nicht alles Erfindung sein!«
    »Es gibt keine Vampire, und damit basta!« fauchte Judas. »Hier, sieh her. Ich verwische die Zeichen. So einfach ist das. Und nun - spürst du den Griff des Hosen etwa?«
    »Ich… ich weiß nicht recht!« stammelte Thuss. Die männliche Überlegenheit brachte sie aus dem seelischen Gleichgewicht. Am liebsten wäre sie davongelaufen und zurück in die Stadt gefahren. Dort war Wärme, Licht und Leben - hier war Kälte, Einsamkeit und Tod. Aber sie brachte es nicht fertig, sich jetzt von der Clique zu trennen und zu verschwinden.
    Ihr Herz bebte, als Judas die Bannzeichen verwischte und Joe mit einer Brechstange dem Schloß zu Leibe rückte.
    »Au, verdammt noch mal!« stieß er plötzlich hervor und führte die Hand zum Mund. Thuss sah, daß es von seinem Finger dunkelrot herabtropfte.
    »Was hast du?« wollte Ratta wissen.
    »Da war was Spitzes an dem Schloß. Ich habe mich verletzt!« stieß Joe hervor. »Ist aber nicht schlimm. Blutet nur ziemlich stark!«
    »Das müssen wir verbinden!« Rattas Stimme klang kategorisch.
    »Und womit?« höhnte Joe. »Hat einer von euch ein Taschentuch? Oder sonst irgend ein Stück Stoff, der sauber ist? Na also, ich wußte doch, daß so was nicht da ist. Also ist es besser, wenn die Wunde offen bleibt. Das Blut verkrustet schnell, und solange es ausblutet, kommt kein Dreck in die Wunde.«
    »Ich habe ja nur gedacht…!« dehnte Ratta.
    »Denk nicht, sondern handle!« befahl Joe. »Faß mal mit an… ja, hier… und nun drücken… feste!« Ein metallisches Kreischen und ein scharfes Knacken. Dann zerbrach das Schloß. Joe gab der Tür einen Stoß, daß sie nach innen schwang. Der Ansatz einer Treppe war zu erkennen.
    »Da müssen wir runter!« keuchte Judas…
    ***
    Niemand von den Gothics hatte etwas dagegen, daß Joe -voran ging. Er war nicht nur der Älteste, sondern hatte auch die meisten Kräfte und wußte sich zu wehren, wenn es darauf ankam.
    Judas gab ihm das Licht und er hielt es so, daß man die ausgetretenen Stufen einigermaßen erkennen konnte.
    »Ist ja bärenstark!« murmelte Judas, der hinter ihm herging. Sie tasteten, die Mauern ab, die glibberig von Feuchtigkeit waren und spürten, daß sich auf der tiefhängenden Decke bereits die Anfänge von Tropfsteinablagerungen formten. Nach ungefähr einem Dutzend Stufen war der Boden der Gruft erreicht.
    Zögernd ging Joe voran. Judas drängte sich neugierig hinter ihm her. Thuss und Ratta faßten sich bei den Händen. Den beiden Mädchen war bei dieser Aktion nicht wohl zumute. Aber sie wagten nicht mehr, etwas dagegen zu sagen. Der Spott der beiden Jungen konnte beißend werden. Aber sie wollten sich nicht nachsagen lassen, Angsthasen zu sein.
    »Gib mal Streichhölzer. Hier sind Kerzen!« preßte Judas hervor. Thuss schob ihm eine Packung zu. Viermal flammte Helligkeit auf. Viermal entzündeten sich kleine Flämmchen,
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