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0327 - Wer die Blutfrau lockt

0327 - Wer die Blutfrau lockt

Titel: 0327 - Wer die Blutfrau lockt
Autoren: Rolf Michael
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die langsam und allmählich die ganze Gruft erhellten.
    »Mich laust der Affe!« preßte Judas hervor. »Ein Sarkophag. Ein echter Sarkophag aus Stein!«
    Die beiden Mädchen bebten zurück, als sich ihre Augen an die dunkle Helligkeit gewöhnt hatten und die Konturen zu einem sichtbaren Bild wurden.
    Mitten in der mit weißen Marmorwänden verzierten Gruft stand ein verschlossener Sarkophag aus dunklem Stein. Vier hohe Kerzenleuchter waren darum angeordnet. Die Kerzen hatten noch fingergroße Stumpfe und schienen gelöscht, als man das Grab verschlossen hatte. Überall hingen Spinnweben herum die bei der geringsten Berührung zerfielen. Hier gab es kein Ungeziefer, und die Spinnen, die hier ihre Fallen aufbauten, starben an Hunger.
    Die Gothics waren seit mehr als hundert Jahren das erste Leben, das hier in der Gruft zu spüren war. Jedenfalls Leben, das nicht das Licht des Tages scheute.
    »Da liegt was drauf!« bemerkte Joe und bemühte sich, das Zittern in der Stimme so gering wie möglich zu halten. »Ich werde mal sehen, was das ist!«
    »Bleib bloß da weg!« preßte Thuss hervor. »Ich spüre es… das Böse, das hier ruht… spürt ihr es denn nicht auch?«
    »Mach dir bloß vor Angst nicht in die Hose!« Joe spielte den starken Mann. Forsch ging er zu dem Sarkophag hinüber und griff zu. Triumphierend hielt er ein handgroßes, silbernes Kruzifix empor.
    »Na, Judas! Meinst du, daß dein Freund in der Portobello-Road dafür mehr als 30 Pfund zahlt? Das Ding scheint mir sehr wertvoll!« sagte er großspurig.
    »Leg es wieder hin!« jammerte Thuss angstvoll. »Das ist das letzte Bannzeichen, das ihn zurück hält. Sonst erwacht der Vampir zu neuem Leben - und wir sind schuld, wenn er in den Nächten auf die Jagd geht!«
    »Nun hör schon auf mit dem Blödsinn!« knurrte sie Judas an. »Ein Kreuz auf dem Sarg ist nichts Ungewöhnliches. Der letzte Gruß an einen Verstorbenen. Besonders religiöse Menschen geben den Abgeschiedenen heute noch ein Kreuz mit in den Sarg.«
    »Aber die Zeichen an der Tür, das Kreuz und die Geburts- und Todesdaten - alles deutet auf einen Vampir hin!« Rattas Stimme zitterte leicht.
    »Das erklär doch mal!« lauerte Judas.
    »Er ist am 25. Dezember, am Weihnachtstag geboren!« flüsterte Ratta. »Der Legende nach ist dies der Tag, wo die Menschen, die das Licht der Welt erblicken, den Keim des Vampirs oder des Werwolfs in sich tragen. Und der Todestag ist die Walpurgisnacht. Dazu kommt, daß in seinem Sterbejahr jener Graf aus Transsilvanien hier in London weilte !«
    »Aber das ist doch ein Roman von Bram Stoker!« brummte Judas. »Er hat die Story um Graf Dracula nur erfunden !«
    »Ach, hat er das?« fragte Ratta und in ihrer Stimme lag Spott. »Vlad Tepes, der Pfähler, der Sohn des Fürsten Dracula aus Rumänien, hat es tatsächlich gegeben. Und die Tagebuchaufzeichnungen des Buches, das Stoker geschrieben hat, klangen verdammt echt. Ich sage euch, Stoker hat etwas gewußt. Dieser Graf Dracula ist keine Erfindung. Er war hier in London - und er hat hier seine Opfer gefunden.«
    »Wenn dem so ist, dann hat sie Professor Van Helsing alle erlöst!« sagte Judas, etwas nachdenklicher geworden. »Es heißt auch, daß nicht der erste Biß des Vampirs tödlich sein soll. Und man wird erst selbst zum Blutsauger, wenn der Vampir das Blut getrunken hat oder wenn man nur wenige Tage nach dem Biß auf irgend eine Art zu Tode kommt.«
    »Vielleicht ist der Tote in dem Sarkophag von Dracula gebissen worden und danach gestorben. Wer ihn hier bestattet hat, wußte Bescheid, wagte aber nicht, ihm den Pfahl ins Herz zu treiben und ihn so zu erlösen. Also legte er nur das Kreuz als Bannzeichen auf den Sarg und brachte außerdem an der Tür Warnzeichen und Bannmarkierungen an, in denen Kreaturen der Nacht der Zugang zur Gruft verwehrt wurde. Denn der Vampir kann sich Dämonenwesen, die vor dem christlichen Kreuz nicht zurück scheuen, auf geistiger Basis zu Hilfe rufen. Wer immer diese Gruft auf seine Art versiegelt hatte, es handelte sich um einen Wissenden!«
    »Hast du jetzt auch Fracksausen?« fragte Joe spöttisch. »Dann verzieh dich mit den Weibern nach oben. Ich öffne jetzt den Sarg und werde sehen, was drin ist. Vielleicht noch mehr solche Dinge wie dieses Kreuz. Wenn ihr hier bleibt, dann teilen wir. Wenn nicht, gehört mir das Zeug alleine. Habt ihr das begriffen, ihr feigen Ratten!«
    »Abhauen!« zischte Thuss und Ratta nickte eifrig. Aber Judas schüttelte den Kopf.
    »Das fehlte
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