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0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker
Autoren: Rolf Michael
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Kopf verfloß zu einer Metarmophose eines Wolfsschädels und eines menschlichen Gesichtes. Es wurde eckig und spitz. Überall sproß dunkles Haar hervor und legte sich wie ein Schleier über das Gesicht. Nur schmale, gelbe Augen leuchteten daraus hervor. Die Ohren glichen spitzen Lauschern, die ständig in Bewegung waren.
    Dann öffnete sich der Rachen, und Juan Munilla erblickte ein Raubtiergebiß, das unmöglich einem menschlichen Wesen gehören konnte. Spitze, weißschimmernde Zähne wirkten vor dem dunkelroten Hintergrund des Wolfsmaules mehr als furchterregend. Über die Zunge, die sich graurosa hervorschob, floß glibberiger Geifer und versickerte im Mundwinkel.
    Und dann heulte dieses Wolfwesen auf, wie Juan noch niemals das Geheul eines Wolfes vernommen hatte.
    Dieser Schrei ließ die Erstarrung von Juans Körper weichen. Sie schuf sich Bahn in einem entsetzten Aufbrüllen, indem Wut, Todesgrauen und die Angst vor dem Unbekannten lagen.
    Es waren die beiden Geräusche, die Nicole Duval vernahm, die jetzt so schnell sie konnte zu ihrem Wagen zurückrannte. Im Kofferraum hatte sie den kleinen Koffer mit verschiedenen Requisiten zur Geisterbekämpfung. Darin war auch der sechsschüssige Colt, wie er schon in den Tagen des Wilden Westens getragen wurde. Doch die Geschoßprojektile waren aus Silber geformt und mußten eine besondere Weihe empfangen.
    Für Nicole war klar, daß es kein irdischer Wolf war, der hier heulte. Ein Mensch war in Gefahr. Den galt es zu retten.
    Professor Zamorras Assistentin hatte Glück. Der Koffer lag ganz oben auf den anderen Gepäckstücken, in denen sich ihre Garderobe befand, mit deren Vielfalt man ohne Weiteres drei Boutiquen für extravagante Mode ausreichend bestücken konnte.
    Nicole öffnete die Kofferverschlüsse und fand den Peacemaker-Colt sofort. Aus einer Halterung zerrte sie eine leistungsfähige Taschenlampe. Den Revolver entsichernd stürmte sie in die Richtung, aus der die Laute zu hören waren.
    Jetzt war nur noch das hechelnde Jaulen des Wolfes zu vernehmen. Nicole Duval hoffte inständig, daß sie noch nicht zu spät kam.
    ***
    »Jetzt, Juan Munilla, wirst du sterben!« glimmerte es gelb aus den Augen des Werwolfs. Die Bestie redete nicht in der Sprache der Menschen, sondern nur die Geräusche eines Wolfes waren zu hören.
    Aber in seinem Inneren spürte Juan die Worte so genau, als ob das Ungeheuer sie in der Sprache der Menschen formte.
    »Nein! Geh weg, du Bestie! Was willst du von mir?« keuchte Juan.
    »Dein Blut. Dein Fleisch. Dein Leben. – Was will ein Wolf von der Beute, die er jagt!« kam es zurück. »Los, Juan Munilla! Wende dich zur Flucht. Denn nach einer Hatz ist der Triumph des Wolfes grö- ßer, wenn er die Beute reißt. Der große Wolfsgeist gab mir die kraft, jeden Menschen zu besiegen. In dieser Stunde bin ich nicht nur ein Bruder jener grauen Wesen, die auf den Gipfeln der Berge klagend den Mond anheulen, sondern auch ihr Herr und Gebieter. Lykon, der Wolfsgeist, gab mir die Macht, zu nächtlicher Stunde ein Werwolf zu sein – so wie jetzt. Nun lauf weg, Juan. Fliehe vor mir. Verzögere deinen Tod um einige Dutzend rasender Herzschläge. Denn der Werwolf bekommt dich doch. Du kannst ihm nicht entkommen. Wehre dich. Greif mich doch an. Versuche, mich mit den Fäusten zurückzuschlagen. Es schenkt dir vielleicht für einige keuchende Atemzüge das Leben. Doch den Klauen und Zähnen des Werwolfes kannst du nicht entgehen. Mach dich bereit zu sterben, Juan Munilla!«
    In diesem Moment konnte sich der junge Spanier nicht mehr beherrschen. Kampf und Gegenwehr waren aussichtslos. Eine fürchterliche Angst vor diesen Zähnen und den Krallen ergriffen ihn.
    Schreiend wandte er sich um und floh. Hinter ihm jaulte das Lachen des Werwolfs zum Himmel. Aus der näheren Umgebung antworteten die Stimmen eines ganzen Rudels. Das Hungergeheul der Bestien ließ die Gipfel der Berge erbeben.
    Juan Manilla lief um sein Leben. Er hörte wie aus weiter Ferne den dröhnenden Schlag seines Herzens und seinen rasselnden Atem.
    Waren die Geräusche hinter ihm nicht weite Sprünge, mit denen der Werwolf hinter ihm herhetzte? War das nicht sein heißer, stinkender Atem, den Munilla schon verspürte? Diese heiseren, kehligen Laute unmittelbar in seinem Rücken – war die Bestie schon so nah?
    Juan Munilla brüllte laut, als er einen Schlag auf der Schulter verspürte. Die Tatze des Werwolfs langte nach ihm, zerriß den Stoff seines Hemdes und grub vier rote Furchen in
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