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0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker
Autoren: Rolf Michael
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zu machen. – Aber nun, das konnte nicht stimmen. Das waren sicher alles nur Hirngespinste. Pedro war auch einer der Dämonenhenker, die unter der Maske Jagd auf Dämonen und ihre Kreaturen machten.
    In diesem Augenblick begann ganz in der Nähe ein einsamer Wolf seinen klagenden Gesang zum gelbroten Mond hinaufzusenden.
    Und Juan Munilla wußte genau, was das bedeutete.
    Die Mitternacht war da. Die Geisterstunde brach an.
    Die erste Stunde des neuen Tages, wo das Böse am stärksten ist.
    Unbewußt blieb Juan stehen.
    Und dann hörte er hinter sich eine Stimme, die leise unheilige Worte flüsterte, die ihm das Blut in den Adern gerinnen ließen.
    » Heil! Heil! Heil! Großer Wolfsgeist! Heil… «
    ***
    Langsam kurvte Nicoles Cadillac die steile Serpentinenstraße zum Paß von Roncesvalles empor. Die Anstrengung der Fahrt war Zamorras Assistentin im Gesicht zu lesen. Hier auf dem Bergpaß wurde ihr ganzes fahrerisches Können verlangt. Aus dem Autoradio kam die Zeitdurchsage.
    Die Uhr wies auf Mitternacht und der Ansager des Senders machte eine lauschige Bemerkung, daß nun für Geister und Gespenster die Arbeitszeit beginnt. Danach erklang wieder leise Musik. Nicole schaltete das Radio ab. Und auf einmal war sie da – die Stille der Berge. Die Scheinwerferkegel fraßen sich in eine enge, von steilen, fast senkrecht ansteigenden Felsen begrenzte Schlucht. Die Rolandspforte wird sie vom Volksmund genannt. Hier soll Roland mit seinem Zauberschwert Durandart versucht haben, für sich und seine Getreuen einen Ausweg aus der Falle durch die Felsen zu schlagen.
    Nicole Duval hatte plötzlich Lust, auszusteigen und die Felsen hinaufzuklettern. Einen Blick bei sternenklarem Himmel über die Gipfel der Pyrenäen, ganz allein unter dem schwarzblauen Himmelszelt, in dem die Sterne funkelten wie fein geschliffene Brillanten.
    Die Scheinwerfer des Wagens zeigten der zierlichen Französin am Eingang der Schlucht eine kleine, ebene Stelle mit Gras bewachsen, auf der sie den Wagen abstellen konnte. Dahinter schlängelte sich ein kleiner Ziegenpfad den Berg hinauf.
    Nicole lenkte den Wagen von der Straße, stellte Motor und Beleuchtung aus und verließ den Cadillac. Sie streckte sich und war froh, nach dem langen Sitzen sich etwas bewegen zu können. Vor dem Aufstieg hatte sie keine Bedenken. Sie war sportlich durchtrainiert, und das abenteuerliche Leben an Professor Zamorras Seite hatte bewirkt, daß sie jederzeit und in jeder Situation einsatzbereit war und sich zu helfen wußte.
    Vor der Dunkelheit fürchtete sich Nicole Duval nicht. Das hatte sie sich schon vor vielen Jahren abgewöhnt. Es war zwar nicht so, daß der Begriff Angst für Zamorras Lebensgefährtin ein absolutes Fremdwort war. Sie hatte Angst wie jeder andere Mensch auch – vor allem, wenn ihr Gefahren begegneten und Kräfte gegenüber traten, die ihr unbekannt waren und die sie nicht einschätzen konnte. Auch vor dem Sterben hatte sie Angst.
    Aber sie verstand auch, die Angst innerlich zu bekämpfen. Sie niederzuringen und äußerlich nicht zu zeigen. Sie hatte Mut, echten Mut – der nicht mit Tollkühnheit verglichen werden kann. Sie wägte stets ihre Chance ab. Doch meistens war es so, daß sie gar keine Chance hatte als zu sterben oder sich zu wehren. Und dann gehörte Nicole Duval nicht zu den Frauen, die verzweifelt schreiend zusammensanken und ihr Schicksal erwarteten. Professor Zamorra hatte seiner klugen und tapferen Gefährtin oft genug das Leben und die glückliche Beendigung von Kämpfen gegen die Hölle zu verdanken.
    Etwas rascher atmend erreichte Nicole Duval den Gipfel des Felsens. Das nächtliche Panorama der schlafenden Berge nahm sie gefangen. Im Inneren fühlte sie sich durch dieses erhabene Bild freier Natur eigenartig berührt. Hier hatte der Mensch zwar eine Straße durchgebaut – aber die Landschaft war von den »Segnungen der Zivilisation« noch weitgehend unberührt.
    In diesen steilen Abhängen und dem unwegsamen Gelände kämpfte Graf Roland, der Erste der Paladine Karls des Großen, im Jahre 778 seinen letzten Kampf. Das Heer der Franken war auf dem Rückmarsch, nachdem sie gegen die Sarazenen gekämpft und um die Stadt Saragossa gerungen hatten. Es waren nicht, wie in der mittelalterlichen Dichtung des »Rolandliedes«, tausende gepanzerter Ritter die von einer zehnfachen Übermacht berittener Sarazenen angegriffen wurden. Vielleicht einige hundert Frankenkrieger setzten sich mit Langschwertern und der Francisce, der langstieligen
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