Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
ringsum die Schreie.
    Alle wichen entsetzt zurück. Nur Esteban Sanchez sank ohnmächtig zusammen, als er seinen Sohn in der gräßlichen Gestalt der Dämonenbestie erkannte.
    Rodrigo Munilla sprang vor. Ein Messer blitzte auf und zertrennte die Stricke, mit denen Professor Zamorra, Nicole Duval und Juan, sein Sohn, an die Ketten gefesselt waren. Weitere Schnitte ließen die Handfesseln zu Boden fallen. So schnell es ging sprangen sie aus dem um sie herum gehäuften Reisig, bevor es entflammt werden konnte. Denn das Feuer der Fackel, die Juan Sanchez fallen ließ, fraß sich langsam und unaufhaltsam voran. Schon begannen die ersten Reiser zu glimmen und durch den uralten, fast vertrockneten Gerichtsbaum ging ein eigentümliches Zittern.
    »Der Werwolf… der Werwolf!« schrien die Dämonenhenker.
    Nackte Angst schwang in ihren Stimmen. Einem gefesselten Wesen den Tod zu geben war etwas anderes als diesem Dämonenwesen, das weder von Ketten noch Banden gehalten wurde, gegenüber zu stehen.
    Mit panischen Schreckensrufen wichen die Männer zurück. Mit großen Sprüngen hetzte der Werwolf hinter ihnen her. Die Kraft des Amuletts hatte sich, als die Verwandlung beendet war, zurückgezogen. Merlins Stern wartete auf Professor Zamorras Befehl.
    Doch der Meister des Übersinnlichen war zu keiner Regung fähig.
    Er sah die Bestie, die mit erhobenen Pranken und weit aufgerissenem Rachen die flüchtenden Dämonenhenker verfolgte. Grausig scholl sein Geheul in die Nacht hinaus.
    Es konnte nur noch kurze Zeit dauern, bis er mit seinen Tatzen den ersten Kuttenträger niedergeschlagen hatte. Doch in diesem Moment handelte Juan Munilla. Er sprang vor zu dem Tisch mit den Gewehren und überprüfte die Flinte. Sie war mit einer Silberkugel geladen.
    »Wir waren einmal Freunde, Pedro. Deswegen gebe ich dir den letzten Freundesdienst, den dir ein Mensch geben kann!« rief er mit lauter Stimme. Der Werwolf vernahm es und fuhr herum. Professor Zamorra sah gelbe Wut aus seinen Augen lodern. Mit gräßlichem Gebrüll stürmte er auf Juan zu.
    Doch der junge Mann stand fest. Seine Hände zitterten nicht, als er die Waffe anlegte.
    »Stirb in Frieden und stelle dich dem ewigen Gericht!« hörte Zamorra Juan leise sagen. »Bedenke, daß Gott barmherzig gegen die Sünder ist!«
    Dann brandete orangerotes Mündungsfeuer aus dem Gewehr. Der Werwolf wurde von der Silberkugel direkt an der Stelle, wo das Herz ist, getroffen. Er prallte zurück und sein massiger Körper schwankte wie ein welkes Blatt im Herbstwind.
    »Gott gebe dir Frieden, Pedro!« sagte Juan und ließ die Flinte sinken…
    ***
    Aus dem Nichts entstanden Formen, die Professor Zamorra einen Eisesschauer über den Rücken jagten. Das Amulett begann zu glühen und wob um ihn und Nicole Duval einen grünleuchtenden Abwehrschirm positiver Magie. Der Meister des übersinnlichen wußte genau, was das bedeutete.
    Ein echter Dämon erschien. Das Urbild aller Werwölfe nahm halb transparent Gestalt an. Aus dem Nichts schimmerten die Konturen eines riesigen Wolfswesens.
    »Lykon! Großer Wolfsgeist! Hilf mir!« krächzte es in menschlicher Stimme aus dem Rachen des Werwolfs.
    »Helfen werde ich dir… hinab helfen … in die Hölle!« lachte der Dämon. »Da unten hat man deinen Eid sehr gut vernommen. Du wolltest dem Teufel gehören – noch in dieser Nacht, wenn Juan Munilla nicht der Werwolf ist. Nur zu gut wußtest du, daß er es nicht ist. Deshalb löse den Eid ein, den du geschworen hast!«
    »Nein!« keuchte Pedro Sanchez, der Werwolf. »Es ist noch nicht die Zeit. Ich kann deiner Sache auf der Erde besser dienen, hoher Lykon!«
    »Ich bin dein Herr und Meister. Du hast dich mir mit Leib und Seele verschworen und von einer Zeit haben wir nicht geredet«, höhnte der Dämon.
    »Du hast mich belogen und betrogen!« stöhnte Sanchez matt.
    »Dafür bin ich ein Teil des Teufels!« erklärte Lykon. »Und der Teufel ist der Vater der Lüge. Du hast deinen Gott verraten. Und nun komm. Nur ein Wunder kann deine Seele retten!«
    »Mein Gott! Ich bereue… was ich getan habe … ich war verblendet. Ich war schwach … ich bin den Verlockungen Satans erlegen!« stieß Pedro Sanchez, der Werwolf, matt hervor. Langsam sank sein Wolfskörper zu Boden. Die Silberkugel war absolut tödlich. »Durch meine Tat habe ich dich und deinen Namen beleidigt, mein Gott. Vergib mir… vergib mir … ich bereue!« Aus dem Innern des sterbenden Werwolfs war alles gewichen, was an die Höllenkreatur erinnerte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher