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0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker
Autoren: Rolf Michael
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langen Sätzen im schützenden Mantel der Dunkelheit verschwand, ersann der bösartige Pedro Sanchez einen schlauen Plan, der mehrfach variiert werden konnte. Ein feines Gewebe von Schlingen, denen sich Juan Munilla nicht entziehen konnte, wenn er sich darin verfing. Vielleicht erwischten ihn jedoch zuerst die Wölfe, die er mit lautem Heulen jetzt zu Hilfe rief. Und die grauen Brüder der Berge gaben Antwort und lauschten seinen Weisungen.
    »Den Mann und die Frau… tötet sie … ich schenke sie euch als Beute!« klang der Ruf und Befehl des Pedro Sanchez in der Stimme der Wölfe durch die mondhelle Nacht. Mehrstimmig gab das graue Rudel Antwort.
    Dann lief Pedro zurück zu der kleinen Höhle, wo er nicht nur seine Kleidung verborgen hatte, sondern auch die Kutte und die Kapuze, die er als Dämonenhenker trug. Seine wulstigen Lippen murmelten Anrufungen an Lykon, ihm jetzt, in dieser Stunde, seine menschliche Gestalt wieder zu geben. Und der Wolfsgeist hörte die Worte seines Dieners und las in seiner Seele den tückischen Plan. Lykon erkannte, daß Pedro in dieser Nacht in der Gestalt eines Menschen dem Satan größere Dienste leisten konnte – und gewährte die Verwandlung.
    Aber die Zeichnungen auf seinem Gesicht und die Wunden, in denen die Silberkugeln waren, ließen sich nicht vertuschen. Nur daß er keine Schmerzen mehr verspürte und die Einschußlöcher nicht mehr bluteten.
    Pedro Sanchez zog die Kutte und Kapuze der Dämonenhenker über und lief so schnell er konnte hinüber zur zerfallenen Abtei.
    Vielleicht gelang es ihm, Juan Munilla zu denunzieren und zu verklagen, der Werwolf zu sein. Und die Person, die auf ihn geschossen hatte, konnte der Zauberei angeklagt werden, die dem Werwolf half.
    »Vielleicht ist es aber auch gar nicht nötig!« dachte Pedro Sanchez.
    »Wenn es den Wölfen gelingt, sie zu fassen, wird nicht viel von ihnen übrig bleiben!«
    ***
    Professor Zamorra hielt es nicht lange ohne Nicole Duval aus. Die Vorlesung in Heidelberg war mit Enthusiasmus, Skepsis und Bewunderung bei Studenten und Kollegenschaft aufgenommen worden. Aber Parapsychologie ließ sich nicht beweisen und war deshalb stark umstritten. Noch während er nach der Vorlesung die Fragen von Skeptikern beantwortete und versuchte, Leuten Argumente entgegen zu bringen, die seinen Vortrag als blanken Humbug bezeichneten, stieg vor seinen geistigen Augen immer wieder Nicoles liebliches Bild auf. Er wünschte, daß seine Gefährtin jetzt in seiner Nähe war. Einfach nur in ihre Augen sehen, ihr seidenweiches Haar streicheln und mit den Lippen ihren Atem in einem Kuß trinken.
    Hier in den »Elfenbeintürmen der Wissenschaft« verstand man ihn nicht. Hier zählten Beweise, die Professor Zamorra nicht geben konnte – und auch nicht geben wollte. Unvorstellbar, was geschehen konnte, wenn er aus reinem Geltungsbedürfnis einen echten Höllendämon herbeizitierte, um den Kritikern einen eindeutigen Beweis zu geben. Wenn er einem Dämon den Befehl erteilte, sich zu zeigen, gehörte dieser Befehl zur Schwarzen Magie, die Professor Zamorra bekämpfte. Und die Hölle wußte nur zu gut, daß sie nichts gewinnen konnte, wenn sie sich den Menschen in all ihren Schrecknissen offenbarte. Dies würde die Menschheit nur zum Umdenken bringen und es lag auf der Hand, daß sie sich dann wieder in der Form dem Glauben zuwandten, wie es in früheren Tagen geschehen war. Für LUZIFERS Scharen war es besser, im Geheimen zu operieren und das Gute durch kleine »Kommandounternehmen« zu bekämpfen.
    Professor Zamorra wußte das nur zu gut. Immer wieder mußte der Parapsychologe Château Montagne und Frankreich verlassen, um einem Angriff der Hölle entgegenzutreten. Sein Weg führte um den ganzen Erdball, brachte ihn in andere Welten und Dimensionen und trieb ihn oft genug in die tiefe Vergangenheit der Menschheit.
    Hier sah Professor Zamorra seine wahre Berufung. So sehr es ihn immer drängte, der Menschheit die Gefahr vor Augen zu halten – er wurde mitleidig belächelt. Manchmal kam er sich vor wie ein Geologe, der den Ausbruch eines Vulkans vorausberechnet und auf Unverständnis stößt, obwohl seine Argumente glasklar sind. Oder einem Meteorologen, der bei strahlendem Sommersonnenschein eine Regenfront voraussagt auf die sich niemand einstellt, weil die Sonne am wolkenlosen Himmel strahlt.
    Schon lange hatte Professor Zamorra einen regelmäßigen Lehrbetrieb an einer Universität aufgeben müssen, weil ihn sein Kampf gegen die Hölle immer
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