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0322 - Das Fratzengesicht

0322 - Das Fratzengesicht

Titel: 0322 - Das Fratzengesicht
Autoren: Jason Dark
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geworden. So erzählt es nicht nur die Geschichte, so stimmt es auch.«
    »Haben Sie die Geister schon gesehen, Kapitän?«
    »Natürlich.«
    »Und Sie leben noch?«
    Xang lachte, riß die Augen weit auf und rollte mit den Pupillen.
    »Natürlich lebe ich noch. Ich kann gar nicht sterben, denn ich bin selbst zu einem Vampir geworden.«
    Das war der Witz des Tages. Die Holländer hatten ihren Spaß.
    Keiner unter ihnen sah den lauernden Blick des Mannes, der abschätzend über die Körper der Menschen glitt.
    Nur Bert Steenbergen hatte plötzlich das Gefühl, daß einiges nicht so war, wie es sein sollte. Er hätte sich den Kapitän zuvor ansehen sollen, anstatt sich blind auf die Informationen eines anderen zu verlassen.
    Dazu war es jetzt zu spät.
    »Da nun alle Klarheiten beseitigt sind, können Sie entern, meine Herrschaften!« rief Xang. »Die Besatzung und ich heißen Sie herzlich willkommen! Sie werden sich bestimmt wohl fühlen, und auch unsere Bordküche ist nicht zu verachten. Hier bekommen sie die echte chinesische Kost, nicht wie in vielen Restaurants Ihres Landes. Nur essen müssen Sie. Am Ende der Reise erfahren Sie dann, was Sie gegessen haben. Ha, ha, ha…«
    Die Touristen nahmen seine Worte nicht so tragisch. Sie glaubten, daß es zum Programm gehörte.
    Die Reiseroute lag fest. Kurs Südost. Bei Anbruch der Dunkelheit wollten sie die Insel anlaufen, wo auch die erste Nacht verbracht werden sollte. Die nächste Nacht sollten sie dann auf dem Schiff erleben. So stand es im Programm. Es gab keinen Grund, davon abzuweichen.
    Die Männer und Frauen bekamen ihre Kabinen zugewiesen. Das waren muffig riechende Ställe, wie einer der Holländer formulierte.
    Zu sechst mußten sie sich eine Kajüte teilen. Es waren tatsächlich Hängematten aufgespannt worden. Für das Gepäck gab es einfache Holzregale.
    Toiletten oder Duschen waren nicht vorhanden. Der Abtritt lag am Heck der Dschunke.
    So manche Euphorie wurde gedämpft.
    Vor allen Dingen bei den Frauen. Vom Hilton auf die Dschunke, das war schon allerhand. Man diskutierte bereits darüber, ob man noch aussteigen sollte, als an Deck bereits die Segel gesetzt wurden.
    Allmählich nahm die Brigantine Fahrt auf. Ihr Ziel war das offene Meer und später die Insel.
    Keiner der Passagiere ahnte das wirkliche Ziel des Schiffes, und niemand glaubte daran, daß manche Geistergeschichten gar nicht erlogen waren und zu blutigen Tatsachen werden konnten…
    ***
    Wie der Chinese aus dem fahrenden Zug entwischt war, interessierte mich nicht. Ich sah ihn auch nicht mehr als Mensch, sondern als Blutsauger, als Vampir.
    Er hatte den breiten Mund weit aufgerissen. Die beiden Eckzähne schauten aus dem Oberkiefer, wobei die Spitzen naß glänzten, als wären sie mit Wasser in Berührung gekommen.
    Das Haar hing dem Vampir lang in die Stirn und schlug in der Mitte einen regelrechten Halbkreis.
    Es lag auf der Hand, daß er mich umbringen wollte. Vampire brauchen Menschenblut, da machte auch dieser aus dem fernen Asien keine Ausnahme. Doch ich hatte keine Lust, Opfer der Bestie zu werden, und zog mit einer glatten Bewegung die Silberkugel-Beretta.
    Der Blutsauger mußte in das kleine Loch der Mündung schauen, doch es störte ihn nicht weiter, da ich in seinem Gesicht überhaupt keine Reaktion erkannte.
    »Was willst du?« fragte ich.
    »Dich!«
    Ich lachte auf. »Das hatte ich mir gedacht. Nur werde ich mich so leicht nicht ergeben. Meine Pistole ist mit geweihten Kugeln geladen. Sie töten dich auf der Stelle. Deshalb brauchst du es gar nicht zu versuchen.« Ich hatte im Gefühl eines sicheren Sieges gesprochen.
    Das sollte auch der Vampir merken, doch er kümmerte sich nicht darum.
    Über dem Transformatorenhäuschen brannte eine Lampe. Sie gab ein klares, schattenloses Licht ab, und auch der Blutsauger warf keinen Schatten, als er sich bewegte und auf mich zukam.
    »Du wirst dich wundern!« flüsterte er dabei. »Niemand kann den Diener des Fratzengesichts töten. Niemand!«
    Die Worte waren sehr klar gesprochen worden. Sie machten mich gleichzeitig unsicher, und ich warnte ihn noch einmal, als er zwei Schritte vorging.
    Er kümmerte sich nicht darum.
    Für mich wurde es Zeit, etwas zu unternehmen. Es wäre Selbstmord gewesen, den Vampir am Leben zu lassen. Deshalb machte ich kurzen Prozeß und drückte ab.
    Die Mündungsflamme der Pistole war kaum zu sehen, aber ich erkannte den Einschuß.
    In die Brust getroffen, wankte der Blutsauger zurück, riß beide Arme hoch,
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