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0322 - Das Fratzengesicht

0322 - Das Fratzengesicht

Titel: 0322 - Das Fratzengesicht
Autoren: Jason Dark
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den sauren Apfel beißen müssen.
    Susan befand sich in Sinclairs Nähe. Sie saßen praktisch Rücken an Rücken, während neben ihr dieser wuchtige Chinese wie ein Buddha auf dem schmalen Sitz hockte und dabei breit grinste. Es war ein falsches Lächeln. Sicherlich spielten sich hinter seiner Stirn andere Gedanken ab.
    Hin und wieder glitt sein Blick auch über Shaos Gestalt. Dann trat in seine Augen ein seltsames Leuchten.
    Suko ahnte, was in dem Kerl vorging. Sollte dieser versuchen, sich an Shao zu vergreifen, würde ihm der Inspektor beide Ohren vom Kopf schlagen.
    Der Zug fuhr in den Tunnel. Augenblicklich verschwand das Gesicht des Suko und Shao gegenübersitzenden Chinesen wie ein Nebelstreif in der Sonne. Er schien überhaupt nicht mehr da zu sein, und auch von Susan Perth war nur mehr etwas zu ahnen.
    Suko merkte, wie Shao ihn anstieß. »Was hast du?« flüsterte er.
    »Da stimmt etwas nicht.«
    »Und was?«
    »Ich weiß nicht, Suko. Ich habe so ein komisches Gefühl. Irgendwie glaube ich, daß wir in eine Falle geraten.«
    »Ich werde meine Augen offenhalten.«
    »Sicher…«
    Es wurde wieder heller. Wie auch der vor ihnen sitzende John Sinclair, so hörten die drei anderen ebenfalls die Kommentare der übrigen Reisenden. Manchmal die Rufe des Schreckens, dann wieder schrilles Gelächter, das sehr oft auch unnatürlich klang.
    So eine Fahrt in die chinesische Mythologie war reine Nervensache.
    Sie sahen, daß sich Susan Perth umdrehte und mit John Sinclair sprach.
    Verstehen konnten Suko und Shao nichts, dafür waren die Nebengeräusche zu stark.
    Weiter ging die Fahrt. Plötzlich erschien das Schiff.
    »Da, die Dschunke!« zischte Shao.
    Suko hatte sie im selben Augenblick gesehen, und er entdeckte auch das schreckliche Gesicht auf dem Segel.
    Das Fratzengesicht!
    Bisher hatten sie nur davon gehört. Nun sahen sie es zum ersten Mal vor sich.
    Eine schaurige Fratze, zum Glück nicht echt, sondern nur auf dem großen Segel der Dschunke abgemalt.
    Der buddhaähnliche Chinese ihnen gegenüber begann leise zu lachen.
    Seine nächste Frage war direkt an Shao und Suko gerichtet. »Seht ihr das Gesicht, ihr beiden?«
    »Wir sind nicht blind«, erwiderte Suko.
    »Das ist das Fratzengesicht.«
    »Und?«
    »Es ist zurückgekommen«, erklärte der andere. Mehr wollte er nicht sagen, auch dann nicht, als Suko nachhakte.
    Das Schiff verschwand. Für Suko, Shao und Susan Perth war es ein Warnsignal gewesen. Die ehemalige Polizistin nickte. Sie schien die gleichen Gedanken wie Suko und Shao zu haben, sie sagte aber nichts.
    Sie gelangten zu den Gräbern, nachdem sie den Eingang zur Hölle und Dschunke hinter sich gelassen hatten. Es wurde düster, dunkel.
    Ein geisterhaftes Heulen und Jaulen lag in der Luft, sehr fern und gleichzeitig nah. Suko gestand sich ein, daß die Atmosphäre sehr gut getroffen war.
    Plötzlich bewegte sich der vor ihnen sitzende Chinese. Er griff mit der rechten Hand in die Innentasche. Eine Geste, die dem Inspektor überhaupt nicht gefiel. Er ahnte Schlimmes und wollte etwas unternehmen, als Shao ihn ablenkte.
    »Da, John!«
    Ihr Ruf war laut gewesen. Auch Susan Perth drehte sich um. Und sie sahen John Sinclair wie einen Schatten außerhalb des Zugs verschwinden. Von einer Sekunde zu anderen war nichts mehr von ihm zu sehen. Die Finsternis hatte ihn geschluckt.
    Durch Shaos Ablenkung hatte der dicke Chinese Zeit bekommen.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Suko, wie er etwas zum Mund führte, das wie ein Blasrohr aussah.
    Einen Gedankenblitz später bekam der Inspektor den Treffer mit.
    Er spürte den schmerzhaften Einstich am Hals, zuckte zusammen, blieb für einen Moment in einer steifen Haltung, bevor er wieder auf den Sitz fiel.
    Shao griff sofort nach ihm, rief seinen Namen und drehte dabei gleichzeitig den Kopf, so daß sie auf den Chinesen schauen konnte – und gegen das Blasrohr.
    Sie hörte nichts, sie merkte nur den Stich an der Wange. Shao hatte noch einen Arm in die Höhe heben wollen, es gelang nicht mehr.
    Mitten in der Bewegung starb er buchstäblich ab, fiel nach unten, und die Hand klatschte auf den Schenkel.
    Alles war sehr schnell gegangen. So schnell, daß selbst eine Polizistin wie Susan Perth nicht hatte reagieren können. Sie fuhr noch herum, und es gelang ihr tatsächlich, mit einem Schlag das Blasrohr zu treffen, so daß sie durch den kaum sichtbaren Pfeil nicht erwischt wurde.
    Dafür durch den Prankenhieb.
    Und der hob sie fast vom Sitz. Ihr Kopf flog nach hinten, sie
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