Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0322 - Das Fratzengesicht

0322 - Das Fratzengesicht

Titel: 0322 - Das Fratzengesicht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
unheimlich und angsteinflößend.
    Niemand ahnte allerdings, was wirklich dahintersteckte.
    Ich sah es nicht, ich merkte nur, wie sich Susan Perth umdrehte.
    Auch ich blieb nicht mehr in der Stellung hocken, spürte ihren warmen Atem an meinem Gesicht und hörte das erregt klingende Flüstern. »Das ist es, Mr. Sinclair! Das ist das Fratzengesicht!«
    »Ich habe es gesehen.«
    »Einen Grund für das Auftauchen kann ich mir nicht vorstellen«, erklärte Susan. »Ich habe die Fahrt schon Öfter gemacht. Bisher war die Dschunke immer normal gewesen.«
    »Ohne das Gesicht im Segel?«
    »Genau.«
    »Dann gilt das Auftauchen uns.«
    Sie lachte leise. »Das befürchte ich mittlerweile auch.«
    »Wohin gelangen wir, wenn wir das Meer hinter uns gelassen haben?« wollte ich wissen.
    »In die alten Grabkammern. Da sind früher Gruselfilme gedreht worden. Sieht ziemlich echt aus.«
    »Dann lassen wir uns mal überraschen.«
    »Das meine ich auch.«
    Ich drehte mich wieder um. Das Schiff war da, daran gab es nichts zu rütteln. Bisher war die Fahrt in diesen Berg für mich ein gewisses Vergnügen gewesen. Zu vergleichen mit der Reise in eine Geisterbahn.
    Doch nun sah es anders aus.
    Ich habe im Laufe der Zeit einen Sinn für Gefahren und Ströme entwickelt. Hier spürte ich so etwas. Es war ein gefährlicher, unsichtbarer Strom vorhanden, der uns streifte.
    Die Gefahr ging vom Fratzengesicht aus!
    Es starrte auf den Zug. Kalt waren seine Augen. Einmal das Auge mit der Mongolenfalte, zum anderen das des Vampirs. Mit einem harten, gnadenlosen Blick, in dem gleichzeitig die Gier nach Blut zu lesen war.
    Verdammt, das war echt!
    Der Zug rollte weiter. Er passierte auch die Dschunke, ohne daß etwas geschehen wäre.
    Sehr wohl fühlte ich mich nicht mehr. Ich wußte, daß hier etwas auf uns lauerte, das bereitstand, uns in die Arme zu schließen.
    Vielleicht, um uns zu erdrücken.
    Rechnen mußten wir mit allem.
    Susan hatte von Grabkammern gesprochen, die wir bald erreichen würden. Dunkel wurde es jedenfalls, und aus versteckten Lautsprechern drang ein schauriges Heulen, als würde der Wind um irgendwelche Hausecken fegen oder sich in einem Wirrwarr von Felsen fangen.
    Wahrscheinlich sollten diese Laute aus dem Reich der Toten stammen.
    Ich schaute nach rechts und links aus dem Wagen. Dabei konnte ich den Eindruck bekommen, durch eine Schlucht zu fahren. Dunkle Wände, mehr grau als schwarz, schattenhaft darin zu sehen große Gesichter mit gequälten Zügen. Aufgerissene Mäuler, hervorquellende Augen, und immer wieder das unheimlich klingende Heulen und Jammern.
    Die Frau mir gegenüber hatte sich fest an ihren Mann geklammert.
    Es war nicht völlig finster. Ein dunkles, wenn auch schattenhaftes Licht streifte unsere Gesichter. Es machte sie bleich, und sie erinnerten mich an Totenmasken.
    Ich mußte den Erbauern dieser Bahn und des dazugehörigen Gruselparks ein Kompliment machen. Sie hatten es ausgezeichnet verstanden, die Atmosphäre des Grauens hinüberzubringen.
    Auch ich war für einige Sekunden gefangen. Dies sollte wohl auch Sinn der Sache sein, denn plötzlich spürte ich an meiner Hüfte den harten Druck. Es war ein Paar Hände, das mich umklammert hielt und mich blitzschnell anhob. Es ging so schnell, daß ich nichts dagegen unternehmen konnte. Bevor ich mich versah, schwebte ich schon über der Sitzfläche, wollte mich noch an der Haltestange festklammern, griff aber ins Leere.
    Der dürre Chinese!
    Das war mein letzter Gedanke, bevor ich nach draußen geschleudert wurde, irgendwo aufprallte und unaufhörlich in die Tiefe rutschte…
    ***
    Der Zug fuhr ohne mich weiter!
    Ich sah die Wagen vorbeiziehen und links von mir verschwinden.
    Gestoppt wurde ich nicht. Auf dem Bauch rutschte ich weiter den steilen Abhang hinab. Zudem war er glatt. Es gab nirgendwo eine Stelle, an der ich mich festklammern konnte. Diese Reise in die Tiefe war von mir nicht zu stoppen.
    Im Prinzip schalt ich mich selbst einen Narren. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, daß man uns angreifen würde. So hatte ich die Folgen selbst zu tragen.
    Und weiter ging die Rutschpartie. Über welch ein Material ich genau nach unten glitt, war nicht festzustellen. Vielleicht über Gummi oder eine Plane.
    Irgendwann überschlug ich mich. Wahrscheinlich war der Winkel zu steil geworden. In diesen Momenten wußte ich nicht, wo oben oder unten war, weil die Orientierung völlig verlorenging. Ich hatte nur Angst, daß ich zu hart aufkommen würde, und rollte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher