Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0321 - König der Ghouls

0321 - König der Ghouls

Titel: 0321 - König der Ghouls
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
und das Wissen, dämonische Geschöpfe zu beherrschen – oder man lebt nicht sehr lange.
    Ein Zauberer, der Dämonen unter seinen Willen zwingt, gleicht einem Dompteur im Käfig, umgeben von Raubkatzen, die sein Wille und seine Peitsche zwingt. Ständig muß er ihnen seine Überlegenheit beweisen und ihre Herausforderungen und Angriffe abwehren.
    Ein winziger Moment der Schwäche; ein Augenblick der Unachtsamkeit – und es ist vorbei.
    Wie sich erst ein einziger Löwe oder Tiger auf den Bändiger stürzt und ihn zu Boden reißt, so schmettert ein einziger Dämon den Menschen, der es wagte, seinen Willen zu zwingen, zu Boden. Doch dann kommen auch die anderen Geisterwesen, die sich dem Magier vorher beugen mußten und führen sein Unsterbliches hinweg in jene Gefilde, denen die heutige Sprache den Begriff »Hölle« gegeben hat. Doch die Hölle hat sehr viele Gesichter und bevor LUZIFER herabgeschleudert wurde und das Reich der Schwefelklüfte entstand, existierten andere höllische Sphären.
    Aus einer dieser Höllen hatte Amun-Re die Geistwesen, die ihn unsichtbar umwehten, herausbeschworen. Er wußte, daß sie danach gierten, in die von ihm geschaffenen Körper einzudringen um in den Gestalten zu wohnen.
    Doch er wußte auch, daß sie ihn mitleidlos zerreißen und seine Seele hinwegzerren würden, wenn er nur einen halben Atemzug vom vorgeschriebenen Ritual abwich.
    Der Zauberer spürte, wie sie ihn drängten, das Ritual zu beenden.
    Wie sie ihn anflehten, sich zu beeilen, als bereite jedes Wort für sie glühende Pein.
    In einem normalen Menschen hätte dieses Bitten und Jammern Mitleid aufkommen lassen. Er hätte die unheilige Handlung abgekürzt.
    Und in diesem Moment war er den Dämonen verfallen. Der Herrscher des Krakenthrones wußte dies nur zu genau. Deshalb ließ er den Dolch noch einmal sinken, verbeugte sich siebenmal und küßte dabei die Platte des steinernen Altargebildes. Dann erhob er wieder den Dolch und zog dort, wo seine Lippen den Stein berührten, einen kaum wahrnehmbaren Kreis.
    Gebieterisch streckte er den linken Arm aus. Die Spitze des Dolches glitt über die Haut. Der kleine Schnitt, den sich Amun-Re beibrachte, ließ nicht einmal sein maskenhaftes Gesicht zucken.
    Träge fielen dunkelrote Blutstropfen auf den Stein und erschienen dort wie fein geschliffene Granate.
    » Tsath-Hogguah! « rief Amun-Re. » Erscheine und labe dich für das Leben! «
    Von irgendwo rauschte es heran. Unsichtbar und doch vorhanden.
    Die Blutstropfen verschwanden im Nichts.
    »Mehr!« vernahm Amun-Re in seinem Innersten. »Diese Tropfen geben Leben – aber keine Kraft. Gib mir mehr!«
    Amun-Re wußte, daß dies die Stunde des Dämons war. Entschlossen öffnete er die Schlinge, die seinen Arm abband. Das alte Seil war mürbe geworden und hielt nicht mehr viel aus.
    »Blut!« sagte er. »Blut für Tsathogguah! Labe dich daran, groß- mächtiger Gebieter und gewinne Kraft, mir bei meinem schweren Werk zu helfen. Auch euch andere hohen Wesen rufe ich heran, daß ihr euch stärken möget an meinem Lebenssaft. Das Blut gab euch das Leben und die Existenz in dieser Welt. Die Blutgötzen von Atlantis soll man euch hinfort nennen!«
    »Wir danken dir für dieses Opfer, Amun-Re!« erklang die Stimme des Tsat-hogguah auf und Amun-Re sah, wie sich die für ihn geschaffene Krötengestalt langsam und allmählich zu bewegen begann.
    »Wir danken dir wirklich. Vor allem dafür, daß du so freundlich warst, etwas vom Ritual abzuweichen. Der Strick um deinen Arm mußte unbedingt ein Strick sein, der von einem alten Galgen genommen wurde und an dem unzählige Menschen ihr Leben aushauchten. Er war nicht nur dafür da, das Blut zum Stocken zu bringen, sondern sollte zuallererst den Körper schützen. Doch diesen Schutz hast du jetzt abgelegt. Und deshalb können wir dich jetzt leer trinken. Bis zum letzten Tropfen deines Lebenssaftes. Bis dein letzter Atemzug entflieht und deine Seele ihren Körper verläßt!«
    Höllisches Gelächter brandete durch den Raum.
    Gelächter von dämonischen Wesen, die keine menschlichen Empfindungen besaßen. Und das wußte Amun-Re nur zu genau.
    Es hatte keinen Sinn, um Gnade zu flehen. Für Tsat-hogguah und seine Wesen gab es diesen Begriff nicht.
    Sie wußten auch nicht, was Dankbarkeit war.
    Amun-Re spürte, wie ihm langsam, ohne daß noch Blut floß, das Leben aus den Adern gesaugt wurde. Langsam sank er, immer schwächer werdend, über dem Altar zusammen. Er schaffte es gerade noch, sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher