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032 - Die magische Seuche

032 - Die magische Seuche

Titel: 032 - Die magische Seuche
Autoren: B.R. Bruss
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schreib Philippe. Auch muß ich jemand von der Entdeckung informieren, die ich gemacht habe, obwohl ich fürchte, daß es bereits zu spät ist.
    Philippe beschrieb seine Arbeit im Weißen Turm und die erste Zeit in dem Gebäude, das ihnen allen eine unbestimmte Furcht einflößte. Er sprach über seine Kollegen und erwähnte, daß sie bald, nachdem sich die ersten Mini-Tornados ereignet hatten, an Professor Luern, dem Chef der Gruppe, eine gewisse geistige Veränderung festgestellt hatten. Das Problem, dessen Lösung er nicht näherkam, wurde für Luern zu einer fixen Idee, einem Wahn.
    Der Meteorologe, der uns besucht hatte, war Luern ein Dorn im Auge, schrieb Philippe. Beim Abendessen mit ihm erklärte Luern kochend vor Wut, daß die Ursache für die Tornados in dem Gebäude zu suchen sei, in dem wir uns befanden. Der Meteorologe widersprach nicht.
    Von da an wehte ein seltsamer Wind durch das Haus. Wir fühlten uns wie vom Wahnsinn verfolgt. Wir stellten die verrücktesten Hypothesen über Scheelrings Arbeiten und Entdeckungen auf. Und wir waren überzeugt davon, daß Scheelring irgendwo seine Notizen versteckt haben mußte. Forget, der Mathematiker, und Sarturoy, der Astronom, verbrachten Tage damit, sie zu suchen.
    Andre Surcq, der Chemiker, war der Meinung, daß man die Ursache für all die seltsamen Vorkommnisse, die sich in Hercenat und Umgebung ereigneten, in der Kristallkugel im zweiten
    Stock des Turms suchen mußte.
    Philippe schrieb, daß die Wissenschaftler der Ansicht gewesen wären, Scheelring habe sich das Leben genommen, weil er erkannt hätte, daß er die Gewalt über die Folgen seiner Erfindung verloren hatte.
    Er beschrieb die nächtelangen Diskussionen und die seltsame Angst, die sie verspürten, sobald sie sich allein in einem Raum befanden.
    Surcq hatte es sich in den Kopf gesetzt, fuhr der Brief fort, daß man den Sockel, auf dem die Kristallkugel ruhte, öffnen müßte, um zu sehen, was sich darin befand. Luern sprach sich voller Zorn dagegen aus.
    Er habe sich daraufhin mit dem Schriftstück Scheelrings beschäftigt, schrieb Philippe, daß er von mir erhalten hatte. Er und Cribes, der Elektronentechniker, hätten versucht, mit Hilfe des Elektronenrechners die rätselhafte Schrift zu entziffern.
    Und endlich, es war vorgestern, lieferte das Elekronengehirn eine komplizierte Antwort. Es gab einen Weg, ein von Scheelrings verstecktes Dokument zu entdecken, indem man sich an verschiedenen Punkten im Gebäude orientierte. Wir verbrachten die ganze Nacht damit, uns von Punkt zu Punkt weiterzuarbeiten und landeten schließlich in der Garage. Dort fanden wir ein Manuskript von einigen Seiten in der Handschrift Professor Scheelrings. Cribes, Tournay und ich gingen sofort in mein Zimmer, um es zu lesen, aber wir hatten Schwierigkeiten damit, denn einige Passagen sind einfach unleserlich. Ich habe den Eindruck, die Zeit reicht nicht aus, um diesen Brief fertig zu schreiben. Heute nacht gab es ein seltsames Schauspiel rund um den Weißen Turm. Hunderte von Flammen züngelten über das Plateau. Wir machen uns auf das Schlimmste gefaßt.
    Und so muß ich Euch, meine Freunde, wissen lassen, was die letzte Botschaft des Professors enthält, bevor es zu spät dazu ist. Ich bin sicher, daß Surcq und seine Freunde etwas vorhaben, und was Luern betrifft, so scheint er völlig den Verstand verloren zu haben.
    Wir haben unseren Kollegen noch nichts von unserer Entdeckung gesagt, und wir werden es vermutlich auch nicht tun. Cribes ist total erschöpft, ich selbst habe hohes Fieber. Daher werde ich nur die wichtigsten Passagen zitieren. Wenn mir noch Zeit bleibt, kann ich es morgen ganz abschreiben, aber ich fürchte …“
    „Ich kann nicht von dieser Welt gehen …“, begann Philippes Abschrift aus dem Manuskript des Professors, „ ohne einen Bericht zu hinterlassen. Aber ich muß sehr vorsichtig sein. Ob man ihn jemals finden wird? Ich weiß es nicht, aber ich muß das Risiko eingehen. Und derjenige, der ihn finden wird, muß auf jeden Fall schweigen. Ich weiß, daß er es tun wird, wenn er dieses Schriftstück zu Ende gelesen hat. Mein Leben war der Wissenschaft geweiht …“
    Hier, berichtete Philippe, folgt eine ausführliche Beschreibung seiner Arbeit und seiner Jugend.
    „Als ich noch ein Kind war“, fuhr Scheelring fort, „las ich einmal, daß große Dichter gesagt hätten, ihre größten und schönsten Werke seien ihnen von einer geheimnisvollen Stimme ‚diktiert’ worden, und Gelehrte
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