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032 - Die magische Seuche

032 - Die magische Seuche

Titel: 032 - Die magische Seuche
Autoren: B.R. Bruss
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sagte er. „Was? Das ist doch nicht möglich!“ Er sah uns an. „Ja, ich schicke Hilfe. Ich schicke einen Arzt und die Ambulanz. Ja, ja. Gleich, ja.“
    Er legte auf. Er war sehr blaß.
    „Der Bürgermeister von Lourcenat“, sagte er. „Mehrere Leute gingen gemeinsam aus einem Dorf in der Umgebung zurück, wo sie bei einer Taufe waren. Bevor sie nach Lourcenat kamen, sahen sie in der Nähe Flammen über die Felder huschen, die sich innerhalb von wenigen Augenblicken aber die Gruppe legten. Sechs Personen sind in den Flammen umgekommen, drei haben schwere Verbrennungen, leben aber noch. Der Bürgermeister war bei der Gruppe. Machen wir uns auf den Weg. Fordern Sie eine Ambulanz an, Dr. Nelsy.“
     

     
    Auf dem Weg nach Lourcenat sahen wir die Flammen, die über die Felder liefen.
    Die Einwohner von Lourcenat waren auf den Straßen. Sie waren so erschreckt wie wir auch. Die sechs Leichen lagen in einem Raum im Rathaus. Einer der drei Schwerverletzten starb, während wir ihm erste Hilfe leisteten. Die anderen beiden wurden mit der Ambulanz weggebracht.
    Wir wollten gerade wegfahren, als der Bürgermeister zu Leon Nelsy trat. „Dr. Nelsy, man ruft eben von Hercenat an. Sie möchten bitte so schnell wie möglich nach Hause kommen.“
    „Hat man Ihnen gesagt, weshalb?“
    „Nein, es wurde gleich aufgelegt. Eine Dame hat angerufen.“
    „Das war sicher meine Frau“, sagte der Chirurg. „Die dringenden Fälle nehmen einfach kein Ende.“
    Als wir wieder in meinem Wagen saßen, sagte Leon mit veränderter Stimme: „Ich bin so beunruhigt wie noch nie. Boze hat recht. Es ist wie verhext. Es ist schlimmer als Zauberei.“
    Ich fuhr so schnell wie möglich. Auch ich hatte ein schlechtes Gefühl, und mir war, als erlebte ich einen Alptraum.
    Es war drei Uhr dreißig.
     

     
    Auf der Treppe, die zu Leons Wohnung hinaufführte, trafen wir Lucie.
    „Du bist hier?“ fragte ich erstaunt. „Ist etwas passiert?“
    Sie senkte den Kopf. Dann griff sie nach Leons Händen.
    „Mach dich auf eine böse Überraschung gefaßt, Leon.“
    „Clara? Ist ihr etwas geschehen?“ fragte er erschrocken.
    „Nein. Aber komm schnell.“ Wir rasten die Treppe hinauf.
    Clara lag angezogen auf dem Bett. Sie setzte sich auf, als wir eintraten. Sie war totenblaß.
    „Liebling, was ist los?“ rief Leon und nahm sie in die Arme.
    „Endlich bist du da“, flüsterte sie unter Tränen. „Ich dachte schon, ich würde dich nicht wiedersehen.“
    Leon verstand die Worte falsch. Er dachte, Clara wäre außer sich vor Sorge um ihn, aber das war ein Irrtum.
    Er begriff, als er sie ansah.
    „Nein“, sagte sie. „Es geht um mich. Ich habe die Stimme gehört. Ich werde um sechs Uhr morgens sterben.“
    Ich sah, wie mein Freund versuchte, sich zu beherrschen. Aber es gelang ihm nicht ganz. „Das … das ist nicht möglich“, sagte er mit bebender Stimme. „Das ist nicht das gleiche wie bei den anderen.“
    „Aber Liebling“, sagte Clara traurig. „Es ist genau das gleiche. Versuch nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich verspreche dir, ich werde tapfer sein. Und wenn ich tot bin, geht weg von hier, so weit weg wie möglich.“
    Eine Stunde lang versuchten Leon und ich, sie von ihrer fixen Idee abzubringen, aber vergebens. Und je mehr Zeit verging, desto mutiger zeigte sich Clara, desto mehr ergab sie sich in ihr unabwendbares Schicksal, zum Unterschied von Leon, der Clara abgöttisch liebte und vor Angst außer sich war.
    Er gab ihr eine Injektion, etwas später eine zweite. Er nahm sie in seine Arme, preßte sie an sich und rief: „Nein! Nein! Es ist nicht wahr. Ich glaube es nicht.“
    Lucie saß in einem Lehnstuhl und weinte leise.
    Clara starb genau um sechs Uhr, nachdem sie einen kleinen Schrei ausgestoßen hatte. Der Morgen strahlte durch die Fenster. Leon saß reglos da und starrte Clara an.
    Nach einer langen Weile stand er auf und drückte Lucie und mir die Hand. „Geht nach Hause“, sagte er tonlos. „Ruht euch aus. Und schickt mir bitte eine Krankenschwester.“
     

     
    Ich schlief ohne Unterbrechung bis vier Uhr nachmittags. Lucie hatte alle Patienten weggeschickt und mich nicht geweckt.
    Als ich aufwachte, sagte Lucie, daß unser Hausmädchen uns verlassen hätte und in ihren Heimatort zurückgekehrt sei.
    Lucie brachte mir eine Tasse Tee, und ich war nahe daran, meiner Frau zu sagen, daß auch ich beschlossen hätte, die Gegend zu verlassen, aber dann ließ ich es bleiben.
    Ich ging zum Fenster. Der Platz war
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