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032 - Die magische Seuche

032 - Die magische Seuche

Titel: 032 - Die magische Seuche
Autoren: B.R. Bruss
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welche Möglichkeiten mir dann gegeben werden, die mir in diesem Augenblick noch unvorstellbar sind.
    Ich werde mir selbst das Leben nehmen, und zwar so, daß es den Anschein hat, als wäre ich eines natürlichen Todes gestorben.“
    Von hier an wird das Manuskript unleserlich. Vom folgenden sind nur diese Worte zu entziffern: „… ich glaube erkannt zu haben, daß mein Körper …“ und ein Stück weiter unten: „… daß man auf keinen Fall das Innere der Kristallkugel berührt …“
    Von allem übrigen glaube ich verstanden zu haben, daß Scheelring wiederholt davor warnt, die Kristallkugel zu demontieren. Im letzten Absatz gibt es wieder einige leserliche Passagen:
    „… das Gebäude zu sprengen, nachdem alle Bewohner evakuiert sind … aber außerdem …“ Der letzte Satz, der dreimal unterstrichen ist lautet: „Und vor allem muß meine Grabstätte gesprengt werden!“
    So. Das wäre alles. Mein Kopf droht zu zerspringen, und ich frage mich, ob ich nicht träume. Cribes schläft in seinem Lehnstuhl, oder ist er tot?
    Ich übergebe diesen Brief jetzt Girod. Sofort danach muß ich Surcq und seine Freunde benachrichtigen und sie warnen. Sie müssen das Manuskript Scheelrings lesen, bevor sie etwas Unüberlegtes tun und eine Katastrophe verursachen.
    Und Ihr, Georges, und Leon, macht schnell! Wenn Ihr zu spät kommt, dann tut, was Scheelring sagt. Sprengt das Mausoleum! Und sprecht mit niemandem über all das, denn die Folgen könnten entsetzlich sein.
    So endete Philippes Brief. Er hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, ihn zu unterschreiben. Aber ich kannte seine Schrift zu gut, als daß ich gezweifelt hätte, daß er nicht von ihm stammte.
    Und Philippe, auch darüber gab es keine Zweifel, war unter den Trümmern des Weißen Turms begraben.
     

     
    In den ersten beiden Wochen nach dem Tod der neun Gelehrten waren die Zeitungen natürlich voll mit Berichten über die rätselhaften Ereignisse um Hercenat. Eine Welle von Reportern, Wissenschaftlern und Neugierigen überschwemmte die Stadt. Alle bemühten sich, eine Erklärung zu finden.
    Am Morgen nach der Zerstörung des Weißen Turms standen Lucie und ich zeitig auf, um zur Beerdigung unserer lieben Clara zu gehen.
    Wir hatten Leon überredet, den Rest des Tages bei uns zu verbringen. Er war am Ende seiner Kräfte.
    Während Lucie ins Schlafzimmer ging, um sich ein wenig hinzulegen, erzählte ich meinem Freund von den Ereignissen der vergangenen Nacht.
    „Du mußt Philippes Bericht lesen“, sagte ich.
    Er machte eine abwehrende Handbewegung.
    „Der Brief war an uns beide gerichtet“, sagte ich.
    „Wozu soll das gut sein“, meinte er gleichgültig. „Philippe ist tot. Man soll die Toten ruhen lassen.“
    „Entschuldige, aber das ist wichtig!“ rief ich. „Du mußt dich einfach dazu zwingen! Komm!“
    Schließlich nahm er die Blätter. Ich ließ ihn ohne Unterbrechung lesen und beobachtete sein Gesicht.
    „Ich hätte nicht gedacht, daß sie bereits an einem derartigen Punkt angelangt waren, da draußen …“, sagte er nachdem er einige Seiten gelesen hatte.
    Er las den Brief ohne weiteren Kommentar zu Ende.
    „Du hattest recht, mich zum Lesen zu zwingen“, sagte er dann. „Es ist beängstigend. Es ist nur schade, daß Philippe uns nicht Scheelrings vollständiges Manuskript überlassen konnte.“
    „Er wollte es Surcq zeigen. Das sagt er ja am Ende des Briefes. Und Surcq war verrückt.“
    „Das glaube ich nicht“, meinte Leon nachdenklich. „Er glaubte, das Richtige zu tun. Vermutlich war er es auch, der Luern verletzt hat, weil er sich ihm entgegenstellte.“
    „Vermutlich.“
    „Sicher ist jedenfalls, daß es zu dieser Tragödie nicht gekommen wäre, wenn Philippe Surcq rechtzeitig hätte warnen können.“
    Das Telefon läutete. Es war Boze, den wir am Morgen bei Claras Begräbnis getroffen hatten.
    „Es geht weiter“, sagte er. „Ich habe in diesem Augenblick Meldung bekommen, daß es in Lornat und Burlat drei Mini-Tornados gab. Und ich höre auch von mehreren Todesfällen, die vorher in gewohnter Weise angekündigt wurden.
    Eines der beiden Opfer der Tornados in Lornat lebt noch. Können Sie kommen?“
    „Nein“, sagte ich. „Verständigen Sie Doktor Sirval.“
    „Es geht tatsächlich weiter wie früher“, meinte Leon, als ich aufgelegt hatte. „Aber sagt nicht Scheelring in dem Manuskript ausdrücklich, daß es nicht genügt, den Turm zu zerstören?“
    „Scheelring … Ich frage mich, was er wohl alles gewußt
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