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032 - Der Opferdolch

032 - Der Opferdolch

Titel: 032 - Der Opferdolch
Autoren: Dämonenkiller
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diesen Ort wie die Lire in den Klingelbeutel. Gott sei mir gnädig! Alle Heiligen steht mir bei!«
    Der Hochgewachsene kam näher. »Domino Callabro?« fragte er mit Grabesstimme.
    Etwas klapperte wie Kastagnetten, und Callabro merkte zu seinem Ärger, daß es seine Zähne waren.
    »J-ja«, brachte er hervor. »Ich habe die Bibeln.«
    Der Hochgewachsene lachte dumpf.
    »Du hast Angst, ja? Komm, mein Freund, gib mir die Bibeln! Dann sollst du deinen Lohn bekommen.«
    Callabro wurde die Sache immer unheimlicher. »Erst das Losungswort!« verlangte er.
    Der Hochgewachsene streckte die Arme aus. Wie eine riesige Fledermaus sah er aus. Sein Gesicht war ein bleicher Fleck in der Dunkelheit.
    Der »heilige Callabro« nahm seine Taschenlampe, leuchtete ihm ins Gesicht und erstarrte vor Schreck.
    Der Hochgewachsene wirkte geisterhaft bleich. Seine Augen waren völlig weiß, ohne Iris und Pupille. Und er hatte lange Vampirzähne.
    Kein Zweifel, er war ein Vampir; und er wollte Callabros Blut. Schon hatte er ihn an der Kehle gepackt. Im letzten Augenblick fiel die Erstarrung von Callabro ab. Er steckte dem Vampir die Bibel zwischen die Zähne, gerade als dieser zubeißen wollte. Der Vampir ließ Callabro los und fuhr zurück.
    Domino Callabro schlug ein Dutzend Kreuze und rief alle Heiligen an, die ihm einfielen. Der Vampir schleuderte die Bibel zur Seite. In seinen weißen Augen glomm ein dämonischer Funke. Wieder wandte er sich Callabro zu.
    Der nahm eilends eine neue Bibel aus dem Koffer, knipste die Taschenlampe an und begann laut zu lesen. Zunächst las er aus der Schöpfungsgeschichte. Der Vampir zauderte. Callabro blätterte rasch weiter und kam zu den Ahnen des König David. Die endlose Litanei, wer der Sohn von wem gewesen war, beeindruckte den Vampir nicht sonderlich. Er rückte Callabro näher. Dem standen die Haare zu Berge. Er schlug eilends eine andere Stelle auf, und diesmal hatte er Glück. Er geriet an eine Teufelsaustreibung Jesu. Jesus hatte einen ganzen Schwarm von Teufeln aus einem Besessenen ausgetrieben und in eine Herde von Schweinen gebannt. Die Schweine wurden tollwütig, stürzten sich in einen See und ertranken.
    Callabro skandierte die Worte. Er schleuderte sie dem Vampir ins Gesicht. Der klapperte mit den Lidern und heulte schaurig. Etwas an dieser alten Geschichte verursachte ihm Qualen und Schmerzen. Er drehte sich um und floh.
    Callabro las auch noch weiter, als der Vampir schon längst in der Dunkelheit verschwunden war. Er las, bis der Morgen graute. Um nichts in der Welt hätte er sich von der Stelle gerührt, sich in einem Gelände bewegt, in dem es Vampire gab.
    Im Morgengrauen hatte Callabro einen großen Teil des Neuen Testaments laut vorgelesen. Er war übernächtigt und fror. Er steckte zwei Bibeln ein, ließ seinen Koffer zurück und machte sich auf den Weg zu der alten Festung Kanina. Hier wollte er sich verstecken, bis er in der Nacht wieder abgeholt wurde. Mit dem Bibelgeschäft war es diesmal nichts gewesen. Er war froh, von dem Hügel mit der düsteren Ruine und der Templereiche wegzukommen.
    Callabro hatte gerade drei Viertel des Weges zurückgelegt, als er den Lastwagen hörte. Er verbarg sich im Gebüsch am Wegrand, denn er fürchtete, daß es die Miliz sein könnte.
    Der Lastwagen fuhr an ihm vorbei, zur Festung hinauf. Es war kein von einem roten Stern gekennzeichnetes Milizauto. Callabros Neugierde war geweckt. Was wollten Leute um diese Zeit auf der alten Festung? Er eilte den steinigen Weg hinauf. Der Atem wurde ihm knapp.
    Der Lastwagen hielt im Innenhof der Festung, einem wuchtigen, moosüberwucherten Bauwerk mit acht noch stehenden Türmen. Callabro verbarg sich hinter dem offenstehenden Tor. Die hintere Ladeklappe des Lastwagens war geöffnet worden. Seltsame Gestalten hantierten in hektischer Eile herum, denn bald mußte die Sonne aufgehen.
    Callabro erschrak zutiefst, als er die Gestalten näher sah. Es waren Schreckenserscheinungen mit grünlichen Gesichtern.
    Einige waren teilweise schon verwest, andere verstümmelt. Sie trugen modrige Gewänder und hatten langes, verfilztes Haar. Bei mehreren sprossen wuchernde Bärte in den bleichen Gesichtern. Vor den Augen des entsetzten Callabro luden sie einen länglichen Fellballen vom Lastwagen ab.
    Es wurde immer heller. Callabro sah, wie einer der Schrecklichen ein Ende des Fellballens aufschnitt. Er hätte fast aufgeschrien, als ein Männerkopf zum Vorschein kam, der Kopf eines Mannes mit dunklem Haar und einem über
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