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0318 - Auf der Straße des Grauens

0318 - Auf der Straße des Grauens

Titel: 0318 - Auf der Straße des Grauens
Autoren: Auf der Straße des Grauens
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Zeitungen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Hast du gelesen, dass einer gewissen Mrs. McLean Schmuck geraubt wurde?«
    In seinen tief liegenden Augen glomm es auf.
    »Habe es genau gelesen, G-man. Die Zeitungen brachten eine Menge Einzelheiten darüber. Auch der Schmuck wurde genau beschrieben. Fast ausschließlich Smaragde. Schwer zu verkaufendes Zeug. Muss alles aus den Fassungen gebrochen werden. Wenn man ein wenig Geld hineinsteckt, die Steine völlig neu einfasst, und die ursprünglichen Fassungen einschmilzt, könnte es ein tolles Geschäft werden.«
    »Wie viel müsste ein Hehler für den Schmuck bezahlen?«
    »Kommt darauf an, wer das Zeug in den Händen hält. Wenn es ein Anfänger ist, kann er ihn auf zehntausend Dollar herunterhandeln. Wenn aber eine richtige Gang das Ding gedreht hat, eine Gang mit einem Boss, der Bescheid weiß und der ein bisschen während der Verhandlung mit seiner Pistole spielt, wird er auf dreißigtausend raufgehen müssen.«
    Porowsky sprach über nichts lieber als über Hehlergeschäfte. Auch als ein Mann mit einer Zuchthausnummer auf der Jacke, vergaß er seine Glanzzeiten nicht. Er rauchte und trank nicht. Ihn quälten keine Leidenschaften außer der einen: gestohlenes, geraubtes Gut für fast nichts zu kaufen und mit tausendprozentigen Gewinn zu verkaufen. Er war ein Hehler aus Leidenschaft fürs Hehlen. Auch die sieben Jahre Zuchthaus würden ihn nicht heilen.
    »Der McLean-Schmuck wäre ein schönes Geschäft für dich gewesen, Sam«, sagte ich, »aber du kannst es nicht machen. Wer macht es?«
    Seine Augen schienen noch tiefer in die Höhlen zu sinken. Er schwieg, aber seine Finger bebten.
    »Wenn man sich vorstellt, wie das Zeug dem Mann durch die Finger gleitet«, sagte Phil in einer Weise, als spräche er nur so vor sich hin. »Eine Halskette, ganz aus Smaragden in einer Platinfassung, jeder Stein von vier halbkarätigen Brillanten umgeben. Dann das Diadem. Der Hauptstein soll acht Karat haben. Die Ohrclips hatten jeder einen Smaragd in Traubenform, und der Ring trug ein Ding wie ein Kieselstein.«
    Porowsky Finger bebten stärker.
    »Der Mann, der das Zeug von der Frau herunterpflückte, arbeitete auf eigene Faust. Er war kein Boss mit einer ganzen Gang hinter sich, sondern nur ein Bursche, der Geld brauchte. Nicht zehn-, höchstens siebentausend Dollar wird der Hehler, an den er gerät, dafür bezahlen müssen. Das Platin allein deckt die Unkosten. Ein Geschäft, wie es nur alle hundert Jahre einmal vorkommt.«
    Porowsky gab einen röchelnden Seufzer von sich.
    Seine Stimme bebte wie seine Hände, als er sagte: »Seitdem ich sitze, kommt für ein wirklich großes Geschäft mit kostbarem Schmuck nur Harvey in Betracht.«
    »Danke, Sam«, sagte ich. »Wenn es sich trifft, erweise ich dir auch eine Gefälligkeit.«
    Er schluckte. »Lasst mich wissen, ob es euch gelungen ist, ihm das Geschäft zu verderben.«
    Ich drückte einen Klingelknopf. Die beiden Beamten kamen herein, um Sam in das Gefängnis zurückzubringen, wo ihm noch sechs Jahre Zeit blieben, von großen Hehlergeschäften zu träumen.
    ***
    Harvey trug einen langen, schwarzen Vollbart und einen schwarzen, zugeknöpften Mantel nach der Art der Methodistenprediger.
    Er betrieb ein Andenkengeschäft in der Nordfolk Street, einen kleinen Laden, dessen Regale mit verstaubten Empire-States-Buildings aus Gips, Indianerpuppen und Freiheitsstatuen in allen Größen gefüllt waren. Er verkaufte so gut wie nichts von dem Kram. Seine wirklichen Geschäfte wickelte er im düsteren Hinterzimmer ab.
    Als Phil und ich den Laden betraten, schepperte eine dünne Klingel. Er zuckte unmerklich zusammen, als er uns sah. Obwohl wir dem Hehler noch nie begegnet waren, witterte er mit sicherem Instinkt in uns die Polizisten.
    »Sie wünschen?«, fragte er mit einer dünnen, brüchigen Stimme.
    Harvey gab sich in seinem Äußeren den Anschein, alt und gebrechlich zu sein. Er ging vornübergebeugt, schlurfte und sprach wie ein alter Mann. Aber seine Hände und die breiten Schultern verrieten, dass er alles andere als schwächlich war.
    Ich hielt ihm ein gestempeltes Dokument unter die Nase.
    »Das ist ein Haussuchungbefehl, Harvey«, sagte ich. »Sie werden dringend der Hehlerei verdächtigt.«
    Er begann zu zetern, aber sein Zetern war nur Theater, zu dem er sich verpflichtet fühlte. Ich spürte genau, dass er in Wahrheit vor der Haussuchung keine Angst hatte.
    Das Ergebnis fiel entsprechend aus. Der wertvollste Gegenstand, den wir in
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