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0318 - Auf der Straße des Grauens

0318 - Auf der Straße des Grauens

Titel: 0318 - Auf der Straße des Grauens
Autoren: Auf der Straße des Grauens
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Harveys Laden, dem Hinterzimmer und der winzigen Schlafkammer, die sich daran anschloss, fanden, war eine Freiheitsstatue aus gold lackierter Bronze, die mit acht Dollar ausgezeichnet war.
    Wir brauchten wenig mehr als ein halbe Stunde zu der Durchsuchung. Sie endete dort, wo sie begonnen hatte, an der Ladentheke.
    Harvey grinste im Schutz seines Vollbartes.
    »Harvey, dass Sie ein kleiner schäbiger Hehler sind, wissen wir so genau wie die Jungs, die Ihnen ihre Beute aus schmutzigen Diebstählen bringen. Eines Tages wird Sie die City-Police deswegen hochnehmen. Uns geht es um eine größere Sache. Haben Sie von dem Raub der McLean-Juwelen gehört?«
    »Nein«, brummte er.
    »Lügen Sie nicht unnötig. Die Zeitungen haben balkendick darüber berichtet. Nicht in den Zeitungen steht, dass bereits ein Mord an dem Schmuck hängt. Sie wissen, wie hart die Richter mit einem Hehler umspringen, der Mordware verhökert.«
    Die Mitteilung traf ihn. Er zerrte nervös an seinen Bartsträhnen. Beute, die aus einem Verbrechen stammte, bei dem ein Mord begangen worden war, galt bei allen Hehlern als besonders heiß.
    »Habe nichts davon gelesen«, grunzte er. »Es hieß in den Zeitungen, der Junge, der das Ding drehte, hätte sie geplündert, ohne sie groß zu schädigen.«
    »Stimmt, aber er killte den Mann, der ihm den Wagen besorgte. Haben Sie schon mal den Namen Adley Parrack gehört?«
    Bevor Harvey antworten konnte, schepperte die Ladenklingel.
    Phil und ich drehten uns um. Im Eingang standen drei Männer. Sie zögerten bei unserem Anblick.
    »Noch Kundschaft im Laden, wie ich sehe«, sagte der vorderste, ein mittelgroßer, drahtig wirkender Bursche.
    »Komme später noch einmal vorbei.«
    Ich erkannte ihn an der Stimme.
    »Komm herein, Ramy«, sagte ich. »Du triffst nur alte Bekannte.«
    »Ach, Sie sind’s G-man«, antwortete er, obwohl er mich sicherlich auf den ersten Blick erkannt hatte. Die Hände in den Taschen, kam er näher, aber die beiden Jungs in seiner Begleitung, große, schwere Kerle, blieben neben der Tür stehen.
    Mit Ramon River war ich vor zwei Jahren mal aneinandergeraten. Damals dirigierte er eine winzige Drei-Mann-Gang, die mühselig zwischen dem dreizehnten und achtzehnten Pier ihr Leben fristete, indem sie den Seeleuten auf die eine oder andere Weise die Taschen leerte.
    Seitdem hatte ich ihn aus den Augen verloren. Er schien der kleine Gangster geblieben zu sein, wie sie zu Hunderten in allen Hafenstädten der Erde existieren.
    Ramon schob den Hut ins Genick. Zwei Fingerbreit über der Schläfe schimmerte weiß eine Narbe im schwarzen Haar.
    »Nett, Sie wieder zu sehen, G-man«, sagte er und winkte mit der sehnigen Hand.
    River war um die dreißig Jahre alt. Er hatte etwas von der Elastizität einer Stahlklinge in seinen Bewegungen. Auf den ersten Blick schien sein Gesicht nicht schlecht geschnitten zu sein. Nur die eng stehenden, unsteten Augen verrieten, dass Ramy River alles andere als ein freundlicher Zeitgenosse war.
    »Machst du Geschäfte mit Harvey?«, fragte ich.
    Er grinste und zeigte ein tadelloses Gebiss.
    »Ich wollte ein Andenken bei ihm kaufen.«
    »Willst du New York verlassen?«
    Er bewegte die Schultern wie ein Boxer, der die Muskeln für den Kampf lockert.
    »Weniger denn je.«
    »Laufen die Geschäfte gut?«
    »Leidlich, G-man!«
    »So gut, dass du dir eine Leibgarde leisten kannst?« Ich zeigte auf die beiden Burschen an der Tür.
    »Soweit habe ich es noch nicht gebracht. Es sind Freunde, die ich zufällig traf.«
    Einer der beiden Männer setzte sich in Bewegung und kam auf uns zu. Er ging schwerfällig und setzte bei jedem Schritt die ganze Sohle auf den Boden wie ein auf zwei Beinen watschelnder Bär. Seine Füße mussten so platt sein wie Pfannkuchen.
    »Wer sind die Leute?«, fragte er. Auch seine Stimme klang wie das Grollen eines gereizten Grizzly.
    Rivers Grinsen erlosch.
    »Mach dir keinen Ärger, Sol«, sagte er hastig. »Sie sind G-men.«
    Der »Bär« musterte uns mit dem Ausdruck völliger Verachtung.
    »Na, wenn schon«, grunzte er. Er hatte ein quadratisches Gesicht, das aussah, als wäre es mit einem Beil aus einem Holzklotz herausgehauen worden.
    »Sie fragten mich nach Adley Parrack«, sagte Harvey plötzlich. Eine Warnung lag in seinem Tonfall.
    Der große Kerl warf den Kopf in den Nacken und lachte brüllend auf.
    In Rivers Gesicht zuckte es.
    »Ich will nicht länger stören, G-men«, sagte er. Er packte den lachenden Kerl am Arm und zerrte ihn zum
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