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0317 - Okastras Grusel-Keller

0317 - Okastras Grusel-Keller

Titel: 0317 - Okastras Grusel-Keller
Autoren: Jason Dark
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England los. Was der Knabe nur hatte? Darwood wußte selbst, daß auch seine Landsleute oft genug Angst vor Friedhöfen besaßen, aber diese übertriebene Furcht, die er da erlebt hatte, war ihm wirklich nicht geheuer. Noch einmal erwischte ihn das Licht des Scheinwerfers, als der Spanier seinen Wagen wendete, zweimal rangierte und den Weg wieder zurückfuhr.
    Henry Darwood war allein. Allein in einem fremden Land und allein in einer Gegend, die er nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Ein wenig seltsam war ihm schon zumute, denn die Dunkelheit, die Nacht, der Mond, die Umgebung, sie alle trugen nicht dazu bei, ihm ein positives Lebensgefühl zu geben.
    Ein Zurück gab es für ihn nicht. Er hatte einen Job und wurde dafür bezahlt.
    Unter der Jacke trug er die automatische Schnellfeuerpistole. Damit konnte man sich schon einige Gegner vom Leib halten. Wenn sie ihn entdeckten, mußte er schießen und vor allen Dingen schneller als die anderen sein.
    Daran gab es nichts zu rütteln, Gnade kannte die andere Seite nicht.
    Dazu stand zuviel auf dem Spiel. Wenn Separatisten und Terroristen NATO-Geheimnisse verkauften, um damit ihre Bewegung finanzieren zu können, gingen sie über Leichen.
    Henry Darwood hatte gearbeitet. Nicht umsonst nannte man ihn den Wühler. Er war dieser Gruppe auf die Spur gekommen und wenn London das Ergebnis erfuhr, würde man dort rotieren.
    Darwood gab genau acht. Er war es gewohnt, mit einem Hinterhalt zu rechnen. Wahrscheinlich hatte auch die andere Seite herausgefunden, daß man ihr auf die Spur gekommen war, und seine Gegner kannten sich in diesen Bergen aus. Sie waren gewissermaßen ihre Heimat. Hier agierten, reagierten und kämpften sie.
    Bei jedem Stein, der unter seinen Sohlen wegrollte, zuckte der Mann zusammen. Er haßte es, daß er auf seinem Marsch Geräusche verursachte. In der Stille und der klaren Luft waren sie einfach zu weit zu hören, leider nicht zu ändern.
    Und so ging er weiter.
    Schon bald verschwand die Felswand an der rechten Seite. Sie wurde flacher, bis sie sich dem Niveau des Bodens anglich und Henry Darwood sein Ziel erreicht hatte.
    Vor ihm lag das große Plateau - und der Friedhof!
    Er blieb an der Grenze des Totenackers stehen und duckte sich wenig später hinter einem Felsen. Falls seine Feinde schon eingetroffen waren, sollten sie ihn so spät wie möglich entdecken, falls dies nicht schon geschehen war.
    Er sah nichts.
    Noch immer leuchtete der Mond am schwarzen Himmel. Der Rand des Erdtrabanten schimmerte tatsächlich bläulich, und so etwas hatte selbst Darwood noch nicht gesehen. Der Mond beleuchtete eine schaurige Szenerie. Der Friedhof konnte, wenn man es völlig wertfrei sah, als Ort der Stille bezeichnet werden. Hier oben rührte sich tatsächlich nichts. Der Wind war eingeschlafen, so daß selbst das karge Felsgras, das an einigen Stellen wuchs, nicht schwankte.
    Die Stille konnte man auch mit dem Wort gespenstisch umschreiben.
    Es gab keine Holzkreuze auf dem alten Totenacker. Nur Grabmäler aus Stein. Manche in wuchtiger Kreuzform, andere wiederum nur grobe Klötze, einige auch zu Figuren geformt, oder ganz einfach nur Platten, die auf dm Gräbern lagen.
    Am Ende des Friedhofs stand ein kleines Gebäude. Der schmale, aber nicht hohe Turm wies auf eine Kapelle hin. Dicht unter dem spitzen Dach des Turms befand sich eine rechteckige, fensterartige Öffnung.
    Henry Darwood hatte gute Augen.
    Er schaute genau hin und erkannte die Umrisse einer Glocke.
    Das war die Totenglocke!
    Einen Menschen sah er nicht. Der Friedhof war leer.
    Darwood blickte auf seine Uhr. Noch eine Viertelstunde bis Mitternacht. Um diese Zeit, so lauteten seine Informationen, sollten die anderen kommen.
    Seine Feinde…
    Darwood überlegte. Waren es wirklich nur seine Feinde? War nicht auch der Totenacker sein Feind, das gesamte Umfeld, das in einer so unheimlichen Stille lag, die ihm überhaupt nicht paßte.
    Er dachte wieder an die Worte des Taxifahrers. Der Mann hatte ihn gewarnt.
    Von einem Sarazenen-Mond hatte er gesprochen. Was sollte das bedeuten?
    Darwood schalt sich selbst einen Narren, daß ihm diese Gedanken kamen und er sich verrückt machen ließ. Es war Quatsch. Geister gab es nicht, und die Toten waren die ruhigsten Leute, wie er immer meinte.
    Die konnten ihm nicht gefährlich werden. Anders sah es mit den Basken aus. Sie würden schießen, wenn sie ihn sahen und die Ruhe des Friedhofs durch knatternde MPI-Salven zerhacken.
    Dennoch überzog ihn eine Gänsehaut,
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