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0317 - Okastras Grusel-Keller

0317 - Okastras Grusel-Keller

Titel: 0317 - Okastras Grusel-Keller
Autoren: Jason Dark
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Plateau. Für Darwood war es eine Totenmusik, aber er hatte noch nicht aufgegeben. Die unheimliche Gestalt sollte ihn nicht bekommen. Zum Glück war er austrainiert, besaß eine gute Kondition und würde es auch schaffen, dem Wesen durch schnelles Laufen zu entkommen.
    Er beeilte sich.
    Wie ein Roboter lief er, nachdem er auf dem Absatz kehrtgemacht hatte. Jetzt lag der Friedhof vor ihm, und die Grabsteine kamen ihm plötzlich vor wie geisterhafte Helfer der ihn verfolgenden, unheimlichen Gestalt.
    Darwood keuchte. In der kühlen Luft kondensierte der Atem vor seinen Lippen zu grauweißem Dampf. Er nahm auch nicht mehr den normalen Mittelweg des Friedhofs, sondern kürzte ab.
    Quer über die Gräberfelder lief er. Damit hatte er Sekunden gewonnen.
    Darwood wußte, daß er verfolgt wurde, doch er hörte nichts. Die unheimliche Gestalt bewegte sich mit einer erschreckenden Lautlosigkeit und dennoch zielstrebig.
    Manchmal stützte sich der Mann auch an den Grabsteinen ab, und er sah plötzlich das Denkmal in seiner unmittelbaren Nähe, das er als so unheimlich empfunden hatte.
    Es war der auf dem Sockel stehende Engel, der in einer Hand ein Schwert hielt und in der anderen einen Totenschädel.
    Darwood drehte den Kopf. Eine schnelle Bewegung, kaum zeitlich zu erfassen, dennoch erkannte der Agent das Gesicht des Engels.
    Lächelte er?
    Darwoods Augen wurden groß. Er lief nicht mehr weiter und glaubte, ein Zittern des Schwerts erkennen zu können, wobei sich ebenfalls der Kiefer des Totenschädels bewegte.
    Das war schon der nackte Terror!
    Darwood spürte den Würgegriff der unheimlichen Atmosphäre, die über dem Friedhof lastete, und er hatte plötzlich das Gefühl, in einer lebensgefährlichen Falle zu stecken.
    Die schnappte im nächsten Moment zu.
    Bevor Darwood reagieren konnte, gab der Boden des Grabs unter seinen Füßen nach. Er sackte in die Tiefe. Ein Schrei verließ seinen Mund. Er schleuderte die Arme in die Höhe, ließ die Pistole fallen, und es gelang ihm, sich mit einer Hand an dem rechten ausgestreckten Arm des Engels festzuklammern.
    Ein Fluch drang über Darwoods Lippen. Fast hätte ihn diese heimtückische Falle erwischt. Schnell warf er einen Blick nach links.
    Dort kam die Gestalt!
    Selbst die aus dem Nebel stechende Schwertspitze besaß einen bläulichen Schimmer.
    Noch war die Distanz für eine Flucht groß genug. Darwood gratulierte sich selbst zu seiner hervorragenden Reaktion.
    Das änderte sich rasch.
    Als er die Beine anziehen wollte, stellte er mit Schrecken fest, daß dies nicht möglich war.
    Jemand hielt in der Tiefe seine Füße fest, obwohl er keine Berührung spürte.
    Henry Darwood war Realist. Wenn es ihm nicht gelang, diesen Griff zu sprengen, würde der verlassene Bergfriedhof hier im Westen Spaniens zu seinem Grab werden.
    Er versuchte alles.
    Mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft klammerte er sich am steinernen Arm des Engels fest. Er hatte jetzt beide Hände so hart darum gekrallt, daß die Innenflächen bereits schmerzten, denn das Gestein war rauher, als es beim ersten flüchtigen Hinschauen ausgesehen hatte. Mit Klimmzügen hatte Darwood es oft genug geschafft, über hinderliche Mauern zu klettern. Das versuchte er jetzt auch, doch er kam nicht hoch, weil die Kraft seiner Arme von der an seinen Füßen ziehenden kompensiert wurde.
    Darwood hing in der Falle!
    Und die Gestalt kam näher.
    Sie beeilte sich nicht einmal. Behielt eiskalt die Schrittfolge bei, und gerade dieses langsame Gehen war für den am Arm des Grabengels hängenden Mann wie eine schlimme Folter. Der andere wußte haargenau, daß ihm der Mensch nicht entkommen konnte. Wenn jemand den Friedhof beherrschte, dann der Unheimliche.
    Wie unter einem inneren Zwang hatte Darwood den Kopf gedreht. Die Gesichtszüge glichen denen einer Maske, so verzerrt waren sie. Der Schweiß rann in Strömen über seine Wangen, an der Stirn hatte er sich gebildet und konnte von den Brauen nicht mehr aufgehalten werden, so daß er in seine Augen lief und dort salzig brannte.
    Darwood schrie nicht, obwohl er es am liebsten getan hätte. Er hing am Arm des steinernen Engels fest und spürte den Sog an seinen Füßen, der aus einer unheimlichen Tiefe drang.
    Laß los! Laß doch einfach los! Diese Gedanken kamen ihm automatisch. Noch wollte er nicht. Darwood betrachtete den Arm nach wie vor als einen Rettungsanker, der hoffentlich noch halten würde.
    Der Unheimliche war da.
    Einen halben Schritt neben Henry blieb er stehen.
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