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0316 - Krakenfluch

0316 - Krakenfluch

Titel: 0316 - Krakenfluch
Autoren: Rolf Michael
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stellten ihre Heere gegen die Große Schlange auf. Doch da erhob sich Dengei und der Schädel stieß an die Wolkendecke. Eine ungeheuere Wasserflut stürzte herab. Kein Regen, wie wir ihn heute kennen und es währte viele Tage. Da stieg auch das Meer empor und überflutete alles Land und ertränkte die Heere der Menschen, die gegen Dengei zu Felde gezogen waren. Doch als Dengei das Werk vollendet hatte, glitt die Große Schlange ins Wasser des Meeres und verschwand für alle Zeiten. Nein, nicht für alle Zeiten. Denn nun ist Dengei zurückgekehrt. Wenn uns die Große Schlange seine Macht zeigt, dann werden wir sie wieder verehren. Wenn sie hierher kommt, dann werden wir sie anbeten und ihr opfern!«
    »Und was wird das Opfer sein?« fragte Sabine Janner neugierig.
    »Das Kostbarste, was unser Dorf beherbergt!« sagte der Häuptling langsam. »Ein schönes Mädchen!«
    »Aber das geht doch nicht!« brauste Sabine auf und erhob sich.
    Ihre blauen Augen funkelten den Häuptling an. »Das ist doch Barbarei. Niemand im Dorf wird zulassen, daß seine Tochter einer Meeresbestie vorgeworfen wird!«
    »Es ist auch keins der Mädchen von hier als Opfer ausersehen!« sagte der Häuptling mit bedeutendem Blick. Und dann im Eingeborenendialekt mit scharfer Stimme: »Packt sie und bindet sie an den Pfahl! Wenn Dengei erscheint, wird ihr gläubiges Volk das Opfer bereit halten!«
    Sabine Janner spürte, wie sich kräftige Hände von hinten um ihren Körper schlangen. Sie sah braune Arme, die sie umklammert hielten. Andere zogen ihr die Hände auf den Rücken und schnürten sie mit dünnen Bastseilen zusammen.
    Die Männer mußten so leise wie Geister hinter sie getreten sein, denn das Girl hatte sie überhaupt nicht bemerkt. Als sie begriff, was mit ihr geschah, war sie bereits gefesselt.
    »Was soll das?« stieß Sabine hervor. »Was wollt ihr mit mir machen?«
    »Ich habe meinen Kriegern erklärt, daß ich dich als Opfer ausersehen habe, wenn Dengei kommt und unsere gläubige Verehrung prü- fen will. Ein. Mädchen mit einer Haut wie Milch und dem Haar von der Farbe der Sonne während ihre Augen so blau wie der Ozean sind. Die Große Schlange wird uns gnädig sein wie in den Tagen vor der großen Flut!«
    »Ihr wollt mich… an den Kraken verfüttern, wenn er wieder kommt?« stieß das Mädchen entsetzt hervor.
    »Es ist kein Krake. Es ist Dengei!« erklärte der Häuptling mit fester Stimme. »Die Große Schlange beliebte diesmal, den Körper eines Polypen zu erwählen!«
    »Aber der ist so groß geworden, weil ein Wissenschaftler mit ihm experimentiert hat. Habt ihr nicht gehört, daß er einen Oktopus im Becken hatte? Loana, das Mädchen, das mich herbrachte, hat es mir genau erzählt!«
    »Wir wissen es. Doch dieser Krake war kleiner. Er war es sicherlich, der Dengei angerufen hat – und Dengei ist wieder aus den Fluten des Ozeans aufgetaucht, um ihn zu retten. Dengei kann alles. Die Große Schlange hat das Haus zerstört und den Frevler gestraft. Und sie war es auch, die euer Schiff zerstört und deinen Gefährten getötet hat. Dengei will, daß das Volk von Fidschi wieder alleine und in Frieden leben kann. Die Große Schlange wird alle Fremden vernichten und vertreiben, die sich ihr nicht unterwerfen – wie wir es tun!«
    Dann rief er wieder einige Worte an die Männer, die das Mädchen festhielten. Sabine wurde hochgehoben und unter triumphierenden Gesängen zum Strand hinab getragen. Die Gesänge konnte Sabine nicht verstehen. Doch sie nahm an, daß es sich um Choräle zu Ehren des Götzen handelte.
    Die letzten Strahlen einer rot herabsinkenden Sonne überfluteten den Körper des Girls wie ein Purpurtuch. Sabine drehte sich in den Händen der Krieger, trat mit den Beinen und versuchte zu beißen.
    Doch entweder waren die Insulaner schmerzunempfindlich oder sie traf nicht die richtigen Stellen.
    Gebieterische Worte des Häuptlings rief die Prozession zurück ins Dorf.
    Zwei mächtige, ausgehöhlte Baumstämme, über die Felle gespannt waren, hatte man aufgestellt. Vier kräftige Gesellen mit armdicken Ästen traten heran und hieben im gleichmäßigen, monotonen Rhythmus darauf.
    Das wummernde Dröhnen der Trommeln mischte sich mit dem Ruf der Insulaner.
    »Bum – Bum – Bum!« – »Dengei!« So scholl der Klang der Trommel und die Stimmen der Menschen.
    »Bum – Bum – Bum!« – »Dengei!« Immer wieder erklang es in nervenzermürbender Monotonie. Vier kräftig gebaute Männer zerrten Sabine Janner zu einem
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